Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hassbluete

Hassbluete

Titel: Hassbluete
Autoren: Agnes Kottmann
Vom Netzwerk:
aber der hatte sowieso nur Stoffhosen im Schrank. Robin blickte auf den Boden und tat so, als müsste er an seiner Kette etwas kontrollieren. Zwischendurch guckte er nur einmal kurz hoch zu uns und sagte: »Hallo.«
    Was wollte er verdammt noch mal schon wieder hier? Wieso war er zurückgekommen? Jetzt stand er wieder blöd neben uns rum, ohne dass wir oder er selbst wussten, warum.
    »Hallo«, antwortete Mike kurz, um seine Augen sofort wieder auf mich zu richten. »Warst du schon zu Hause?«, fragte er mich.
    »Ich war ’nen Bagel essen«, sagte ich, laut genug, dass Robin es hören konnte. »Und jetzt?«, fragte ich Mike.
    »Schlag was vor.«
    »Wie langweilig ist das denn?«, stöhnte ich.
    Aber gut, dass Mike nicht den Keller vorgeschlagen hatte. Dann wären wir Robin heute wahrscheinlich gar nicht mehr losgeworden. Er hatte schließlich genauso ein Anrecht, dort zu sein, wie wir. Und weil er sozusagen der Erste von uns gewesen war, der den Kellerraum in Beschlag genommen hatte, war er sogar so etwas wie der Herr des Kellers. Diese Position war die einzige, die er in seinem Leben wirklich verteidigte.
    Er stand immer noch unschlüssig an seinem Rad, bekam den Mund nicht auf und bewegte sich keinen Millimeter. Ob er nach mir bei seiner Mutter im Bistro gewesen war und sie ihm von meinem Besuch dort erzählt hatte? Ob er mir deshalb gefolgt war?
    »Deine Mutter hat mir einen Bagel geschenkt«, sagte ich dann doch und hoffte, er würde das nicht zum Anlass nehmen, um mit uns ein richtiges Gespräch anzufangen. »Ich war zufällig da«, fügte ich noch schnell hinzu. Der sollte bloß nicht auf falsche Gedanken kommen.
    Robin schwieg.
    Janni kam mit ein paar anderen vom Nachmittagssport aus Richtung der neuen Sportanlage. Sie winkte und strahlte uns entgegen. »Oh nee, bloß weg«, murmelte Mike. »Auf die hab ich jetzt echt keinen Bock.« Er schwang sich auf sein Rad und fuhr, ohne sich noch einmal umzusehen, vom Hof. Ich hatte ihn schnell wieder eingeholt.
    »Die tut dir doch nichts«, lachte ich ihn aus.
    »Der dir doch auch nicht!?«, zickte Mike zurück und deutete mit dem Kopf nach hinten. Robin fuhr in einigem Abstand hinter uns, machte aber keine Anstalten, aufzuholen oder zu überholen. Fast hätte ich gebremst, um zu testen, ob er auch langsamer werden würde. Aber das war mir dann doch zu blöd.
    Was sollte denn dieses Theater?
    Was wollte er?
    Da klingelte schon wieder Mikes Handy.
    Er ließ es klingeln und äffte beim Fahren seine Mutter nach: »Wo bleibst du denn, Mike? Kommst du gleich? Oder soll ich das Essen lieber in die Mikrowelle stellen?« Da das Klingeln auch nach einer halben Minute nicht aufhörte, würgte er es schließlich einfach ab. Kurz darauf ertönte sein SMS-Ton: Er hatte eine Nachricht auf der Mailbox. Abrupt stoppte er und sah kopfschüttelnd auf sein Display: »Die checkt’s einfach nicht. Ich hab sie doch weggedrückt. Was für ’ne Ansage braucht die denn noch!?«
    Ich hatte auch angehalten und mein Rad die paar Meter zurück zu Mike geschoben. Robin war ein Stück weiter gefahren und wartete jetzt dort.
    Wie ein Leuchtturm, der funktionsuntüchtig geworden war.
    »Vielleicht ist es ja wichtig!?«, versuchte ich, Mike zu beruhigen.
    »Das sagt sie auch immer: Und wenn es wirklich wichtig ist und ich erreich dich nicht.« Da klingelte es auch schon wieder. Mike konnte sich kaum noch beherrschen. Am liebsten hätte er wohl sein Handy mit seiner anrufenden Mutter in den nächsten Graben geworfen. Unschlüssig fixierte er das Telefon in seiner Hand, sodass ich einen Moment Angst bekam, er würde es wirklich tun. Ich nahm es ihm ab, wobei sich unsere Hände für einen kurzen Moment berührten. Er starrte erst seine Hände an, dann mich. Ich hätte gern seine Hand genommen, um ihn zu besänftigen, rang aber nur einen Moment mit mir selbst. Dann gab ich ihm das Handy einfach wieder zurück und er steckte es etwas ungelenk ein.
    Verdammt, Michelle!, dachte ich, du musst endlich mal rausfinden, was du willst. Unsicher scharrte Mike mit den Füßen und wir wussten irgendwie beide nicht, wo wir hingucken sollten. Aber dann entdeckte er Robin, der immer noch ein paar Meter von uns entfernt Löcher in die Luft starrte, und augenblicklich war Mike wieder der Alte. »Komm, wir fahren zur Berkel.« Er grinste dabei zu Robin, weil er wusste, dass er uns dorthin nicht folgen würde.
    Ich schüttelte den Kopf: »Nein, lass uns besser zu dir fahren. Ich komm mit.«
    Wir traten ordentlich in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher