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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
Autoren: Charlaine Harris
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Wie gern hätte ich wenigstens Tonia Lees Busen zugedeckt. Ich starrte auf ihre Kleidung, die säuberlich zusammengefaltet am Bettende lag. Wie seltsam sie zusammengelegt waren, das weinrote Kleid und der schwarze Slip, zu kleinen, perfekten Dreiecken. Das gab mir ein paar Augenblicke lang zu denken. Tonia Lee, da wäre ich wieder jede Wette eingegangen, war eine Frau, die ihre Kleider eher achtlos in der Gegend herumschleuderte, statt sie sauber zusammenzufalten. Außerdem legte man Kleider nicht zu Dreiecken zusammen, das gab Falten. Jede Menge Falten, die man mit einfachem Schütteln nicht wieder herausbekam.
    „War die Dame verheiratet?“
    Ich nickte.
    „Was meinen Sie: Hat ihr Mann sie letzte Nacht als vermisst gemeldet?“ Bartell hörte sich an, als könnte die Antwort auf diese Frage unter Umständen von Interesse sein, mehr aber auch nicht. Er richtete sich auf, steckte die Hände in die Taschen, und kam zu mir herübergeschlendert, ganz der Mann, der bis zum nächsten Termin noch Zeit zu überbrücken hat.
    Oder auch nicht – so schnell arbeitete mein Hirn gerade nicht. Erst langsam wurde mir klar, dass er die Hände in die Taschen gesteckt hatte, um nur auch ja nichts im Zimmer anzufassen.
    „Wir dürfen sie nicht zudecken, da bin ich mir ganz sicher“, sagte ich traurig, wobei ich mir zum ersten Mal wünschte, nicht all diese Sachbücher und Romane über Verbrechen gelesen zu haben. Dann wüsste ich jetzt nämlich nicht, dass man eine Leiche nie anfassen und auch am Tatort nichts verändern darf.
    Martin Bartells hellbraune Augen musterten mich prüfend. Ein Hauch Gold lag in ihnen, wie in denen eines Tigers.
    „Miss Teagarden …“
    „Mr. Bartell …?“
    Seine rechte Hand kroch aus der Hosentasche und bewegte sich nach oben. In mir spannten sich alle Sinne, als rechne mein Körper mit einem elektrischen Schlag. Meine Augen schafften es nicht, länger Bartells Kinn zu fixieren, mein Blick wanderte hinauf zu seinen Augen. Gleich würde er meine Wange berühren.
    „Ist das hier das Zimmer mit der Leiche?“, erkundigte sich, keinen Meter von mir entfernt, Detective Lynn Liggett Smith.
     

     
    Etwa eine halbe Stunde später, wir befanden uns mittlerweile alle unten im Erdgeschoss, hatte ich meine Fassung wiedergewonnen. Mir war nicht mehr ganz heiß vor lauter Begierde, mich drängte nicht mehr ausschließlich die Sehnsucht, Martin Bartell auf der Stelle die Kleider vom Leibe zu reißen. Mir kam es auch nicht mehr so vor, als sei er als einziger Mensch auf der Welt in der Lage, durch sämtliche Schichten meiner Persönlichkeit hindurch zu sehen und darunter die Frau zu erkennen, die schon so lange, lange auf eine ganz spezielle Art einsam gewesen war.
    Unter den schützenden Blicken meiner beiden Anstandsdamen, Mutter und Barby Lampton, konnte ich im prächtigen Wohnzimmer der Andertons all meine kleinen Macken und Besonderheiten wieder zusammensuchen und als schützendes Bollwerk zwischen mir und Martin Bartell auftürmen.
    Meine Mutter fühlte sich zu höflicher Konversation mit ihren Klienten verpflichtet. Sie hatte sich offiziell vorgestellt, ihre Überraschung darüber überwunden, dass es sich bei Bartells Begleitung nicht um seine Ehefrau, sondern um seine Schwester handelte, und herausgefunden, dass er in den Wochen, die er nun schon in Lawrenceton weilte, einen positiven Eindruck von unserem Städtchen gewonnen hatte. „Für jemanden, der gerade aus Chicago kommt, geht es hier ruhig und gelassen zu, das empfinde ich als sehr angenehm“, hatte er ihr versichert und dabei so geklungen, als meine er es auch so. „Barby und ich sind auf einer Farm in einem sehr ländlichen Teil Ohios großgeworden.“
    Woran Barby offensichtlich nicht gern erinnert wurde.
    Mr. Bartell erklärte meiner Mutter seine Pläne für die Umstrukturierung im örtlichen Pan-Am-Agra-Werk, wobei er sich anhörte wie der geborene Manager. Ich sagte nicht viel und achtete vor allem darauf, ihn nie direkt anzusehen.
    Mir kam es so vor, als müssten wir sehr lange darauf warten, dass sich die Polizei auch mit uns befasste. In der Eingangshalle und auf der Treppe waren vertraute Stimmen zu hören. Ich kannte so gut wie jeden Polizeibeamten in Lawrenceton, war ich doch früher (selbstverständlich vor ihrer Hochzeit) einmal mit Lynn Liggetts Mann Arthur Smith zusammen gewesen. Während unseres „Liebesabenteuers“ hatte ich natürlich all seine Kollegen kennengelernt und noch dazu einen Großteil der uniformierten
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