Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir
Autoren: Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
hungern, werden wir Sie füttern.«
    »Sie vergessen, dass Sie es mit einem kultivierten Wesen zu tun haben«, gab ich zurück. »Man schiebt mir nicht einfach ein blutiges Fleischstück durch die Gitterstäbe.«
    »Kultiviert?« Er lachte, was klang, als sei die Splittergranate soeben explodiert. Ich erwartete, seine Zähne explodieren zu sehen. »Sie töten Menschen und lassen blutleere Hüllen zurück. Ich frage mich, was das mit Kultiviertheit zu tun hat?«
    »Ist es kultivierter, Schweine im Akkord zu töten und die noch zuckenden Körper auszuweiden?« Das war ein schlechtes Argument, aber mir fiel nichts anderes ein.
    Der Major ging dennoch darauf ein. Er war genau der Typ Ich will das größte Steak! »Schweine sind Tiere, Menschen sind Menschen. Ich frage mich, warum die Polizei zwar Serienkiller jagt und einige von denen sogar berühmt wurden, währenddessen ihr verdammten Kreaturen seit Jahrhunderten ungestraft mordet.«
    »Niemand glaubt, dass es uns gibt. Eine bessere Tarnung gibt es nicht«, sagte ich.
    Verdammt, sie hatten einen Gott gefangen. Und von diesem düsteren Gott verhießen sie sich alle Fragen auf alle Antworten. Und wenn sie es geschickt anstellten, würden sie diese erhalten.
    Der Offizier schnaubte. Er beugte sich zu mir herunter. Er starrte mich an und ich spürte, dass meine Augen sich verfärbten. Sie wurden rot und glühend und in meinem Kiefer knisterte es. Mein Kiefer fing an, sich zu verformen, was dazu führen konnte, dass meine Gesichtsstruktur sich so veränderte, dass ich theoretisch einen Menschenkopf mit einem Biss von der Schulter lösen konnte. In meinen Fingerspitzen kribbelte es, was darauf hinwies, dass sich meine Fingernägel selbstständig machten und zu Klauen wandelten, zehn Zentimeter lange rasiermesserscharfe Waffen, um die mich Freddy Krüger beneiden würde. Gleichzeitig toste Kraft durch meinen Körper, die mich dazu befähigte, schneller zu sein, als es das menschliche Auge wahrnimmt und Sprünge zu vollbringen, die bewegungsproportionell einem Grashüpfer ähnelten. Ich konnte wie eine Fliege an Wänden kleben, und wie ein Salamander über Zimmerdecken huschen. Und wenn nichts mehr funktionierte, wandelte ich meine Gestalt und wurde ein Rabe, der sich in die Lüfte aufschwang.
    Das erste Mal, seitdem ich in diesem Kunststoffkäfig erwacht war, dachte ich daran, mich von den Fesseln zu lösen und zu fliehen. Die Gewehrkugeln der Soldaten würden mich nur marginal verletzen, der Selbstheilungsprozess würde blitzschnell einsetzen.
    Selbstheilung!
    Kein Wunder, dass das Militär an mir interessiert war.
    Liebe Güte, ich war wertvoller als alles Gold in Fort Knox.
    Ich ruckte gegen die Schnallen und gegen das Metall. Die Lederriemen konnte ich vermutlich zerreißen, doch um mich aus den Stahlriegeln zu befreien, musste ich mir den Kopf abreißen. Gestaltwandlung kam nicht infrage, denn es gab keinen Ausgang, außerdem konnte ein gezielter Schuss einen Rabenkörper so sehr zerfetzen, dass auch Selbstheilung nicht möglich war.
    »Mein Gott«, flüsterte Major Lockheed. Er prallte zurück, ein Reflex, den ich von allen kannte, die mir in die Augen geblickt hatten, während meine Verwandlung zum Vampir vor sich ging. Er machte eine winkende Handbewegung, um seine Leibwächter davon abzuhalten, ihre Gewehre in meinen Körper zu leeren. »Mein Gott«, wiederholte er den Namen des Abscheulichen, des Lügners, des Rächers. »Du bist wunderbar. Du bist alles, was man sich wünschen kann.« Er glotzte auf meine Hände und die Klauen. »Die perfekte Waffe.«
    Mit einer harschen Bewegung richtete er sich auf und gab seinen Männern einen Wink. »Holt ihn rein.«
    Sie gingen und ich war mit Major Lockheed eine Weile alleine.
    »Wenn ich freikomme, werde ich Sie töten«, zischte ich. »Ich werde Ihnen den Schädel von den Schultern reißen. Ich werde Ihre Eingeweide fressen.« In diesem Zustand war ich nur noch Aggression und hatte jede Kultiviertheit abgelegt.
    Tatsächlich wurde der gestandene Soldat bleich und Schweiß trat auf seine Stirn.
    »Ich werde Sie …«
    »Halt die Klappe, Darian«, hörte ich durch meinen atavistischen Zorn eine sanfte Stimme. Wie eine Fee trat Eva neben den massigen Major. Sie wirkte, als sei sie soeben einem Fantasyfilm von Peter Jackson entstiegen, aus einem magischen Kristallteich vielleicht, und ihre Augen glühten ebenso rot wie meine. »Du wirst ihm nichts tun.«
    »Warum …«, zischte ich schlangengleich. »Warum lässt du zu, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher