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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir
Autoren: Volker Ferkau
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ein Bluff?«, fragte ich tapfer.
    »Habe ich nie gesagt. Aber du hast recht. Vorerst wird dich niemand töten. Existent bist du für uns viel wertvoller. Ich vermeide bewusst das Wort lebend .«
    »Kleinkrämerei.«
    »Aber wichtig.«
    »Und warum dann diese Drohung im Auto? Dazu diese Halsabschneidegeste. Vorhin hingegen sagtest du, es täte dir leid. Könntest du dich entscheiden?«
    »Leider nein«, sagte sie.
    »Warum? Ich habe dir nie etwas getan und hätte es auch nicht. Nur Kaffee trinken, erinnerst du dich? Oder hattest du Angst, ich könne ein paar Bohnen in meiner Faust zerquetschen wie damals der Seewolf eine Kartoffel?«
    Sie lächelte und zog ihre Brauen zusammen. Ihre helle Haut schien von innen zu glühen und als ein Knurren aus ihrer Kehle kam, ahnte ich es.
    Als sie daraufhin zwei fingerlange Zähne ausfuhr, wusste ich es.
    Meine stupsnäsige Eva war eine Vampirin.

4

    Er hieß nicht Kurtz, hatte keine Glatze und sah nicht aus wie Marlon Brando, trotzdem wusste ich sofort, dass ich es mit einem Mann zu tun hatte, der wusste, was er wollte und keine Kompromisse einging. Mit seinem kantigen Kinn wirkte er wie eine Comicfigur, doch seine hellen, sehr lebendigen Augen sprachen dagegen. Sie waren weder flach noch herkömmlich, auf jeden Fall sehr real.
    »Wie lange dauert es, bis Sie hungern?«, fragte er mich freundlich.
    Zwei breitschultrige Kerle, bis an die Zähne bewacht, begleiteten ihn und ich fragte mich, warum dieser Mann Leibwächter benötigte, hingegen Eva alleine hatte mit mir sprechen dürfen.
    Weil auch sie ein Vampir ist!
    Und warum lässt man sie offensichtlich unbehelligt?
    Warum nimmt man nicht sie und pumpt sie ab, seziert sie und steckt sie in mit Formaldehyd gefüllte Gläser?
    »Wie lange dauert es, bis Sie mir Ihren Namen nennen?«, fragte ich.
    Er grinste. »Major Lockheed, James Lockheed.«
    »Hi Major. Ein prominenter Name, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt ...«
    Einer der Leibwächter verzog das Gesicht. War er ein Fan meiner Band? Wundern täte es mich nicht, nach 8 Millionen verkaufter Alben. Oder er hasste meine Musik und freute sich, diesem katastrophalen Gitarristen endlich mal so richtig einen in Dur zu klampfen. So langsam machte ich mir Sorgen und – um ehrlich zu sein - Angst hatte ich auch. Wenn man sich klar wird, so etwas wie der Stein der Weisen, oder besser, die einzige Allzweckwaffe der Welt zu sein, kommen einem Gedanken, die wenig angenehm sind. Diese Herrschaften würden nicht zögern, mich auf der Stelle zu köpfen, wenn irgendwer glaubte, mit meinem Hals könne man etwas Nutzvolles anstellen. Vielleicht würde man mich auch Stück für Stück zerschneiden, um zu erforschen, wie lange ich zuckte. Es musste einem Wissenschaftler bei der Vorstellung, einen Unsterblichen zu töten, warm den Rücken runterlaufen. Das gäbe ganz neue Einblicke in die Stressbelastbarkeit des Körpers. Schmerzen entstehen durch die Reizung von Rezeptoren, also freien Nervenendigungen. Wie wäre das bei einem Wesen, das über diese Rezeptoren nicht verfügte? Ein Vampir schüttet keine Hormone aus, körpereigene Opiate gibt es nicht. Je länger ich darüber nachdachte, wie anders ich war, desto mehr schauderte es mich. Bisher hatte ich mir über die Möglichkeit eines Ablebens wenig Gedanken gemacht, da ich meine Existenz liebe und auf philosophische Weise auch das Leben, soweit man bei einem Vampir davon sprechen kann. Nur wer sich selbst liebt, liebt Andere und das Leben. Punkt.
    »Also, Musikervampir«, lächelte der Major auf eine Art und Weise, als habe er eine Splittergranate verschluckt. »Wann werden Sie hungern?«
    Das war nicht einfach zu beantworten. Ich konnte eine Woche ohne Blut auskommen, manchmal auch nur zwei Tage. Es ähnelte dem Lustempfinden eines Menschen. Mal schlief die Libido, dann wieder war sie aufgeregt und erstaunte.
    Ich sagte es ihm.
    Major Lockheed nickte, als hätte ich ihm die große, allumfassende Weisheit geschenkt und sagte: »Alles um sie herum besteht aus Polykarbonat. Transparent und unzerstörbar, auch für Sie. Wir werden Sie losmachen und Sie können sich frei bewegen. Wir werden Ihre Bewegungen analysieren und erst später wenden wir uns Ihren Körperflüssigkeiten zu und dem, was ihr Ende sein wird
    »Wie ein Tier im Käfig?«
    »Sozusagen … ja.«
    »Also bin ich der erste Vampir in Gefangenschaft?«
    Er lächelte hart. »So ist es. Wir versprechen uns wissenschaftliche Erkenntnisse von Ihnen. Und haben Sie keine Angst. Wenn Sie
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