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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir
Autoren: Volker Ferkau
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mich Eddie van Halen beneiden würde. Ich hielt es mit den Axtmännern der Siebziger, weniger mit den Flinkefingern wie Steve Vai oder John Petrucci. Mein Sound war klar, kraftvoll und ich wusste, dass James Hatfield, dieser arrogante Arsch von Metallica, neidvoll auf meinen Sound bei Dark Angel Coming äugte.
    Das Konzert war ein großartiges Ereignis. Der Madison Square Garden war ausverkauft. Das Publikum verlangte drei Zugaben und wir schlossen mit Highway To Hell , eine Hommage an die Könige der Reduktion.
    Smithy verschwand mit drei Mädchen in einer freien Garderobe, Tom, unser Drummer, ähnlich bekloppt wie damals Keith Moon, nahm sich gleich ein Mädchen und einen Jungen mit, Richard war wie üblich zu erschöpft zum Ficken und ich …
    Ich sah sie sofort.
    Eva, die Schöne, die Blonde, die Wundervolle, zart und engelgleich. Biblisch, wie gesagt.
    Mark, der auch schon Keith Richards das Handtuch über die Schultern gelegt hatte, reichte mir Mineralwasser und auf meine Handbewegung hin verzog er sich.
    Fotografen wurden verscheucht.
    Rick Frantelli, unser Manager, brüllte rum, wir sollten uns beeilen, die Stretch warte schon, was wir wie üblich nicht taten und Mädchen versuchten, sich am Sicherheitsdienst vorbei zu drängeln, einige weinten, anderen pinkelten sich voll, wieder anderen starrten und hatten Rotznasen. Nicht wenige machten eindeutige Gesten.
    Das waren jene wenigen Momente, in denen ich gerne ein Mensch gewesen wäre. Es musste schön sein, Sex zu haben ohne Blut und Tod.
    »Bring uns weg«, rief ich und Mark schob mich und Eva durch das Getümmel, was dazu führte, dass wir schließlich zu zweit in einem Auto saßen, das so groß war wie ein Haus.
    Die Limousine setzte sich in Gang. Sollten Tom, Smithy und Richard sehen, wie sie wegkamen. Zwei von ihnen waren sowieso noch beschäftigt.
    Eva streckte ihre schlanken Beine aus und ich nahm erfreut wahr, dass sie ein kleines kurzes Kleid trug, das kaum etwas verbarg und dennoch so brav wirkte, als wolle sie sich um die Rolle der Heidi bewerben, wobei ich nicht die Klum meine, sondern die vom Großvater auf der Alm. Sie war eine Frau, die ihre Ausstrahlung ein- und ausschalten konnte, wie sie wollte.
    »Warum hast du dir so viel Mühe gegeben?«, fragte ich, denn es war fast unmöglich, an einen Backstage-Pass zu kommen, schon gar nicht im Garden.
    »Connections«, sagte sie.
    »Okay, okay«, gab ich zurück. »Aber wie?«
    »Gibt es hier was zu trinken?«
    Das war eine seltsame Frage. Die Bar war nicht zu übersehen. »Bedien dich.«
    »Und du?«
    »Wasser, nichts sonst.«
    »Aha, ein abstinenter Rockmusiker.«
    »Abstinent?« Ich grinste und flegelte mich zurecht, was hin und wieder sein musste, denn hagere einsneunzig muss man erst mal in die Reihe kriegen. »Ich habe noch nie Alkohol getrunken.«
    »Wie kommt es, dass du nicht schwitzt?«, fragte sie.
    »Bin gut in Form«, antwortete ich.
    Sie nickte zum Fenster. »Ist schon toll. Wir können alles sehen, aber von draußen sieht man nur schwarze Scheiben.«
    Ich folgte ihrem Blick. Ja, so etwas beeindruckte Heidi von Lande. Dabei konnte man diese Dinger an jeder Ecke mieten. Ja, ja – der Mythos.
    Ich nahm das Glas und leerte es in einem Zug. Obwohl ich nicht transpirierte, was mir Durst nicht fremd, wenn auch auf einer anderen Ebene als bei den Menschen. Ich brauchte Wasser, um mein Blut zu verdünnen, sozusagen als Glutstiller, denn je länger ich mit Eva in dieser Kabine verbrachte, desto intensiver wurde ihr Zauber. Ihre Haut, ihr Haar, ihr Blut. Ich hörte das Pochen ihres Herzens und spürte verlegen, dass es im Gleichtakt mit meiner Schwellung pochte, die von meiner Lederhose nur unzureichend gezügelt wurde.
    Sie nippte an ihrem Wasser, denn auch sie schien kein Interesse an Alkohol zu haben, und lächelte mich über den Rand des Glases hinweg an. Ihr schien meine Körperreaktion nicht entgangen zu sein. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    Ich grinste schräg und gab mir alle Mühe, meine Zähne im Kiefer zu behalten. Anstrengender war, nicht in Blödheit zu erstarren. Hinzu kam, dass ich schläfrig wurde und bunte Lichter vor meinen Augen tanzten.
    »Wie ist das eigentlich, wenn man seit zweihundert Jahren lebt?«, fragte Eva.
    Ich erstarrte zu Eis und grinste noch immer. Ich hatte mich verhört, anders konnte es nicht sein.
    »Häh?«
    »Du hast mich gut verstanden, Vampir«, sagte sie.
    Ich öffnete den Mund und meine Zunge wirbelte herum wie ein wildgewordener
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