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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family
Autoren: David Safier
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als ob zwei Walrösser miteinander Wrestling machten.
    «Das ist mir heute Abend sehr wichtig!», erklärte ich Frank unmissverständlich.
    «Na gut, dann arbeite ich an dem Konzept, wenn wir nach Hause kommen. Schlaf ist was für Amateure», lächelte er müde.
    Ich war immer wieder überrascht, wie sehr mich sein Lächeln noch bezaubern konnte, selbst wenn es noch so müde war. Jedes Mal, wenn er lächelte, überlegte sich mein Gehirn, dass es doch schön wäre, mal wieder in die Karibik zu reisen und Limbo zu tanzen. Dabei sah Frank ganz anders aus als früher. Sein Haar lichtete sich sehr, sein Gesicht war fahl und eingefallen. Er gehörte zu jenen Menschen, die bei Stress abnahmen, was ich als Stress-Esserin manchmal für eine beneidenswerte Eigenschaft hielt.
    Ich gab Frank einen Kuss auf die Wange, ging zu dem widerwilligen Max und erklärte ihm: «Wenn du nicht mitkommst, melde ich dich wieder beim Fußball an.»
    Danach hatte ich alle drei an Bord und zeigte ihnen die Kostüme, die ich am Nachmittag für teures Geld bei einem Verleih geholt hatte. Schließlich war die Buchpremiere eine Monster-Kostümparty, und ich wollte, dass wir dort Eindruck schindeten. Ich hatte klassische Verkleidungen der berühmtesten Filmmonster aus der guten alten Zeit des Kinos gewählt.
    «Frankensteins Monster», seufzte Frank müde, als ich ihm sein Kostüm gab, mit dem er rumlaufen sollte wie einst Boris Karloff: mit zerrissener grauer Hose, brauner Fellweste und einem grünen Quadratschädel, der mit Schrauben besetzt war.
    «Und was sind das für Bandagen?», fragte Fee, extrem genervt, als sie ihr Kostüm von mir in die Hand gedrückt bekam. «Bin ich das Mullbindenmonster?»
    «Nein, du bist die Mumie», erklärte ich begeistert. «Dreitausend Jahre hast du im Sarkophag in einer Pyramide gelegen, bis du von Grabräubern befreit wurdest.»
    «Na super! Ich gehe also als dreitausend Jahre altes Gammelfleisch», schnaubte sie. «Das passt besser zu dir, Mama.»
    Reizend. Das war mal wieder eine Bemerkung, die meine These bestätigte, dass die Geburtswehen nur ein Vorgeschmack der Natur auf die Pubertät waren.
    «Wir können uns ja gerne mal über deine gammeligen Schulleistungen unterhalten», erwiderte ich gereizt.
    «Das wäre bestimmt ein super Thema», erwiderte sie, und ihre Augen funkelten dabei.
    «Nun streitet euch doch nicht wieder», versuchte Frank zu schlichten. Fee und ich herrschten ihn im Chor an: «Halt du dich da raus!»
    Erschrocken davon, schüttelte er nur den Kopf und sagte den Satz, den wir beide am meisten hassten: «Ihr seid euch echt ähnlich.»
    Wir wollten ihm gerade für diese Bemerkung gemeinsam an die Gurgel gehen, da meinte Max leise: «Ich wäre gerne ein Zombie.»
    «So wie du lebst, bist du schon einer», stellte Fee fest.
    Ich beschloss, sie fürs Erste zu ignorieren, wandte mich dem Kleinen zu und erklärte ihm: «Wir gehen alle als klassische Filmmonster. Deswegen bist du ein Werwolf.»
    Als ich ihm sein haariges Wolfskostüm gab, blickte er recht enttäuscht drein. Auch darauf ging ich nicht ein und verkündete: «Ich gehe als Vampir. Im stilvollen alten Dracula-Look.»
    Enthusiastisch zeigte ich mein gefälschtes Gebiss mit spitzen Zähnen und das schwarze Kostüm mit einem samtenen roten Umhang.
    «Darin siehst du eher aus wie Graf Zahl», kommentierte Fee.
    «Früher hast du Graf Zahl sehr gemocht», antwortete ich und erinnerte mich wehmütig an die schöne Zeit, wie sie als kleines Mädchen frisch gebadet und nach Bübchen-Shampoo duftend im Schlafanzug auf meinem Schoß saß und wir uns gemeinsam die Sesamstraße ansahen. Sie wurden einfach viel zu schnell groß. Je älter man selber wird, desto mehr bekommt man den Eindruck, dass irgendjemand beim Leben auf schnellen Vorlauf gedrückt hat.
    «Graf Zahl kann maximal bis zehn zählen», erwiderte Fee. «Außerdem hat er ADHS .»
    «Immerhin ist er damit formidabler in der Arithmetik als du», sagte Max leise. Er sprach sonst nicht viel, aber wenn, dann ärgerte er gerne seine große Schwester.
    «Halt den Mund, oder ich verkaufe dich als Robbe an den Zirkus.»
    «Irgendwann gibt es für all deine Gemeinheiten eine Revanche!», drohte Max, vor Wut bebend, traf es ihn doch immer sehr, wenn sie sein Übergewicht ansprach.
    «Mein Herz zittert vor Angst, Robbi!», grinste sie.
    Fee bereitete es ebenfalls große Freude, ihn mit Sprüchen ins Mark zu treffen. Sie war davon überzeugt, dass Max unser Liebling war und sie so etwas wie die
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