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Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family
Autoren: David Safier
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geleitet, in dem sich weit über zweihundert Gäste tummelten. Sie hatten Champagnergläser in der Hand, und wir hätten sicherlich diese wundervolle, festliche Stimmung genießen können, wäre da nicht eine Kleinigkeit an den Gästen gewesen, die uns alle arg stutzen ließ. Nach einer Weile des gemeinschaftlichen entsetzten Schweigens sprach Max das Offensichtliche aus: «Mama … hier hat keiner ein Kostüm an.»
    Und Fee ergänzte: «Außer uns vier Volldeppen.»

    Es war einer jener Augenblicke, in denen man gerne etwas anderes hätte sagen können als: «Tjahaha …»
    Fee reagierte am schnellsten und lächelte zufrieden: «Dann können wir ja wieder abhauen.»
    Das war ein durchaus verständlicher Fluchtreflex, besonders wenn man bedachte, dass die ersten Gäste zu uns sahen.
    «Gute Idee», fand Frank, den es zu seiner Arbeit zurückzog.
    «Nein, wir bleiben und nehmen das Ganze humorvoll», munterte ich meine Familie auf.
    «Ich befürchte», gab Frank zu bedenken, «die Einzigen, die das hier humorvoll nehmen, sind die anderen Gäste.»
    Ich blickte in seine Richtung und sah, dass sie bei unserem Anblick schmunzelten oder lachten, einige zeigten sogar mit dem Finger auf uns. Bevor ich etwas antworten konnte, meldete sich Frank wieder zu Wort: «Ist das da nicht deine Lena?»
    Tatsächlich, Lena schlenderte elegant auf uns zu, und Frank gaffte sie aus seinem Frankensteinkopf fasziniert an. Er hatte es noch nie verstanden, unauffällig auf attraktive Frauen zu schauen. Immer wenn ich es merkte, versetzte es mir einen Stich. Ich hatte ihn jedoch nie darauf aufmerksam gemacht, um weder ihn noch mich zu demütigen.
    Lena begrüßte mich überrascht: «Ihr seid ja kostümiert!»
    «Ach nee», kommentierte Fee.
    «Du hast gesagt, es gibt wilde Monster-Kostüme …», versuchte ich zu erklären.
    «Ja», lachte Lena, «aber die tragen doch nicht die Gäste. Nur die Band, die nachher spielt.»
    Meine Familie warf mir einen entsprechenden Blick zu.
    «Hast du das nicht begriffen?», fragte Lena.
    «Nein, hat sie nicht!», antworteten meine Kinder im Chor.
    Lena wandte sich nun an Fee und fragte: «Und, wie findet ihr Stephenie Meyer so?»
    Ich betete, dass meine Tochter jetzt nicht irgendwie provozieren würde, nur um mir zu demonstrieren, wie wenig Lust sie auf die ganze Veranstaltung hatte.
    Fee antwortete: «Ich finde Stephenie Meyer ganz, ganz toll.»
    Ich war ungeheuer erleichtert, das zu hören.
    «Sie ist meine absolute Lieblingsautorin!», legte Fee nach.
    Es war kaum zu fassen, Fee wollte einen guten Eindruck machen.
    «Ich liebe Stephenie Meyer!»
    Auch wenn sie jetzt vielleicht etwas dick auftrug, war ich dankbar: Ich hatte wohl doch nicht alles in meiner Erziehung falsch gemacht, wenn Fee sich in Anwesenheit anderer benehmen konnte.
    «Ich liebe Stephenie Meyer so sehr», plapperte sie weiter, «am liebsten würde ich mich von ihr entjungfern lassen.»
    Mir fiel alles aus dem Gesicht.
    Lena auch.
    Und Fee grinste mich feist an. Das konnte ich, obwohl ihr Mund von den Mumien-Bandagen verdeckt war, genau erkennen.
    Ich wollte die Situation entschärfen und überlegte krampfhaft, wie ich Lena klarmachen konnte, dass meine Tochter ein liebenswerter, lustiger kleiner Scherzkeks war. Doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hörten wir eine flötende Stimme: «What did this nice girl say about me?»
    Es war Stephenie Meyer.
    Sie trug einen schicken Hosenanzug, stand direkt hinter uns und lächelte freundlich, nichts ahnend. Wir waren alle sprachlos. Schon bei jeder anderen Star-Autorin wäre Fees Ausspruch extrem peinlich gewesen. Aber Frau Meyer war zu allem Überfluss auch noch Mormonin, fiel mir gerade siedend heiß ein.
    Sie ging zu Fee und fragte sie lächelnd: «Come on, you can tell me.»
    Ich sah in Fees entsetztes Gesicht und war mir sicher: Sie würde mich nicht noch mehr blamieren. Sie ging zwar manchmal zu weit. Aber so weit? Das würde nicht mal sie bringen.
    Dummerweise hatte sie einen Bruder. Und der hatte ja zu Hause angekündigt, dass er sich für Fees gesammelte Gemeinheiten irgendwann mal revanchieren würde. So übersetzte er Frau Meyer freundlich, was Fee gesagt hatte: «She wants to be deflowered by you.»
    Nun fiel auch Stephenie Meyer alles aus dem Gesicht.
    Dies wiederum war einer jener Augenblicke, in denen man gerne sagen würde: «Ich sehe diese Kinder zum ersten Mal.»
    Stattdessen versuchte ich, mich aus der Nummer rauszuwinden, und erklärte: «She said, she wants to give
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