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Handyman Jack 07 - Todessumpf

Handyman Jack 07 - Todessumpf

Titel: Handyman Jack 07 - Todessumpf
Autoren: F. Paul Wilson
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offensichtlich förderte er im Zuge seiner Ermittlungen jede Menge zusätzlichen Schmutz zutage und setzte diesen zu seinem Nutzen ein. Niemals gegen seine Klienten, wie Jack erfahren hatte. Er betrieb sein Erpressungsgeschäft anonym. Auf diese Weise blieb seine makellose berufliche Reputation intakt, und der Strom lobender Empfehlungen durch zufriedene Klienten hielt unvermindert an. Aber Jack hatte ihn bei einer Geldübergabe erwischt, die Cordova für sein jüngstes Opfer arrangiert hatte, und hatte den fetten Kerl auf Anhieb abstoßend gefunden. Die neun Tage, die er ihm danach auf Schritt und Tritt gefolgt war, hatten den ersten Eindruck kein bisschen gemildert. Der Bursche war ein Mistkerl.
    Das Büro von Cordovas Privatdetektei befand sich im ersten Stock über einem orientalischen Imbiss in einem Gebäude auf der anderen Seite des Bronx Park. Doch sein anderes Gewerbe, das wahrscheinlich profitablere, war hier im dritten Stock seines Hauses untergebracht. Klein und stickig, möbliert mit einem Aktenschrank, einem Computer, einem Hochleistungsfarbdrucker und einem wackligen Schreibtisch, schien es sich um einen ausgebauten Dachboden zu handeln.
    Wo war der Brief? Jack verließ sich darauf, dass sich der Brief in diesem Aktenschrank befand. Wenn nicht …
    Da … Jank. Konnte das für Jankowski stehen? Er zog die Akte heraus und klappte sie auf. Jawohl. Das war sie. Da war auch der handgeschriebene Brief, der die Ursache von Stanley Jankowskis Problemen darstellte. Cordova hatte ihn gefunden und benutzte ihn jetzt, um den Bankier bis aufs Blut auszupressen.
    Jack verstaute ihn in der Jackentasche.
    Ja, gepriesen seien diese Erpresser, dachte er, während er begann, die Ordner aus beiden Schubladen auszuleeren und ihren Inhalt – Brief, Fotografien, Negative – auf den Fußboden zu kippen, denn sie tragen dazu bei, dass ich im Geschäft bleibe.
    Erpressung war der Grund, weshalb ein beträchtlicher Anteil von Jacks Kunden sich überhaupt an ihn wandte. Das leuchtete ein: Sie wurden erpresst, weil es bei ihnen etwas gab, das sie unbedingt geheim halten wollten, und weil sie sich damit nicht an offizielle Stellen wenden konnten, weil es sonst kein Geheimnis bliebe. Daher hatten sie nur zwei Möglichkeiten: entweder gingen sie auf die sich ständig wiederholenden Forderungen des Erpressers ein und zahlten, zahlten, zahlten. Oder sie suchten außerhalb des Systems Hilfe und honorierten Jack dafür, dass er die kompromittierenden Fotos oder Dokumente fand und sie ihnen zurückgab oder vernichtete.
    Vernichten war besser und sicherer, dachte Jack. Aber misstrauische Kunden befürchteten, dass Jack das gefundene Material benutzte und selbst anfing, sie damit zu erpressen. Jankowski war ein gebranntes Kind und traute niemandem mehr. Er wollte den Brief sehen, ehe er die zweite Hälfte von Jacks Honorar bezahlte.
    Jack breitete die Fotos und Dokumente aus den beiden Schubladen auf dem Fußboden aus. Ein kleiner voyeuristischer Teufel in ihm hätte sich liebend gerne Zeit genommen, sich alles eingehend angeschaut und nach Namen oder Gesichtern gesucht, die er möglicherweise kannte. Aber Jack widerstand der Versuchung. Die Zeit war zu knapp. In einer Stunde käme Cordova zurück.
    Er holte zwei zweckentfremdete Snapple-Frucht­saftflaschen aus seinem Rucksack und entfernte das Klebeband von ihren Verschlüssen. Er war im Begriff, einigen Leuten in diesem Aktenhaufen einen großen Gefallen zu tun. Nicht allen. Cordova hatte wahrscheinlich das ganze Material in seinen Computer eingescannt und digitale Kopien irgendwo an einem sicheren Ort deponiert. Aber eine gescannte Kopie konnte einen handgeschriebenen Brief nun einmal nicht ersetzen. Cordova brauchte das Original mitsamt Tinte und Fingerabdrücken und allen anderen Spuren, um seine Forderungen durchzusetzen. Eine Kopie, ganz gleich wie ähnlich sie dem Original war, zählte nicht und konnte immer noch als besonders raffinierte Fälschung verworfen werden.
    Er betrachtete den Haufen Existenzen vernichtender Beweisstücke. Einige dieser Leute kämen in den Genuss eines Gratisservice. Nicht weil Jack ihr Schicksal besonders am Herzen lag – wenn es nach ihm ginge, hätten einige es sicherlich verdient, erpresst zu werden –, sondern weil er nicht anders konnte. Wenn er nur den Jankowski-Brief herauspickte, wüsste Cordova genau, wer hinter diesem kleinen Besuch steckte. Und das wollte Jack nicht riskieren. Wenn alles vernichtet oder unbrauchbar gemacht worden war,
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