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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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hatten sich einige Personen vor dem Anleger eingefunden, doch niemand interessierte sich für ihn. Wo also war Beatrice, mit der er hier verabredet war?
    Reuschenbach hockte oben im Biergarten am Tisch und verrenkte sich dem Hals nach ihm. Als sich ihre Blicke trafen, zuckte Kaltenbach mit den Schultern.
    Ein seichter Abendwind trug den Verkehrslärm von der Ascoli-Piceno-Straße zum Ufer; ein Notarztwagen bahnte sich mit Blaulicht und Martinshorn den Weg durch den Stau in Richtung Innenstadt und bog schließlich nach rechts auf die Kaiser-Wilhelm-Brücke ab.
    Am Fahrkartenschalter hatte sich eine kleine Schlange gebildet, und der Mann in dem Glaskasten hatte gut zu tun. Kaltenbach fiel auf, dass irgendwelche Witzbolde eine Seitenscheibe eingeschlagen hatten. Erfolglos; offenbar handelte es sich bei der Verglasung um Sicherheitsglas. Das dumpfe Tuckern eines Schiffsdiesels riss ihn aus seinen Gedanken. Kaltenbach blickte auf, als sich die Undine II dem Anleger näherte. Auf dem Oberdeck lehnten bunt gekleidete Touristen an der Reling; einige fotografierten das Anlegemanöver des Kapitäns, der Kellner wieselte zwischen den Tischen umher und kassierte die Fahrgäste ab, bevor sie das Schiff verließen. Am Anleger herrschte reges Treiben. Der holländische Busfahrer baute sich am Ufer auf, um seine Fahrgäste in Empfang zu nehmen.
    „Der Typ kann jedenfalls einparken“, murmelte Kaltenbach anerkennend, während er beobachtete, wie der Mann auf der gläsernen Brücke das vierzig Meter lange Ausflugsschiff sanft an den Anleger manövrierte. Nachdem er sich ein letztes Mal zu Udo Reuschenbach umgedreht hatte, enterte Kaltenbach als einer der ersten Fahrgäste das Schiff. Am Eingang zeigte er seine Fahrkarte vor, der Bedienstete wünschte ihm „viel Spaß und einen angenehmen Aufenthalt an Bord“, dann befand er sich im Unterdeck. Die Tische waren verwaist, hinter dem kleinen Tresen standen zwei junge Frauen und kümmerten sich um frisches Geschirr für die neuen Fahrgäste. Saisonkräfte, vermutlich Studentinnen, dachte Kaltenbach und enterte die grün gestrichene Treppe, die zum Oberdeck führte. Bunte Fähnchen flatterten im Wind, die Lichterkette hatte der Kapitän noch nicht eingeschaltet. Kaltenbach blickte sich um, doch auch hier schien niemand auf ihn zu warten. Er ließ sich auf einer Bank an einem der massiven Tische mit den eingelassenen Aschenbechern nieder und beobachtete die Fahrgäste, die sich nach und nach einfanden. Von hier aus hatte er den Anleger im Blick, doch es hatte sich niemand zu den wartenden Fahrgästen vom Ufer dazugesellt. Kaltenbach ließ einen Arm über die Reling baumeln, suchte den Blickkontakt zu Reuschenbach und richtete den Daumen nach unten.
    Niemand da, sollte das bedeuten. Kaltenbach sah, wie sein Freund einen Geldschein aus der Tasche zog und ihn auf den Tisch legte, bevor er sich eilig erhob und in Richtung Parkplatz davonspurtete.
    Es vergingen knapp zehn Minuten, dann dröhnte der 300 KW-Schiffsdiesel im Heck auf, und die Undine II legte ab. Gemächlich setzte sich das Schiff in Bewegung. Der Kapitän begrüßte seine Fahrgäste an Bord und erläuterte ein paar aus touristischer Sicht interessante Aspekte der Moselschifffahrt – Kaltenbach stellte die Ohren auf Durchzug. Ihn interessierte viel mehr, was ihm Beatrice mitzuteilen hatte, wenn sie denn irgendwann auftauchte. Sollte sie es wagen, dann steckte sie mit dem Kopf in der Schlinge, und es würde kein Zurück geben. Gemeinsam mit Sabine war ihm in der Nacht ein Meisterwerk der Recherche gelungen, und nun lag es an ihm, sie zu einem Geständnis zu bringen. Er war sicher, dass er gute Argumente hatte. Dennoch wäre es vielleicht klüger gewesen, wenn Udo ihn begleitet hätte. Nun war er nicht an Bord des Schiffes, und das könnte unter Umständen fatale Folgen haben.
    „Schön, dass du kommen konntest.“
    Erschrocken fuhr Kaltenbach herum. Sie stand einfach am Tisch und lächelte ihn zuckersüß an.
    „Setz dich“, sagte er kühl und deutete mit dem Kinn auf die gegenüberliegende Bank.
    Sie folgte der Aufforderung und stützte das Kinn in die Hände. „Schön hier, nicht?“
    „Bin ich hier, um mir die Schönheiten von Trier anzuschauen, oder wollen wir reden?“
    „Zweiteres.“ Beatrice nickte.
    „Wie kommst du an Bord? Ich habe mich genau umgeschaut, und du warst nicht unter den Passagieren, die an Bord gekommen sind, als das Schiff am Anleger stand.“
    „Es gibt einen Lagerraum hinter der Theke. Man kann
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