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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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gelaunt, hat aber die Maske des ewig jungen Hüpfers aufgesetzt. Doch bevor er auf Reichweite an mich herankam, habe ich die Pistole gezogen und ihn erschossen. Nur ein einziger Schuss in die Brust. Er sackte am Ufer des Baches zusammen und fiel mit dem Gesicht ins Wasser. So wie es aussieht, ist er nicht an meinem Schuss gestorben, sondern weil er ertrunken ist. Aber wie dem auch sei – Rudolf Manderscheid war tot, und ich fühlte mich seit Jahren endlich wieder frei. Konnte durchatmen und mich meinem neuen Leben widmen. Nie wieder würde er mich bedrängen oder irgendetwas von mir verlangen. Obwohl ich gerade einen Mord begangen hatte, war ich der glücklichste Mensch auf der Erde.“
    Tränen waren in Julia Wilms Augen getreten, und dennoch lächelte sie Udo an, als sie sich erhob und die Handgelenke vorstreckte. „Und nun möchte ich meine gerechte Strafe erfahren. Bitte verhaften Sie mich, damit ich nicht länger mit dieser Schuld leben muss.“
    „Eine Strafe nimmt nicht die Schuld von Ihnen“, erwiderte Udo. „Eine Frage habe ich trotzdem noch: Wo ist der Zweitschlüssel von Beatrice Manderscheids Eigentumswohnung abgeblieben?“
    „Ich habe ihn nicht aus dem Safe genommen, das müssen Sie mir glauben.“
    Julia Wilms hatte keine Einwände, als Udo Reuschenbach zum Telefon griff und die Kollegen vom Einsatz-Streifendienst bat, Julia Wilms zum Präsidium nach Trier zu bringen. Fast tat sie ihm ein wenig leid, weil ab jetzt Hauptkommissar Caspari für sie zuständig war. Und er würde eine Mörderin, gleich aus welchem Motiv sie gehandelt hatte, nicht gut wegkommen lassen, so viel stand fest.

    Roßbach, 20.10 Uhr

    Sie saßen immer noch draußen und genossen den Abend. Langsam senkte sich die Sonne über die sanften Hügel des Westerwalds und tauchte die umliegenden Wiesen und Wälder in ein warmes Licht. Lange hatten sie über ihre Zukunft gesprochen, und Kaltenbach hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass Sabines Lebensauffassung ihm zu kompliziert war, um mit ihr den Rest des Lebens zu verbringen.
    „Lass es uns wenigstens versuchen“, sagte sie irgendwann.
    „Eine lockere Beziehung, eine Freundschaft, das könnte funktionieren“, stimmte Kaltenbach zu. „Aber ich bin einfach nicht der Typ, der sich fest binden kann.“
    „Im Grunde deines Herzens willst du es aber.“
    „Ja.“ Er nickte und beobachtete die getigerte Katze des Nachbarn, die durch das hohe Gras streifte. „Ich weiß nur nicht, ob ich das durchhalte.“
    Als das Telefon klingelte, entwich Sabine ein Seufzen. „Wer ist das jetzt? Mellie? Bettina?“
    Kaltenbach blickte auf das Display und grinste. „Nö, Beatrice. Na, da bin ich aber mal gespannt.“ Er meldete sich.
    „Ich muss dich sehen.“
    „Woher plötzlich diese Sehnsucht?“
    „Bernd, bitte. Ich möchte nicht mit dir streiten. Es gibt etwas zu besprechen, und ich bin auf deine Hilfe angewiesen.“
    „Ort und Uhrzeit?“
    „Morgen nachmittag in Trier. Halb drei. Auf der Undine II. Und bitte komm alleine.“ Sie legte auf.
    „Das war ja mal ein kurzes Telefonat“, kommentierte Sabine sarkastisch. „Sagt man uns Frauen doch immer nach, dass wir stundenlang telefonieren können.“
    „Muss ja auch nicht immer sein“, brummte Kaltenbach. Er leerte sein Bier und erhob sich. „Kennst du die Undine II?“
    Sabine schüttelte den Kopf. „Was soll das sein? Klingt wie ein Schiff.“
    „Möglich.“ Kaltenbach stellte das Geschirr zusammen. „Ich muss arbeiten, entschuldige mich bitte.“ Er war nach dem Gespräch mit Sabine sehr nachdenklich geworden. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob es gut gewesen war, sie so vor den Kopf zu stoßen. Niemals hatte er ihr wehtun wollen. Nachdem er die Teller und das Besteck in die Spüle geräumt hatte, begab er sich in sein Arbeitszimmer. Während er recherchierte, hörte er, wie Sabine unten in der Küche herumhantierte.

ZWANZIG
    Sie hatten den Tisch im Biergarten des Restaurants „Mosellicht“ mit Bedacht gewählt: Von hier aus hatte er die Schiffsanlegestelle der Kolb Personenschifffahrt im Blick. Der uniformierte Angestellte im gläsernen Fahrkartenschalter neben dem Steg schien sich zu langweilen, er fummelte an seinem Handy herum. Ansonsten war es zu dieser Stunde ruhig am Ufer. Die Undine II war noch nicht zu sehen. Kaltenbach warf einen Blick auf die Armbanduhr. Sie waren früh dran, also bestand kein Anlass zur Hektik. Kaltenbach orderte bei der Bedienung ein Weizenbier; Reuschenbach entschied sich für ein
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