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HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi

Titel: HahnBlues | Ein Rhein-Mosel-Krimi
Autoren: Andreas Schmidt
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ist eine junge Redakteurin aus der Koblenzer Redaktion. Sie hat es nicht so weit bis in den Hunsrück, und offen gestanden hatte ich heute keinen Bock auf das Gesülze der Schlipsträger. Man muss den jungen Leuten auch mal was zutrauen.“
    „Und? Was hat die Betreibergesellschaft gesagt, nachdem du sie mit deinem Leitartikel so unsanft geweckt hast?“
    „Sie lehnen alle Versäumnisse in Sachen Umweltschutz ab, haben aber bestätigt, dass ein externer Unternehmer schadstoffbelastetes Baumaterial verwendet hat, wovon die Betreibergesellschaft angeblich nichts wusste.“
    „Und was hat das mit den toten Fischen im Trinkwasser zu tun?“ Sabine ärgerte sich über eine Ketchup-Flasche, die unanständige Geräusche machte, anstatt Ketchup zu spenden.
    „Die Umweltschützer haben denen ganz schön die Hölle heiß gemacht. Weil die Sache ja schon vor einiger Zeit in der Presse war und die Öffentlichkeit sensibilisiert war, hat sich die Betreibergesellschaft dem Druck gebeugt. Man hat das Baumaterial, das den Baustoff PAK enthält, entfernen lassen.“
    „Was ist PAK?“
    „Das sind polyzyklische Kohlenwasserstoffe. Frag mir jetzt keine Löcher in den Bauch – mehr weiß ich über das Zeug auch nicht. Jedenfalls soll PAK für das vergiftete Trinkwasser verantwortlich sein.“
    „Und nun erfolgt der Rückbau in einer Nacht- und Nebelaktion durch Manderscheid?“
    „Sozusagen. Das ist zumindest der Verdacht, aber ob das so stimmt, müssen Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt belegen. Wenn ich aber mit meiner Vermutung recht behalte, dann wandert Paul Bärmann wohl in den Knast, und die Firma kann er dicht machen.“
    Sabine nickte verstehend. „Das heißt, dass die ordnungsgemäße Entsorgung des schadstoffbelasteten Bodens zu teuer ist?“
    „So scheint es. Die Staatsanwaltschaft ist am Zug und macht Manderscheid wohl gerade die Hölle heiß.“
    „Fast tut Bärmann mir ein wenig leid.“
    „Ich will eigentlich wissen, wer für Gerbers, Immichs und wahrscheinlich auch den Mord an Rudolf Manderscheid verantwortlich ist.“
    „Wir werden es erfahren, ich bin sicher. Und nun lass uns essen, Bernd.“
    Kaltenbach hatte keine Einwände; sein Magen knurrte schon seit einer gefühlten Ewigkeit.

NEUNZEHN
    Udos Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt. Und das an einem Samstagabend! Schweigend stand er an der Seite von Hauptkommissar Caspari, der seine Leute durch das Büro von Paul Bärmann scheuchte.
    Bärmann selber stand wie ein kleiner Junge in einer Ecke des Raumes und schüttelte immer wieder den Kopf. Er trug Freizeitkleidung: Eine verwaschene Jeans und ein mintfarbenes Poloshirt zu bequemen Leinenschuhen. Caspari hatte ihn direkt von zu Hause aus in den Betrieb beordert, wo er Paul Bärmann triumphierend den Durchsuchungsbeschluss des Trierer Amtsrichters präsentierte.
    „Darf ich fragen, wonach Ihre Leute suchen?“, wagte der Geschäftsführer der Baustoff-Spedition einen Einspruch.
    „Fragen dürfen Sie, eine Antwort erwarten aber nicht“, knurrte Caspari kurz angebunden.
    Als sich Udos Handy meldete, sah er eine Chance, Casparis Selbstbeweihräucherung zu entkommen. Er entschuldigte sich und trat an die frische Luft. Die Nummer im Display kannte er nicht.
    „Hallo, spreche ich mit Kommissar Reuschenbach?“ Eine Frauenstimme, kleinlaut; sie wirkte verängstigt.
    „Ja, mit wem spreche ich?“
    „Julia Wilms hier. Mein Vater erzählte mir, dass er mit Ihnen ein langes und intensives Gespräch geführt hat.“
    „Das ist richtig.“
    „Er hat Ihnen nicht alles erzählt.“
    „Mag sein. Möchten Sie mir den Rest der Geschichte erzählen?“
    Am anderen Ende der Leitung ertönte ein schwerer Seufzer, dann: „Ich werde es Ihnen erzählen, weil mein Vater nicht die ganze Geschichte kennt. Wann können Sie bei mir sein?“
    „In einer Viertelstunde.“
    „So schnell?“ Sie klang erschrocken.
    „Soll ich mir lieber Zeit lassen?“
    „Nein, kommen Sie ruhig. Dann habe ich es hinter mir und kann die alte Geschichte endlich abschließen.“ Sie legte auf.
    Udo stierte sekundenlang auf das Mobiltelefon in seiner Hand, schüttelte den Kopf und schob es zurück in die Hemdtasche. „Ich muss dringend weg zu einer Zeugin“, sagte er an Caspari gewandt. Gerade, als dieser aufbrausen wollte, schob Udo ein knappes „es ist wichtig“ hinterher und ließ den profilierungssüchtigen Kollegen stehen.
    Auf dem Beifahrersitz lag noch ein Granny Smith, den er sich auf der Fahrt nach Traben-Trarbach gönnte und
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