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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster
Autoren: Kimberly Raye
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1

    Ich wurde verfolgt.
    Und als ob das noch nicht unheimlich genug gewesen sein sollte: Es war auch dunkel draußen, ich stand mutterseelenallein in einer engen Seitenstraße in der Nähe des Times Square.
    Das könnte glatt aus einem Wes-Craven-Streifen sein.
    Für mich war es allerdings einfach nur ein ganz normaler Tag im Leben eines fantabulösen, fünfhundert Jahre alten (und ein Ende war bislang nicht abzusehen) gebürtigen Vampirs. Mein Name? Gräfin Lilliana Arrabella Guinevere du Marchette. Aber meine besten Freunde nennen mich Lil.
    Aufgrund meiner GV-Herkunft strömt mir aus jeder Pore Sex-Appeal, und da diese Poren zu einer richtig heißen Verpackung gehören (toller Körper, tolles Gesicht, super Strähnchen), hatte ich es schon so manches Mal mit dem ein oder anderen Stalker zu tun. Genau wie der Rest meiner Spezies ziehe ich das andere Geschlecht nämlich geradezu in Massen an.
    Okay. Vielleicht ist es auch ein klitzekleines bisschen übertrieben, hier von Massen zu sprechen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass mein letztes Date schon ein Weilchen zurückliegt.
    Na ja, genau gesagt kann ich mich an das letzte Mal gar nicht mehr erinnern.
    (Verkupplungsversuche zählen nicht, Ma.) Und was noch schlimmer ist, kürzlich erst wurde ich von einem megaheißen Kopfgeldjäger sitzen gelassen: nach unserer ersten und einzigen gemeinsamen Nacht (schnief).
    Aber nichts davon liegt an einem Mangel an Anziehungskraft meinerseits.
    Das Defizit an Dates? Meine Entscheidung. Nein, wirklich! Ich habe diese bedeutungslosen Liebschaften aufgegeben und bin jetzt ernsthaft auf der Suche nach meinem Ewigen Gefährten. Ich möchte eine Familie gründen und zur Vermehrung meiner Spezies beitragen.
    Was aber diesen Kopfgeldjäger angeht... ich bin sicher (drücken Sie mir die Daumen), dass ihm sehr bald klar werden wird, was für eine vampiliziöse Braut ich bin, und dann kommt er auf den Knien angerutscht, um mich um Vergebung anzuflehen. Ich werde ihm natürlich sagen, er solle sich gefälligst selber beißen. So täte es jede Frau, die man abserviert hat - und zwar, ohne auch nur ein Bis später auf ein Zettelchen gekritzelt zu haben.
    Zumindest war das die Rachefantasie, auf die ich im Augenblick am meisten stand. Genau zwischen Fantasie numero uno - ich reiße ihm die Klamotten vom Leib, und wir treiben es wie die Karnickel - und Nummer drei: Er reißt mir die Klamotten vom Leib, und wir treiben es wie die Karnickel.
    Ich weiß. Es war doch nur eine einzige jämmerliche Nacht. Ich sollte endlich mal erwachsen werden und mein Leben (oder, in meinem Fall, mein Leben nach dem Tod) in den Griff bekommen und diesen Kerl vergessen. Und wie er küsste! Und sich anfühlte. Und wie er schmeckte ..
    Ja, ich habe auch von ihm gekostet, aber nicht während wir Sex hatten. Ich mag vielleicht schwach sein, so schwach aber nicht. Die Kostprobe hatte vor dem Sex stattgefunden.
    Jemand hatte mir einen Pfahl in die Schulter gerammt, und er hatte versucht, mir dabei zu helfen, wieder zu Kräften zu kommen. Ich hatte von ihm getrunken, und seit dieser Zeit bestand so eine Art geistige Verbindung zwischen uns. Er kann in Gedanken mit mir reden und umgekehrt.
    Nicht dass er das in den vergangenen Monaten getan hätte.
    Kein flehentliches Bitten um Vergebung. Kein Liebesgeflüster. Keine Blumen.
    Nicht mal ein erbärmliches Du hast noch was gut bei mir: eine Nacht heißer, wilder, einzigartiger Matratzen-Action.
    Ein Grund mehr, ihn komplett aus meinen Gedanken zu verbannen und mich wieder meinem Leben zuzuwenden, stimmt's? Stimmt.
    Also, ahm, wo war ich?
    Ach ja. Dunkle, gruselige Seitenstraße. Ich wurde also verfolgt. Keine große Sache. Bis dahin.
    Das Geräusch von Keilabsätzen auf Asphalt erklang hinter mir und dröhnte durch meinen Kopf, als ich um die Ecke bog und eine weitere Seitenstraße entlangging. Der stechende Geruch nach billigem Haarspray brannte in meiner Nase, vermischt mit einem No-Name-Körperspray. Ich drehte mich um und erhaschte einen Blick auf Fingernägel mit abgeblättertem Nagellack, die sich um eine Wegwerfkamera krallten, ehe mein Verfolger bemerkte, dass ich mich umsah, und sich hinter einen Müllcontainer duckte.
    Ich hatte ja einen Mann erwartet (siehe meine ausführlichen Ausführungen oben), aber eine Frau?
    Wenn ich auch wusste, dass es praktisch täglich vorkommt, dass Frauen von richtig heißen Frauen angetörnt werden (ich wusste den letzten Angelina-Jolie-Film genauso zu schätzen wie jede andere
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