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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster
Autoren: Kimberly Raye
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aber ließ sich in diversen Talkshows bemitleiden und landete schließlich beim Psychiater.
    Der Bachelor dieses Jahres? Ein Wetterfrosch von einem hiesigen Fernsehsender. Ein richtiger Herzensbrecher. Da ich nicht wirklich viel Fernsehen gucke (abgesehen von Date My Moni und Love New York, beides selbstverständlich ausschließlich zur Recherche), wusste ich nicht genau, welcher er war. Aber da ich ein super-intuitiver Vampyr bin, musste ich ihn nicht erst sehen, um alles zu wissen, was wirklich wichtig war. Nämlich, dass er tatsächlich einen Job hatte und halbwegs anständig aussah, denn sonst würde er seine Vorhersagen auf dem Rummel auf Coney Island betreiben und nicht im Fernsehen.
    In der Lobby des Senders angekommen, dämpften dicke goldfarbene Teppiche meine Schritte und verringerten den Druck auf meine armen Zehen.
    Ich war von blassgelben Wänden umgeben, die man mit goldenen Art-deco-Spiegeln verziert hatte. Ringsum standen zimtfarbene Ledersessel an den Wänden. Dazu diverse Tischchen, die mit Magazinen überhäuft waren. Vor einer Glastür mit der Aufschrift STUDIO A stand ein Mann, ein Headset um den Hals und ein Klemmbrett in der Hand.
    Der einzige Mann in einem Raum, der ansonsten von alleinstehenden, erfolgreichen, intelligenten, attraktiven, verzweifelten Frauen nur so überquoll.
    Jede einzelne ein echter Hauptgewinn.
    In den vergangenen Monaten hatte ich einige Vampire und Wer-Geschöpfe als Klienten gewonnen, aber Andere waren wesentlich schwieriger zu vermitteln als der durchschnittliche Mensch. Bei Vampiren lag der Schwerpunkt einfach zu sehr auf Orgasmusquotienten (die geben an, wie häufig eine Frau während eines Geschlechtsakts „Oh Happy Day“ sang) und Fertilitätsraten (eine kleine Zahl, die anzeigte, wie wahrscheinlich es bei diesem männlichen Vampir war, dass er in Bezug auf Fortpflanzung ins Schwarze traf). Wer-Geschöpfe waren ähnlich eigen, wenn es um Alpha-Männer und Mondzyklen ging. Da ich eine Partnerschaftsvermittlerin bin, die auf Chancengleichheit Wert legt und darüber hinaus zu Hause noch so viele Kreditkartenrechnungen herumliegen hat, dass das nationale Haushaltsdefizit daneben wie Peanuts aussieht, hatte ich beschlossen, den leichteren Weg zu gehen und meine Liste menschlicher Klienten aufzustocken.
    Ich lächelte, zog einen Stapel Visitenkarten aus meiner ledernen Prada-Clutch und trat auf die erste Gruppe von Frauen zu.
    Gerade als ich einer attraktiven Krankenschwester - fünfundzwanzig, hatte von Losern mit riesigen Egos und winzigen Penissen die Nase voll - eine Karte in die Hand drücken wollte, hörte ich die tiefe, vertraute Stimme:
    „Hilf mir.“

2

    Mein ganzer Körper erstarrte, das Herz blieb mir stehen. (Jepp, ich besitze ein Herz, und es schlägt wie bei jedem anderen auch.) Wenn ich nicht ein Vampir aus königlichem Geschlecht gewesen wäre, der auf sein Kostüm von Dior achten musste, wäre ich glatt auf der Stelle in Ohnmacht gefallen. Das konnte doch nicht etwa... Ty sein?
    Er war es nicht, wurde mir ein paar hektische Herzschläge später klar, als ich die Stimme erneut vernahm. Diesmal in einer etwas höheren Tonlage und nicht mal annähernd so aufwühlend.
    „Ich könnte hier mal ein bisschen Hilfe gebrauchen. Ich glaube, meine Möpse sitzen nicht richtig.“
    Mein Herz begann wieder zu schlagen, und als ich mich umdrehte, erblickte ich eine Frau, die plötzlich hinter mir aufgetaucht war.
    Sie (ich benutze das Pronomen sehr frei) hatte langes, wallendes rotes Haar.
    Sie trug hellbeiges Lipgloss (MAC Spring Sunset) und einen Hauch von bronzefarbenem Rouge. Mein Blick wanderte abwärts, über ein eng anliegendes karmesinrotes Kleid und ein Paar wohlgeformter Waden bis hin zu hochhackigen Riemchenpumps aus rotem Wildleder.
    Nicht schlecht.
    Möglicherweise hätte ich ihr den ganzen Doppel-X-Auftritt auch abgekauft, wenn ich nicht mit den Deluxe-Vergünstigungen ausgestattet gewesen wäre, mit denen meine Art von Geburt an versehen ist.
    Super-Gehör? Vorhanden.
    Nachtsicht? Vorhanden.
    Fähigkeit, Gedanken zu lesen? Vorhanden.
    Unübertroffene Schönheit? Im Überfluss vorhanden.
    Große braune, mit Kajal umrandete Augen blickten mich an.
    John Schumacker. Zweiundvierzig Jahre alt. Schadenssachverständiger bei einer Versicherung. Geschieden. Keine Kinder. Seine Ex hatte eine Affäre gehabt. Aber nicht, weil John sie dazu getrieben hätte oder so. Dann hatte er eben lange gearbeitet, und wenn schon. Er hatte ihr halt viele schöne Dinge
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