Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
derartige Aufgaben mittlerweile als unter ihrer Würde. Nun, wenn ihr Plan aufging, wäre sie den Supermarkt sowieso bald nach ihrem Urlaub los. Gut gelaunt ging sie ins Büro.
    Während der Computer hochfuhr, hängte sie ihren Wintermantel auf, tauschte ihre gefütterten Stiefel gegen schickere Pumps und drehte die Heizung höher. Dann setzte sie sich vor den Bildschirm und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Als sie die seit dem gestrigen Abend eingegangenen E-Mails abrief, wurde sie durch ein lautes Pochen an der Glasscheibe aufgeschreckt.
    Vor dem Schaufenster stand ein Mann. Obwohl er die Mütze tief ins Gesicht gezogen und den Mantelkragen gegen die Kälte hochgeschlagen hatte, erkannte ihn Annika sofort. Seit ihrem letzten Treffen war schließlich noch nicht viel Zeit vergangen. Schnell schaute sie auf die Uhr: zehn nach sieben. Ihnen blieb also noch eine gute halbe Stunde Ungestörtheit.
    Sie machte ihm ein Zeichen, rüber zur Schiebetür zu gehen. Gleichzeitig rief sie sich noch einmal ins Gedächtnis, was sie sich vorgenommen hatte, ihm zu sagen. Dann setzte sie ein strahlendes Lächeln auf.
    Das letzte Lächeln.
    ***
    Kriminalhauptkommissar Frank Hackenholt war eine große, schlanke Erscheinung. Seine kurzen dunklen Haare schimmerten an den Schläfen bereits silbrig; mit Anfang vierzig kein Wunder. Er wartete mit Sophie, seiner Freundin, in der Metzgerei Kleinlein an der Äußeren Bucher Straße darauf, bedient zu werden, als sein Handy sich plötzlich bemerkbar machte.
    Sophie, deren rundlicher Figur man es ansehen konnte, dass sie kulinarischen Köstlichkeiten gegenüber nicht abgeneigt war, betrieb nebenbei eine Art Partyservice und hatte für das bevorstehende Faschingswochenende zwei Aufträge angenommen. Für die Feier, die der Jugendkeller 106 der Gemeinde St. Matthäus veranstaltete, wollten sie jetzt gemeinsam Sophies Großbestellung abholen, und um ein Haar wäre ihnen das auch gelungen, denn trotz des morgendlichen Andrangs waren sie in der Warteschlange schon bis an die zweite Stelle vorgerückt.
    »Sophie, ich muss sofort in den Sternmann-Supermarkt in der Grolandstraße, es ist etwas passiert«, flüsterte Hackenholt, während er sein Handy wegsteckte.
    »Aber da können wir doch auf dem Heimweg halten«, antwortete Sophie zerstreut. In Gedanken ging sie bereits zum fünften Mal durch, ob sie auch nichts vergessen hatte.
    »Guten Morgen, Frau Rhom!«, unterbrach eine der Verkäuferinnen die Unterhaltung. »Sie wollen sicher Ihre Bratwürste abholen?«
    Sophie nickte.
    »Nein, Schatz, das geht jetzt wirklich nicht, ich meinte, ich muss sofort weg«, rief Hackenholt dazwischen, wobei er das Wort »sofort« betonte. An die verdutzte Mitarbeiterin gewandt fügte er hinzu: »Frau Rhom kommt natürlich später wieder.«
    Sophie konnte nur noch verlegen eine Entschuldigung murmeln, dann zog Hackenholt sie auch schon auf die Straße hinaus und weiter zu ihrem in der Nähe abgestellten gelben Audi.
    Während sie die Bucher Straße entlangfuhren, beobachtete Sophie ihren Freund verstohlen von der Seite. Sie hatte ihn erst vor knapp vier Monaten während einer seiner Ermittlungen kennengelernt und sich sofort in den ruhigen, manchmal ein wenig introvertierten Hauptkommissar verliebt. Für sie war schnell klar gewesen, in ihm den Partner gefunden zu haben, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Und das, obwohl er Polizist war. Unwillkürlich musste sie grinsen.
    Dass sein Beruf nicht nur unkalkulierbare Arbeitszeiten mit vielen getrennten Wochenenden, sondern auch eine überdurchschnittliche psychische Belastung bedeutete, begann sie erst allmählich zu realisieren. Da beide mehrere Jahre lang allein gelebt hatten, waren die vergangenen Wochen mehr als nötig gewesen, um ihre beiden Lebensrhythmen aufeinander abzustimmen.
    Nun chauffierte Sophie Hackenholt zum ersten Mal zu einem neuen Fall. Sie konnte die Anspannung spüren, die sein Körper neben ihr ausstrahlte. Bemerkte, wie er immer unruhiger in seinem Sitz hin und her rutschte und mit angestrengtem Gesichtsausdruck aus dem Fenster starrte. Die Situation war für Sophie viel zu neu, als dass ihr etwas Passendes zu sagen eingefallen wäre, also schwieg sie.
    Obwohl Hackenholt hinaussah, nahm er so gut wie nichts von seiner Umgebung wahr. Nach zwanzig Dienstjahren fiel es ihm zunehmend schwerer, einen neuen Tatort unbefangen in Augenschein zu nehmen. Eine Frau war getötet worden. Nur so viel hatten ihn die Kollegen vorab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher