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Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Autoren: Stefanie Mohr
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gewesen sein«, erklärte er. »Ich denke, du solltest nach einer Person suchen, die nicht viel größer ist als das Opfer.«
    »Schließt du das aus dem Einstichkanal?«
    Puellen nickte bedächtig. »Soweit ich es hier vor Ort beurteilen kann, ist die Waffe fast waagrecht eingedrungen. Sobald ich den Einstichwinkel vermessen habe, kann ich dir auch eine Skizze anfertigen. Aber wäre der Täter größer als sie gewesen, wären die Stiche von oben nach unten geführt worden.« Damit schloss er die Bluse wieder. »Sie ist übrigens nicht hier zwischen den Kassen gestorben, sondern dort drüben bei der Tür. Der Täter muss sie zurückgeschleift haben, als sie schon tot war.«
    »Kann sie nicht selbst noch das Stück gekrochen sein?«
    »Nein, ganz ausgeschlossen. Aber das ist jetzt auch wirklich alles, was ich dir vorläufig sagen kann.«
    »Danke.« Hackenholt war seine Aufrichtigkeit anzuhören.
    »Ist ja herzlich wenig«, winkte Puellen ab. »Und ich fürchte, dass ich auch später nicht viel mehr wissen werde. Wegen des Termins für die Obduktion rufe ich dich an. Ich denke aber, es wird sich morgen Vormittag einrichten lassen.«
    Damit erhob sich der Mediziner langsam und nickte im Gehen einer Beamtin von der Spurensicherung zu, die schon darauf wartete, seinen Platz einzunehmen. Behutsam, als könnte die Tote noch etwas fühlen, stülpte sie ihr durchsichtige Plastiktüten über die Hände und sicherte sie gegen ein mögliches Wegrutschen mit Klebeband.
     
    Sobald der Mediziner gegangen war, suchte Hackenholt nach Frau Link, der Mitarbeiterin, die an diesem Morgen als Erste eingetroffen war. Er entdeckte sie, eine Zigarette rauchend, ein Stück abseits. Abwesend blickte sie auf das brachliegende Nachbargrundstück mit dem Recyclinghof dahinter. Hackenholt musterte sie einen Moment lang. Er schätzte die Zeugin auf Anfang fünfzig. Unter dem dunkelbraun gefärbten Deckhaar war das Grau des Haaransatzes deutlich zu erkennen. Sie trug einen dicken Wintermantel, aber keine Handschuhe. Während er sie beobachtete, wandte sie sich unvermittelt um und blickte ihn an. Der Hauptkommissar fühlte sich ertappt. Entschuldigend lächelnd trat er auf sie zu und holte dabei das Diktiergerät aus der Tasche.
    »Sie sahen so gedankenverloren aus, da wollte ich Sie nicht stören. Was ging Ihnen durch den Kopf?«
    »Wenn ich Ihnen sage, dass ich mich gefragt habe, ob nun endlich alles besser wird, mache ich mich dann verdächtig?« Sie sah ihm unverwandt in die Augen.
    Hackenholt schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Für mich klingt das eher nach einer ehrlichen Antwort.« Er ließ einen Moment verstreichen, dann fragte er: »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    »Zu keinem. Wir müssen schließlich erst einmal abwarten, wem der Konzern nun die Filialleitung überträgt.« Sie zuckte resigniert mit den Schultern.
    Eine Weile herrschte Schweigen, so als würde jeder über die Bedeutung des Gesagten nachdenken. Dann nahm Hackenholt das Gespräch wieder auf: »Können Sie mir das genauer erklären?«
    »Sehen Sie, Frau Dorn war eine äußerst ambitionierte Filialleiterin. Erfolg war ihr sehr wichtig. Und damit meine ich wirtschaftlichen Erfolg, der sich in Umsatzzahlen festhalten ließ. Die Filiale als solche mit ihren Mitarbeitern lag ihr dabei nicht sonderlich am Herzen.«
    Hackenholt stutzte, hakte aber nicht weiter nach. In den kommenden Tagen würden sich noch genügend Gelegenheiten bieten, dieses Thema zu vertiefen. Stattdessen wechselte er zu wichtigeren Fragen.
    »Ist in den letzten Tagen irgendetwas Besonderes passiert? Hat sich Frau Dorn anders verhalten?«
    »Sie wirkte angespannter. Aber das war immer so an den Tagen vor ihrem Urlaub. Sie hat allen die Hölle heißgemacht. Sagte, die Umsätze müssten stimmen, ansonsten könne sie sich nicht erholen.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, waren Sie die Erste, die heute Morgen zur Arbeit gekommen ist?« Als Frau Link nickte, fragte er weiter: »Ist Ihnen da etwas aufgefallen?«
    »Ich komme immer gegen drei viertel acht. Heute war ich allerdings ein bisschen später dran.«
    Hackenholt musterte sie überrascht.
    »Das ist äußerst knapp, ich weiß. Aber sehen Sie, Frau Dorn erwartete, dass wir sofort mit der Arbeit begannen, sobald wir eintrafen. Andererseits erlaubte sie nicht, die Zeit vor acht Uhr aufzuschreiben. Überstunden ruinieren eben die Umsatzzahlen.« Frau Link zuckte erneut mit den Schultern. »Deshalb haben wir uns alle angewöhnt, pünktlich,
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