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Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln

Titel: Hackenholt - 02 - Das letzte Laecheln
Autoren: Stefanie Mohr
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beschränken, herumliegende Zigarettenkippen und verwehte Müllreste einzusammeln. Auch die beiden Abfallcontainer auf dem Gelände überprüften sie, doch die waren anscheinend am Abend zuvor geleert und seither nicht wieder benutzt worden.
    Ein einziger Blick von der Schiebetür aus ins Ladeninnere genügte Hackenholt, um vorherzusehen, dass die schon chronisch mürrische Christine Mur einen Wutanfall erleiden würde, sobald sie den Discounter betrat. Sanitäter und Notarzt hatten hinsichtlich der Beseitigung etwaiger vorhandener Spuren ganze Arbeit geleistet: Mehrere blutige Schuhabdrücke führten zwischen Kasse und Ausgang hin und her. Wenn die unbesonnene Rumlauferei dem Opfer wenigstens geholfen hätte! Missmutig schüttelte Hackenholt den Kopf, seufzte und ging zu Wünnenberg, der aussah, als ob er etwas auf dem Herzen hätte.
    »Was sollen wir mit den Kunden machen? Die Leute warten hier zum Teil schon über eine Dreiviertelstunde und werden langsam unruhig.« Als wollte er die Ungeduld der Wartenden verdeutlichen, trat Wünnenberg selbst von einem Bein aufs andere. Dabei bemerkte Hackenholt, dass sein Kollege, der ohnehin bereits für seinen Schuhtick berüchtigt war, heute aus unerklärlichen Gründen Cowboystiefel trug. Hatte der Wilde Westen jetzt auch in Franken Einzug gehalten, ohne dass er es bemerkt hatte?
    Hackenholt wägte kurz ab, bevor er antwortete. Hier und jetzt hatte er alle Kunden beisammen und musste den Leuten nicht einzeln durch das ganze Stadtgebiet hinterherrennen, um sie zu befragen.
    »Bitte Berger, dir zu helfen, und notiert die Personalien«, entschied er schlussendlich. »Achtet darauf, Telefonnummern zu bekommen, unter denen wir die Leute in den nächsten Tagen auch tatsächlich erreichen können. Versucht jeden Einzelnen zu animieren, sich zu erinnern, in welcher Reihenfolge sie hier aufgetaucht sind. Und fragt auch, ob ihnen etwas Besonderes aufgefallen ist. Irgendwelche Autos, die auf dem Parkplatz standen und jetzt nicht mehr da sind. Danach könnt ihr sie nach Hause schicken. Ach, und ruf Manfred Stellfeldt und Saskia Baumann an. Wir brauchen mehr Kollegen vor Ort. Sie sollen sich um die Angestellten kümmern.«
    Hackenholt nahm den Beamten von der Spurensicherung, der gerade den Tatort gefilmt hatte, zur Seite und bat ihn, während er Aufnahmen vom Parkplatz machte, unauffällig auch ein paarmal über die wartenden Kunden zu schwenken. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ein Täter zurückkehrte und sich unter die Menge unbescholtener Bürger mischte.
    ***
    Ludwig Kork saß mit zitternden Händen auf seinem Bett. Schweißtropfen rannen ihm über die Stirn. Während der letzten halben Stunde hatte er erfolglos versucht, sich zu beruhigen, indem er sich immer wieder laut vorsagte, dass alles nicht so schlimm sei, wie es ihm zunächst erschienen war. Doch sein Unterbewusstsein wusste ganz genau, wie wenig das stimmte.
    Allein das Wissen um die Situation half ihm nicht weiter. Wohl zum hundertsten Mal, seit er sich vom Parkplatz des Supermarktes davongemacht hatte, fragte er sich, was er nun tun sollte.
    Inmitten der wartenden Menschentraube, die Mutmaßungen darüber anstellte, warum der Discounter um diese Zeit noch geschlossen haben mochte, hatte der junge Mann seine Erregung gerade noch kontrollieren können. Er hatte es sogar für eine gute Idee gehalten, bis zum Eintreffen der Polizei auszuharren, anschließend einen Beamten beiseite zu nehmen und ihm alles zu erzählen. Aber als dann der Streifenwagen neben dem Supermarkt gehalten hatte und die uniformierte Frau ausgestiegen war, die Annika so ähnlich sah, war Kork von einem nicht zu bändigenden Drang übermannt worden, davonzulaufen. Während alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf das Gebäude richteten, hatte er sich unbemerkt durch die Seitenpforte im Zaun des Parkplatzes weggeschlichen.
    Und nun saß er hier. In seiner Wohnung. Auf dem Bett. Und wusste nicht weiter.
    Plötzlich zuckte er zusammen, als hätte ihm jemand eine Ohrfeige verpasst. Erschrocken blickte er sich im Zimmer um. Dann ließ ihn der schrille Ton seiner Türklingel erneut zusammenfahren. Es war schon immer ein unangenehmes Geräusch gewesen, aber so aufdringlich wie heute hatte die Klingel bisher noch nie geklungen.
    Entsetzen packte ihn. Sie hatten ihn also doch gefunden! Seine Hände zitterten noch heftiger als zuvor. So sehr er sich auch bemühte, sie wieder unter Kontrolle zu bringen, es gelang ihm nicht. Er bebte am ganzen
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