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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
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Prolog
     
    Nah genug, einander zu berühren, standen zwei Gestalten im Mittsommermondlicht. Doch sie berührten sich nicht.
    Ein Mann.
    Eine junge Frau.
    Sie standen inmitten der Früchte seines Gartens, die auf Stängeln, in Töpfen und auf dem Boden schlummerten, deren Oberflächen leuchtend grau schimmerten und deren samtene Schatten noch schwärzer waren als die ohnehin pechschwarze Erde. Eine zaghafte Brise, kaum das Hauchen eines Neugeborenen, strich über die schlafenden Blätter und Halme und entlockte ihnen ein Seufzen.
    Agatha verspürte einen ziehenden Schmerz im Unterleib.
    »Bist du dir auch sicher, dass du das wirklich willst?«, fragte Mason.
    Seine Worte, kleine Wattebäusche aus Nebel, verpufften im Dunkel der Nacht. So leise gesprochen, dass sie daran gezweifelt hätte, sie überhaupt gehört zu haben, wären da nicht die sich verflüchtigenden Schwaden seines Atems gewesen. Noch so ein kalter englischer Sommer , dachte sie. Noch so etwas, worauf sie gut verzichten konnte.
    »Ja.«
    Wolken verschleierten den Mond.
    Der Mann betrachtete sie. Sie war sich bewusst, dass er sie trotz des schwindenden Lichts noch gut genug zu sehen vermochte. Nicht ihr Gesicht, nicht ihre Augen, sondern das, was sie dahinter verbarg. Sie musste überzeugend sein. Sie wiederum konnte zwar seine Augen, aber hinter dem Gestrüpp seines Bartes kaum mehr erkennen. Seine Pupillen waren schwarze Perlen, verloren in den tiefen Brunnenschächten seiner dunklen braunen Augen. Sie würde niemals in ihn hineinsehen können, ganz egal, wie eindringlich sie ihn auch anstarrte.
    Die Wolken wurden dichter. Ihr Bauch krampfte. Sie zauderte.
    Es blieb noch immer genug Zeit, sich anders zu besinnen. Sie brauchte weiter nichts zu tun, als zu gehen. Nicht einmal mit ihm sprechen müsste sie. Wenn sie sich umdrehen, entlang der Mauer durch den Garten gehen und sich ins Haus zu ihrer schlafenden Familie zurückschleichen würde. Wenn sie das täte, ohne auch nur ein weiteres Wort mit Mr. Brand zu wechseln, dann würde er wissen, was dies zu bedeuten hätte. Er würde verstehen. Und sie würden nie mehr miteinander sprechen.
    Aber jetzt, wo sie es bis hierher geschafft hatte? Es riskiert hatte, hier draußen, mitten in der Nacht, mit einem Mann erwischt zu werden, der alt genug war, ihr Vater zu sein? Bloß noch ein paar Minuten, und sie hätte es hinter sich, hätte ihm gegeben, was er von ihr wollte. Bloß eine halbe Stunde, und sie könnte sich wieder in ihr warmes Bett kuscheln. Jetzt zu gehen, widersprach jeglicher Logik. Oder nicht? Es war so gut wie geschafft. Jeden Moment würde sie haben, wofür sie gekommen war: sein Versprechen, ihr das zu geben, was sie dringender benötigte als alles andere. Und wenn er erst einmal seinen Teil ihrer Abmachung erfüllt hatte, irgendwann in den nächsten paar Tagen, dann würde sie frei sein. Frei von ihrer Familie, frei von der spießigen Idylle dieser Vorstadtsiedlung, frei von dieser Sackgasse von Stadt namens Shreve und ein für alle Mal auf und davon in eine bessere Zukunft. Eine echte Zukunft, nicht bloß irgendein Mädchentraum.
    Vielleicht vermochte er all das zu sehen, missverstand es aber als Hingabe und Überzeugung. Für einen Mann, der tagsüber so linkisch und zögerlich war, wurde er plötzlich sehr direkt.
    »Gut. Hast du dabei, worum ich dich gebeten hatte?«
    »J… ja.«
    »Zeig her.«
    »Zeig her.««
    Vermutlich hätte sie es auch auf andere Art und Weise herbringen können, aber was wäre einfacher gewesen als die Methode, für die sie sich entschieden hatte? Außerdem war es so frischer. Er hatte betont, wie wichtig das war.
    Sie drehte sich um und ging ein paar Schritte. Weit genug, dass er, wenn sie sich bewegte, vermutlich gerade noch ihre Silhouette sehen konnte, mehr aber auch nicht. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Jeans, zog sie herunter und benutzte die Finger der linken Hand, um den Zwickel ihres Schlüpfers zur Seite zu zupfen. Es war eine kalte Nacht, und ihre Haut zog sich beim Kontakt mit der Luft zusammen. Mit ihrer rechten Hand griff sie nach der weichen Quaste des Baumwollfadens und zog den Stopfen sanft aus sich heraus. Der sich nur widerstrebend lösende Wattepfropfen zog zähe Schlieren über ihren nackten Oberschenkel, schwarze Blitze vor einem Himmel aus weißer Haut.
    »Mist«, flüsterte sie. Sie hielt es ihm entgegen. »Hier.«
    »Ich kann das nicht anfassen.«
    »Stellen Sie sich nicht so an.«
    »Nein, wirklich. Ich darf nicht mit dem Blut in
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