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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
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Macht, und so würde es immer bleiben. Denn es gab eine Zusatzklausel: Wer am besten Geheimnisse bewahren konnte, der hatte die größte Macht.
    Himmel, was bin ich für ein Biest. Eine gnadenlose Egoistin.
    Nein, keine Egoistin, Tam. Eine Gewinnerin. Das Leben ist kurz, und Schönheit währt nicht ewig. Nimm dir, was du kriegen kannst, solange du es kriegen kannst. Nutze die wenige Zeit, die du hast. Genieß das süße Leben.
    Wer sprach da? Ihre Mutter? Vermutlich. Möge sie in Frieden ruhen. Bis zum letzten Atemzug hatte sie wie eine Königin gelebt. Tamsin würde es ihr gleichtun.
    Genieß das süße Leben? Oh, und ob sie das tat. Nichts schmeckte süßer.
    Vom Geschaukel des Taxis wurde ihr übel. Die Medikamente waren immer noch in ihrem Blut, nahm sie an.
    »Geht’s auch etwas langsamer, ja? Das ist schließlich kein verfluchtes Autorennen!«
    Der Fahrer schielte in den Rückspiegel. Sie sah, wie seine Augen sie musterten. Erst auf Attraktivität, dann auf Risiko. Wenn der wüsste. Die Fahrt wurde sanfter, und sie entspannte sich ein wenig. Dieser Alptraum würde vorbei sein, sobald sie die Haustür hinter sich zuschlug. Ihr feuchter Traum von einem paradiesischen Vorstadtleben würde weitergehen. Sie lächelte. Zufriedenheit. Vorfreude.
    Das Lächeln verflog. Sie hatte Fragen. Sie konnte sie beiseiteschieben, sie verdrängen, sich bis in alle Ewigkeit vor ihnen verkriechen. Aber sie wusste, dass die Fragen sie niemals in Frieden lassen würden.
    Was würden sie damit anstellen? Experimente? Es war so ein winziges Ding, mehr Ratte oder Maus als Mensch. Würden sie es verbrennen? Möglicherweise würden sie es begraben. Sie malte sich aus, in der Klinik gäbe es einen Job für irgendeinen unterbezahlten Handlanger, der ausschließlich für derartige Beisetzungen zuständig war. Ausgehend von der Zahl der Frauen im Aufwachraum, die wahlweise zu jung oder zu alt aussahen, würde ihr klinikeigener Fantasietotengräber reichlich zu tun haben.
    Ja, ein Begräbnis.
    Genau, das würde es wohl sein. Schlussendlich war es das einzig Richtige. Begrabt es. Lasst es verrotten. Gebt es für immer der Vergessenheit anheim.
    Ihr Lächeln kehrte zurück, und unter dem Einfluss der Medikamente und der tröstlichen Gedanken nickte sie ein. Ihre Träume handelten von manipuliertem Chaos und wohlgeplanten Gemeinheiten. Da war so vieles, um sich darauf zu freuen.
     
    Richard Smithfield saß vor seinem Rechner und wischte sich die schwitzigen Handflächen an der Hose ab. Kurz darauf waren sie genauso nass wie zuvor. Das Laufwerk des Computers schnurrte und tickte. Der WLAN-Router schrappte fiepend an der Grenze des Hörbaren entlang. Eine LED flackerte, kündete von mit Hochgeschwindigkeit ausgetauschten Informationen. Die Kühlung sprang an.
    Pam und die Kinder schliefen, im Haus war es still. Es war drei Uhr nachts. Die Tür seines Arbeitszimmers hatte er von innen abgeschlossen. Trotzdem. Er war hochgradig angespannt. Fühlte sich, wie er sich immer fühlte. Beschleunigter Puls, ein wenig vertrauenerweckendes Gefühl im Unterleib. Seine Atemzüge erreichten mit Mühe und Not die Lungenspitzen.
    Er schluckte geräuschvoll. Der Download war noch nicht beendet.
    Als der Download komplett war, öffnete sein Medienprogramm automatisch die neue Datei. Er regelte die Lautstärke so weit wie möglich herunter und klickte auf Vollbildmodus. Dann sah er zu: ein Einmannpublikum, das Rauschen des Blutes in seinem Kopf lauter als das Grunzen der Befriedigung, die Schreie des Widerstands sowie das Bitten, Betteln und Flehen. Zwar verstand er die Sprache nicht, aber das war auch gar nicht nötig. Die Tränen waren echt. Die Berührungen waren echt. Kein Make-up, keine Computeranimation, keine Schauspieler.
    Er konnte seinen Blick nicht von dem obszönen Diebesgut vor seiner Nase abwenden. Er versagte sich zu blinzeln, selbst wenn seine trockenen Augen danach schrien. Er war dort, bei ihnen, nahm sie hart und schmerzhaft ran. Und schon bald schenkte er sich mit eigener Hand jene Erlösung, nach der ihn so schrecklich verlangte, nicht in seinen Fantasien, nicht auf dem Bildschirm, sondern im wirklichen Leben.
    Richard Smithfield konnte nicht an einem Spielplatz vorbeifahren, ohne einen Blick darauf zu werfen. Sportfeste und Turniere hatten ihm immer schon die aufregendsten Momente und härtesten Prüfungen beschert. Pam hielt ihn für einen stolzen Vater, wie er Agatha beim Schwimmen und Donald beim Fußball beobachtete, dabei lauerte er stets
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