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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition)
Autoren: Joseph D'Lacey
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grinsend, in Gedanken längst schon ganz woanders, starrte der Fahrer mit glasigen Augen auf den Pförtner hinab. Nach einem kurzen Moment kehrte er ins Hier und Jetzt zurück. »Soll ich dir noch was sagen, Stig? Es stinkt. Stinkt übler als alles, was ich jemals gefahren habe. Scheiße, Krankheiten und fauliges Fleisch, alles von ganz normalen Leuten. Leute wie du und ich. Die haben das Krankenhaus in einem Stück betreten. Und als sie gingen, fehlten ihnen ganze Körperteile, und sie hatten einen Superbazillus. Für nix in der Welt geh ich da rein, Alter. Verdammte Drecksficke … nie und niemals nicht.«
    Der Pförtner nickte und trat zurück.
    Der Fahrer haute den Gang rein und bretterte über die provisorische Rampe zu den Deponiebereichen. Schon bald, wenn die Müllgruben komplett aufgefüllt waren, würde die gesamte Müllhalde versiegelt und mit Erdreich zugedeckt werden. Sie würden einen öffentlichen Park, eine Freizeitanlage oder einen Sportplatz daraus machen. Und niemand würde sich mehr an das Netz aus Zubringerpisten erinnern, das die Lkws zu den im Boden gähnenden Schlünden führte, die den Dreck der Stadt still und bereitwillig schluckten. All das wäre Vergangenheit, aber der Pförtner würde das Gleiche woanders weitermachen, zumindest eine Zeit lang. Müll würde es schließlich immer geben, und deshalb würde es auch immer Bedarf an Deponiemanagern und Entsorgungstechnikern geben. Er lächelte, weil er wusste, dass es ihm niemals an Arbeit mangeln würde.
    Solange ihm danach war.
    Je weiter sich die blendenden Scheinwerferkegel hineintasteten, umso mehr verschluckte das Dunkel auch die Motorengeräusche des Lastwagens. Beinahe wünschte sich der Pförtner, der Fahrer würde sich aufgrund seiner nikotininduzierten Aufgekratztheit verkalkulieren und sich selbst und den Wagen unter dem Müll begraben.
    Drecksficke … im Arsch.
    Aber wo blieb bei solcherlei Denken die Menschenliebe? Und ohne den hyperaktiven Fahrer, dessen Namen er sich auch nach Jahren derartiger Feierabendtransaktionen noch nicht merken konnte, würde es außerdem keine Schmiergelder für die Beseitigung des illegalen Mülls der Stadt mehr geben. Ganz zu schweigen von den gut bezahlten Fuhren aus anderen Städten, aus anderen Bezirken, aus dem ganzen Land. Deponieplatz wurde zunehmend knapper. Bei zweihundert Mücken für jede illegale Fuhre – und davon gab es viele pro Woche – kam so einiges für den Rentenfonds des Pförtners zusammen. Lächelnd blickte er durch den Maschendrahtzaun auf seinen verbeulten Wagen. Niemand käme je auf den Gedanken, ihn für einen vermögenden Mann zu halten. Erst wenn dieser Job lange genug hinter ihm lag und er in einem Land lebte, in dem einen Wetter und Leute nicht jeden Tag aufs Neue deprimierten, würde er endlich so leben, wie er es wollte.
    Das würde ein Riesenspaß werden.

2
     
    Für jeden anderen wäre es der schmutzigste Ort der Welt gewesen. Für Mason Brand war es ein Ort der Macht, heiliger und lebenswichtiger sogar als sein heiß geliebter Gemüsegarten. Nahezu jede Nacht stieg er dort ein, um mit der Erde in Verbindung zu treten.
    Er stand barfuß auf einer dünnen Schicht frisch angekippten Mutterbodens. Gerade ausreichend, um den Gestank zurückzuhalten und zu verhindern, dass die Tiere sich über Nacht hindurchgruben. Unter der nachgiebigen Erdschicht verrotteten Millionen Tonnen verdichteten Mülls. Durch seine Fußsohlen spürte er die Wärme aufsteigen. Sie manifestierte sich in Form von Gas, größtenteils süßlich riechendes, giftiges Methan, das den Boden aufheizte wie ein unterirdisches Fieber.
    Der Boden unter seinen Füßen – angefüllt mit allem möglichen Schrott und Abfällen, so stark komprimiert, um darauf zu bauen – schien geradezu vor Zersetzung zu vibrieren. Winzige Insekten vermehrten sich und fraßen den Müll, lösten ihn Stück für Stück auf. Selbst die Metalle wurden oxidiert und konsumiert. Alle nur erdenklichen Formen menschlicher Hinterlassenschaften lagen unter ihm eingeschlossen, in tief in die Erde gebaggerten Gruben, jede einzelne davon so groß wie ein Canyon. Erst von gewaltigen Maschinen mit Zahnradwalzen festgestampft, dann mit Erde bedeckt, um fortan vergessen und ignoriert zu werden. Die Müllhalde eines ganzen Landkreises. Ein Ort, an den niemals jemand einen Gedanken verschwendete. Es sei denn, der Wind wehte aus der falschen Richtung.
    Mason Brand aber dachte sehr häufig daran.
    Die Mülldeponie von Shreve barg durchaus
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