Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nomaden des Weltalls

Titel: Nomaden des Weltalls
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
1 – Rendezvous

    Unendlich weit draußen im Weltall, jenseits der Grenze menschlichen Wissens, befindet sich ein Planet. Sein Name ist Rendezvous.
    Wenige Welten bieten dem Auge des Menschen einen angenehmeren Anblick. Wenn Schiffe aus der trostlosen Verlassenheit des Weltraumes kommen, sehen ihre Besatzungen einen gelben Stern vor den großen, kalten Konstellationen. Und wenn sie sich nähern, beginnt er zu leuchten und weiß zu glühen. Größer und größer wird der Planet, wird wie ein runder, mit Saphiren besetzter Schild, über den sich Wolken, Regenfronten und Bergnebel ziehen. Die Schiffe fliegen eine Schleife um den Planeten, bleiben in einer Umlaufbahn zwischen den Monden, und bald legen Boote von ihnen ab, um zu landen. Und dann ist der Planet für kurze Zeit von Lärm und Bewegung erfüllt, den Begleitumständen menschlichen Lebens.
    So mochte die Erde in irgendeinem vergessenen Zeitalter ausgesehen haben, bevor die Gletscher nach Süden wanderten. Hier erstreckt sich fruchtbares, grünes Land bis hin zum Horizont. Weit in der Ferne beginnen die Berge; auf der anderen Seite ist das Meer. Hoch und in tiefem Blau wölbt sich der Himmel.
    Und doch gibt es Unterschiede. Bäume wachsen; aber es sind nicht die Eichen, Fichten und Ulmen – oder Palmen, Baobabs oder Mammutbäume – der Erde, und das Rauschen des Windes, der durch ihre Blätter streicht, mutet fremdartig an. Die Früchte der Bäume sind würzig, doch haben sie stets einen Beigeschmack, der Menschen unbekannt ist. Die Vögel sind nicht die gleichen; die Tiere in Wald und Feld haben sechs Beine und ein grünlich schimmerndes Fell. Nachts haben die Sterne am Himmel nicht das vertraute Gesicht, und manchmal stehen vier Monde am Himmel.
    Nein, es ist nicht die Erde. Und dieses Wissen, es wird zum Hunger und läßt dich nicht lange bleiben. Aber die Erde hast du niemals gesehen; und jetzt ist dieser Hunger so sehr ein Teil von dir geworden, daß du auch dort keine Heimat mehr finden könntest. Denn du bist ein Nomade.
    Und nur du allein weißt, wo dieser ruhige Ort zu finden ist. Für alle anderen liegt Rendezvous jenseits der Grenze dessen, was sie noch kennen.

2 – Geheimer Krieg?

    Niemand anderer war im Boot. Alle waren sie ausgeschwärmt, um ihre Stände aufzustellen und sich unter die anderen zu mischen, um mit ihnen fröhlich zu sein und zu kämpfen und hart um Geschäfte zu ringen. Peregrine Joachim Henrys Schritte hallten hohl von den unverkleideten Metallwänden zurück, als er die Luftschleuse betrat. Das Boot war eine vierzig Meter lange Säule stählerner Unbequemlichkeit, die mit anderen, gleichartigen Säulen am Ende von Nomad Valley stand. Das provisorische Dorf war gute zwei Kilometer von den Booten wie eine Gruppe von Pilzen aus dem Boden gewachsen.
    Normalerweise wäre Joachim jetzt ebenfalls dort gewesen, ruhig und freundlich wie immer. Aber er war Kapitän, und der Kapitänsrat hatte eine Zusammenkunft. Eine Zusammenkunft, die er nicht versäumen durfte, dachte er. Nicht mit der Nachricht, die er den anderen zu bringen hatte.
    Er trat in den Gravitationsschacht und schwebte mit dem aufwärts gerichteten Strahl zum obersten Schlafraum, wo er seine Box hatte. Dort verließ er den Schacht, ging zu seinem Schrank hinüber, öffnete ihn. Eine Rasur konnte jetzt nicht schaden. Er fuhr sich mit dem Depilator übers Gesicht.
    Gewöhnlich hielt er sich nicht mit Äußerlichkeiten auf – wie alle Nomaden trug er auf einer Fahrt, was ihm gerade beliebte – oder ging nackt. Normalerweise erforderten Planetenbesuche keinen Gesellschaftsanzug; doch eine Uniform erwartete man von ihm.
    Was die Schale bei unseresgleichen ausmacht, überlegte er laut, während er in den Spiegel schaute. Er sah einen untersetzten, dunkelhäutigen Mann von mittlerer Größe mit grauem Haar, grauen Augen und Krähenfüßen. Das Gesicht war breit und von tiefen Furchen durchzogen, aber nicht alt. Mit sechsundfünfzig stand er am Beginn der mittleren Jahre, doch war er noch voller Vitalität.
    Der Kilt mit seinem rot-schwarz-grünen Peregrine-Muster spannte um seine Hüften. War das verdammte Ding eingegangen? Nein; es stand zu befürchten, daß er zugenommen hatte. Nicht viel, aber Jere würde ihn damit aufgezogen und dann das Kleidungsstück für ihn weiter gemacht haben.
    Jere. Fünfzehn Jahre war es jetzt her, daß sie die Lange Reise gemacht hatte. Und die Kinder waren groß geworden und hatten geheiratet. Nun ... Er fuhr fort, sich anzuziehen. Über das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher