Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guter Sex Ohne Stress

Guter Sex Ohne Stress

Titel: Guter Sex Ohne Stress
Autoren: Carla Thiele
Vom Netzwerk:
»Schwarz-Weiß-Betrachten« zum Thema Porno immer nur einen Teil der Wahrheit vor Augen führt, zeigt die Geschichte von Paul und Juliane. Beim 30. Geburtstag von Paul landeten sie das erste Mal zusammen im Bett und waren wenig später ein Paar. Beide wollten vor allem Spaß. Dazu gehörte auch, gemeinsam Pornos zu schauen. »Es hat uns unheimlich angemacht, wenn beim Sex nebenher ein Porno lief. Durch den freien Blick auf die Geschlechtsorgane der Akteure und deren Gestöhne, fühlte es sich für uns ein bisschen wie verruchter Gruppensex an. Wenn wir vor denen im Film fertig waren, machten wir unsere Witze. Wir waren echt gut drauf«, erzählt Juliane. Als Paul immer mehr Stress auf Arbeit bekam, nahm die Situation allerdings eine ungeahnte Wendung. Paul zog sich zurück und gemeinsamer Sex wurde zur Seltenheit. »Eines Tages kam ich nach Haus und fand ihn, wie er sich vorm Computer einen runterholte. Ich war irgendwie total sauer und hab ihn zur Rede gestellt. Es sei nur so, und außerdem könnte ich ihm doch dabei Gesellschaft leisten und mitmachen, sagte er. Aber das ›nur so‹ vorm Bildschirm nahm irgendwann viele Stunden ein, bis er letztens sogar mal nicht auf Arbeit ging. Mir ist die Lust auf Sex mit ihm, geschweige denn auf Pornos, echt vergangen.«
    Solange die Beziehung, wie in der Anfangszeit von Paul und Juliane, harmonisch funktioniert, empfinden Paare das gemeinsame Schauen erregender Sexstreifen durchaus als erotische Bereicherung. Wer sich vom Partner begehrt fühlt, kann sich positiv mit der Lust der agierenden Frauen oder Männer aus dem Porno identifizieren und dem Sex so einen Extrakick geben. Schaut der Partner allerdings immer öfter allein Sexfilme und das vielleicht noch heimlich, dann kann wie bei Juliane die prickelnde Stimmung in Verunsicherung und Ablehnung kippen. Denn wer bekommt schon gern das Gefühl, nicht mehr die Hauptrolle in der sexuellen (Vorstellungs-) Welt des Partners zu spielen? Niemand. Denn der Eindruck, durch »Herrn Superständer« oder »Frau Immerbereit« austauschbar zu sein, verletzt Frauen und Männer gleichermaßen in ihrem Wunsch nach Einzigartigkeit. Statt dem gemeinsamen Erleben von ungetrübtem Porno-Spaß stellt man sich auf einmal Fragen wie: Sind die im Film schöner als ich? Genüge ich dem anderen nicht mehr? Ist unser Sexleben langweilig? Da braucht es auf jeden Fall ehrliche Worte und überzeugende Taten, um solche Befürchtungen zu zerstreuen, damit die (sexuelle) Beziehung keinen dauerhaften Schaden nimmt.
    Bei Paul und Juliane wird liebevolle Überzeugungsarbeit, dass der gemeinsame Sex erfüllend ist, wohl nicht ausreichen, um wieder alles ins Lot zu bringen. Denn bei dem Konsumverhalten von Paul liegt die Vermutung einer Pornosucht nahe. Wissenschaftler schätzen, dass rund eine halbe Million Erwachsene in Deutschland, vor allem Studenten zwischen 20 bis 30 Jahre, pornosüchtig sind. Die Pornosucht gilt als eine sogenannte nicht stoffgebundene Suchtform, die zumeist zusätzlich an die Masturbationssucht gekoppelt ist. Pornosüchtige sind bei weitem keine Gruppe von »Freaks«, wie sie von der Allgemeinheit gern dargestellt wird. Rund 60 Prozent dieser Menschen leiden unter Selbstwertproblemen, sozialer Unsicherheit und Einsamkeit. Einige von ihnen haben eine Depression. Aber bei immerhin 40 Prozent der Pornosüchtigen lassen sich überhaupt keine Auffälligkeiten der Psyche oder des Verhaltens finden. Weil bis heute noch keine schlüssige Erklärung für die Pornosucht gefunden wurde, bemühen vor allem die populärwissenschaftlichen Medien gern die Theorie, dass das Hormon Dopamin die Gehirne der Pornosüchtigen »neu verdrahtet« und fortan immer stärkere sexuelle Reize für die Befriedigung notwendig seien. Erstens: Dopamin? Kommt einem das nicht irgendwoher bekannt vor? Richtig, Dopamin ist immer an der Sex-Steuerung beteiligt – egal, ob bei der Masturbation mit »Kopfkino« oder Pornofilm als auch beim gemeinsamen Sex mit dem Partner. In der Konsequenz müsste Dopamin der Theorie zufolge alle Menschen zu dauergeilen Sex-Monstern machen. Tut es aber nicht. Zweitens: Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass die sexuellen Vorlieben durch das Anschauen von Pornos immer härter werden. Vielleicht probieren manche Menschen sexuell mehr aus. Aber meistens sind es die abgespeckten Kuschel-Varianten à la »geiler Latex-Boy« fesselt sein »Latex-Häschen« mit rosa Plüsch-Fesseln – eher ein bisschen wie Fasching
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher