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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens
Autoren: Michael Lutz
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Gesicht verfärbte sich bei diesen Worten. Er saß in der
Falle. Doch lieber wollte er sterben als ...
    Gromek spannte den Hahn.
     
    Es klang wie ein Schuss in der Dunkelheit, als die schwere Tür der
Eingangshalle aufflog und gegen den dahinterliegenden Mauervorsprung stieß.
Unsanft wurde Viktor Kilar von Gromek in die Empfangshalle gestoßen. Wortlos
gab Gromek die Waffe ab und beförderte seinen ehemaligen Auftraggeber, der
jetzt stark hinkte, mit fester Hand erst durch die Halle, dann die Treppen
hinauf.
    Überrascht sahen sich die Gäste und die Sicherheitskräfte nach den
beiden tropfnassen Männern um. Einer der Beamten sprach in sein Mikrofon.
    Ohne Eile schob der lädierte und aus dem rechten Arm blutende
Gromek den um einiges mehr lädierten Kilar vor sich her zum Salon, wo ihn die
Wachposten mit anerkennendem Blick empfingen. Eine nasse Spur kennzeichnete den
Weg, den er genommen hatte. Bereitwillig öffnete einer der Leibwächter die Tür
und ließ sie passieren.
    Platzynski trat zur Seite und schob die Tür wieder ins Schloss,
nachdem Gromek mit Kilar eingetreten war. Aller Augen richteten sich auf die
soeben Eingetretenen, die unangenehm nach Seewasser rochen und noch immer
tropften. Gleich darauf löste sich die allgemeine Anspannung und es kam wieder
Bewegung in den Salon. Sogar Platzynski zeigte etwas Esprit und lehnte sich
leger gegen einen der Türpfosten.
    Lisa atmete erleichtert auf, als sie Gromek offensichtlich ohne
weitere Verletzungen zur Tür hereinkommen sah. Triumph und Erschöpfung standen
in seinem Gesicht, als sie einander zulächelten.
    Kommentarlos schob Gromek seinen ehemaligen Abteilungsleiter durch
den Raum und stieß ihn unsanft in einen Sessel, gleich neben Sektion-4 -Direktor
Herrmann von Eckersdorff.
    Bundesinnenminister Dr. Hubertus Steinhammer richtete seinen missbilligenden
Blick auf den rothaarigen Mann, der den Kopf gesenkt hielt, während sich ein
feuchter Fleck auf der Rückenlehne seines Sessels ausbreitete:
    »Sie also sind Viktor Kilar.«

Epilog
     
    Seit zehn Minuten war die Anzeigentafel in der Passagierhalle des
Flughafens Berlin-Tegel nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die Schulferien hatten
begonnen und es schien, als wollte halb Berlin auswandern. Alle freuten sich
darauf, die Strände der einschlägigen Urlaubsziele unsicher zu machen.
    Rom, Tunis, Ankara, Mallorca, Kairo und Athen ratterten auf der
elektronischen Tafel nach oben. Dazwischen Fernziele wie New York, Hong Kong,
Kapstadt, Los Angeles oder Neu Delhi. Wo eben noch Madrid gestanden hatte,
erschien plötzlich Kuala Lumpur mit dem Hinweis, dass sich der Flug mit der
Nummer LH 271 um zwei Stunden verzögern würde.
    Eine fröhlich lärmende Gruppe von Windsurfern lehnte ihre in bunte
Taschen gehüllten Bretter gegen eine breite Fensterfront, von der aus man einen
guten Überblick auf das Rollfeld hatte. Daneben saß Michael Gromek, den Arm in
einer weißen Schlinge.
    »Diamond Head Lighthouse, östlich von Kaimana«, erklärte einer aus
der Gruppe, wobei er auf den Bildschirm von Gromeks tragbarem Computer
schielte, »ist für Anfänger optimal geeignet ...«
    Durch den ruhiggestellten Arm in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt,
tippte Gromek ein paar Befehle in den mit seinem Mobiltelefon verbundenen
Laptop ein, welchen er in gewohnter Weise auf den Knien balancierte. Auf dem
LCD-Bildschirm erschien die übersichtlich gestaltete Internet-Seite der Lufthansa und gab Benutzer freundlich Auskunft über sämtliche Flüge und Buchungsmöglichkeiten.
    Einige wenige Befehle genügten, um in eine Datei zu gelangen, die
ihn eigentlich nichts anging, da sie nur für den internen Gebrauch bestimmt
war.
    »Raucher oder Nichtraucher?« sprach Gromek mit sich selbst.
»Nichtraucher natürlich. Erste Klasse oder Touristenklasse? Hmm ... erste
Klasse, würde ich sagen. Fensterplatz? Oh, selbstverständlich. Fensterplatz.«
    Nach einigen Minuten klappte er den Laptop wieder zusammen,
steckte sein Mobiltelefon ein und konnte sich in seiner Vorfreude ein
Schmunzeln nicht verkneifen. Er stand auf und verließ den Wartebereich.
    Nach ein paar Metern passierte er eine Projektionswand, die vor
wenigen Wochen erst zur Unterhaltung der wartenden Touristen aufgestellt worden
war und seitdem rund um die Uhr CNN zeigte.
    Die Nachrichtensprecherin des Deutschland-Büros verkündete soeben:
»Wie heute am Rande der letzten Kabinettssitzung vor der Sommerpause
bekanntgegeben wurde, wird Innenminister Dr. Hubertus Steinhammer in
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