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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
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wieder meine Gedanken kontrolliert.
    »Das klappt nicht, Großer! Das ist Wahnsinn!« beschwor er mich.
    »Wieso nicht? Man will meinen Tod, oder? Okay, also werde ich sterben. Du wirst meinen Raumanzug mit einem schwachen Thermostrahl teilweise verbrennen. Sie, Anne, werden meine Haare mit Ihrem schönen Feuerzeug gehörig anschmoren. Die Montur ziehe ich wieder an. Wenn die Explosion vorüber ist, lege ich mich vor der Panzerschleuse auf den Boden. Ich habe versucht, die Bank einzuschalten, habe aber einen Fehler gemacht und bin mit ihr hochgegangen. Hannibal wird mich finden, innerlich so zusammenbrechen, wie es sich für einen treuen Diener gehört, und endgültig resignieren. Anschließend ruft er mit einem guten Funkgerät die GWA an, richtet die Bildaufnahme auf mei ne ›Leiche‹ und zeigt so jedermann, daß Marcus Owen Toterlay tödlich verunglückt ist.«
    »Das wirft alle Nachfolgeplanungen über den Haufen«, beschwor mich Steamers.
    Ich lachte.
    »Von wegen! Sobald die eindringenden Soldaten die Waffen senken und ein informierter Offizier die Männer wieder in der Gewalt hat, werde ich mich grinsend erheben. Das soll man se hen, und man wird es sehen! Die Bildaufnahme läuft weiter. Die Calthur-Priester werden toben, dann aber mit widerwilligem Respekt anerkennen müssen, daß sie von Toterlay erneut überlistet worden sind. Das fördert mein Prestige! Genau so hat ein genialer Mann zu handeln. Oder sehen Sie einen anderen Weg?«
    »Phantastisch!« sagte Anne Burner. »Sobald Quasimodo weinend Ihren Tod bekanntgibt, wird man die Kampfroboter stillegen. Der Zweck der Maßnahme ist erreicht. Man wird sich hüten, noch länger Widerstand zu leisten. Schließlich sollen Sie der Mann gewesen sein, der den eindringenden GWA-Truppen die Kampfmaschinen entgegenwarf. Die sind demnach nach den Gesetzen der Logik sofort stillzulegen. Ich mache mit, Sir!«
     
    Hannibal versengte meinen Raumanzug mit einem auf schwächste Leistung geschalteten Marsstrahler.
    Die Montur lag nur im Randgebiet der Waffenwirkung. Trotzdem warf sie augenblicklich Blasen, verlor alle Farbsymbole und wurde dann schwarz.
    Anne hatte jenen Teil meiner weißen Haare versengt, die unter der Sichtscheibe des Raumhelms erkennbar waren. Mein Gesicht war mit Farbe geschwärzt.
    Ich zwängte mich mühevoll in den verschmorten Raumanzug, ließ den ebenfalls angekohlten Tornister mit dem Lebenserhaltungssystem einklinken und klappte den Helm nach vorn.
    Ich sah erschreckend aus! Jeder erfahrene Raumsoldat wußte aus trüben Erfahrungen, daß der Träger eines derart zugerichteten Raumanzugs nicht mehr leben konnte.
    »Fertig, Kiny«, gab ich telepathisch durch. »Ich komme nach unten. Liegt die Sprengladung richtig?«
    »Wir hoffen es. Die Strombank ist leer. Wie soll Hannibal glaubwürdig erklären, was Sie mit dem relativ leistungsschwa chen Stromspeicher vorgehabt haben? Marcus Owen Toterlay muß wissen, daß damit kein Schutzschirm zu speisen ist.«
    »Laß das unsere Sorge sein. Es wird an alles gedacht. Fertig, zündet die Mikrobombe und verschwindet vorher in eurem Ber ge-Raum.«
    Es dauerte noch zehn Minuten, bis endlich ein Grollen durch die weiten Hallen lief. Der Boden der Zentrale wölbte sich an einigen Stellen auf, aber die Gasdruckwelle der Mikroladung, sie hatte kaum fünfhundert Kilogramm TNT entwickelt, konnte den massiven MA-Stahl doch nicht durchschlagen.
    Wir hetzten auf den Spiralgängen nach unten.
    Das Sicherheitsschott des kleinen Stromraumes war herausgerissen worden. Drinnen herrschte Rotglut. Die Ladung war eigentlich etwas zu massiv gewesen, aber eine hochgehende Strombank der Marsianer erzeugt nun einmal solche Effekte. Weniger wäre verräterisch gewesen und sofort aufgefallen.
    Ich pirschte mich an die Gluthölle heran. Als die Anzeigen meines Raumanzugs die ersten Warnsignale gaben, legte ich mich auf den Boden.
    Hannibal, er trug ebenfalls seine Montur, winkte. Eine Sekun de später begann er mit seinem Spiel.
    Er besaß ein tragbares Visiphon marsianischer Bauart. Es lieferte gestochen scharfe, farbige 3-D-Bilder und besaß eine gute Reichweite.
    Verzweifelt und von Angst geschüttelt, rief er in das Feldmikrophon.
    »Quasimodo an GWA«, schrie er mit immer wieder abbrechender Stimme. Sie überschlug sich, artete zum Pfeifkonzert aus und war kaum zu verstehen. Großartig! So hatte es zu sein.
    »Quasimodo ruft GWA«, fuhr er fort. »Mein Meister ist tot. Er ist verbrannt. Ich ergebe mich. Hören Sie auf zu
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