Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Vertreter der Natur gehen euch nichts an, wie? Die sind ja auch nicht menschheitsbedrohend. Also was soll’s! Warum verhaften Sie die drei Banditen nicht? Warum klagen Sie sie nicht an, die Fauna unserer Welt mutwillig zu zerstören? Oder sind Ihre Biochemiker schon so weit, daß sie das Zerstörte in der Retorte nochmals erzeugen können? Ich könnte das mit meiner Wissenschaft nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht«, meldete sich der Kleine. Er war wütend, ich fühlte es. »Dafür, Framus, haben Wissenschaftler Ihres Fachgebiets die elektronischen Zielautomaten entwickelt und viele andere Dinge mehr. Mann, was soll die Aufregung? Damit hätten Sie im Jahre 1980 anfangen sollen, nicht aber im Mai 2011. Jetzt ist es zu spät. Die drei Männer sind auch keine Banditen, sondern autorisierte Sporttaucher mit Jagderlaubnis. Jedes Ding hat zwei Seiten, oder? Wenn man die Angelegenheit streng logisch betrachtet, sind Haie als Polizisten und Aufräumer der See überflüssig geworden, denn hier gibt es kaum noch riesige Fischvorkommen, die einer natürlichen Auslese bedürfen. Fangen Sie mit Ihrer Empörung über die Zerstörung der Natur lieber beim Plankton an, denn davon ernähren sich die winzigsten Lebenseinheiten, die von größeren Exemplaren wiederum als Grundnahrung benötigt werden. Regen Sie sich ab, Framus.«
    Ich fragte mich, wer mehr im Recht war: Hannibal oder Allison. Ehe es jedoch zu einer stundenlangen und garantiert fruchtlos verlaufenden Diskussion kommen konnte, sprach das Unterwasservisiphon des Bootes an. Auf dem Bildschirm erschien ein Uniformierter.
    »Militärische Hafenkontrolle Cooktown, Commander Ar rang«, meldete sich der Unbekannte. »Ich rufe das Sportboot COLOCA, Pächter Dr. Framus G. Allison. Wir rufen über Breitstrahlsender der Grundboje achtzehn, da wir Sie in dem Seegebiet vermuten. Bitte melden Sie sich.«
    Framus stockte mitten im Wort. Ungeachtet des von seiner Stirn perlenden Schweißes riß er die Augen so weit auf, daß ihm die salzige Flüssigkeit über die Lider rann.
    Fluchend wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Hannibal hatte sich erhoben. Ich fühlte die von ihm ausstrahlenden Wellen plötzlicher Spannung.
    »Was soll das denn?« regte sich Framus auf. »Ist das etwa für Sie bestimmt? Wundern sollte es mich nicht.«
    Er ging zum U-Visiphon hinüber und schaltete unsere Eigenbild- und Geräuschaufnahme ein.
    »Sportboot COLOCA, Dr. Allison«, meldete er sich. »Können Sie mich hören? Ihre Positionsberechnung ist erstaunlich exakt. Wir stehen ziemlich genau über der Grundboje achtzehn.«
    »Die Verbindung ist ausgezeichnet, Sir«, beantwortete der Anrufer die Frage. »Einer Ihrer Begleiter, Mr. Fencher, hat heute früh kurz vor Ihrem Auslaufen mit der Katze eines hiesigen Hausbootbesitzers gespielt. Ist es korrekt, daß Mr. Fencher dabei geringfügig am rechten Handrücken verletzt wurde?«
    Ich wußte, was die Uhr geschlagen hatte. Wenn das kein getarnter Anruf aus dem GWA-Hauptquartier war, wollte ich nicht mehr Thor Konnat heißen.
    Framus lächelte resignierend. Er hatte ebenfalls begriffen.
    »Das stimmt, Commander. Eine kleine Kratzwunde.«
    »Danke. Dann sind unsere Befürchtungen zutreffend, Sir, das Tier war tollwütig. Mr. Fencher muß sofort eine Schutzimpfung erhalten. Höchste Gefahr. Tauchen Sie bitte auf, und geben Sie Peilzeichen. Wir schicken Ihnen einen Hubschrauber. Sie stehen fast hundert Meilen vom Hafen entfernt. Ihre Rückkehr würde zu lange dauern.«
    Allison warf mir einen undefinierbaren Blick zu. Ich schaute unwillkürlich auf meinen Handrücken. Ja, dort hatte mich die Katze im Spieleifer geringfügig gekratzt.
    »Verstanden, Hafenkontrolle Cooktown«, erklärte Allison knapp. »Meinem Freund geht es gut. Soll ich ihm trotzdem Kreislaufmittel oder sonst etwas verabreichen?«
    »Nein, nicht nötig. An Bord der Maschine befindet sich ein Arzt. Es tut mir sehr leid, Doc, Ihren Ausflug derart schroff unterbrechen zu müssen. Entschuldigen Sie, Ende.«
    »Bitte sehr«, murmelte Framus gedankenverloren. Das Fernbild aus Cooktown verblaßte.
    Er stand auf und suchte in den Taschen seiner zerknitterten Hose nach einer Zigarette. Er rauchte neuerdings häufiger.
    Hannibal nahm im Sessel des Bootsführers Platz. Ehe Allison eine Bemerkung machen konnte, zischte bereits Preßluft in die Fluttanks. Das kleine Boot schoß förmlich nach oben.
    »So eilig?« spöttelte Framus. »Das mache ich entweder mit den Rudern oder mit den Pumpen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher