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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Vorrede des Uebersetzers.
    ( Auszug eines Briefes an den Verleger. )
    Ihre Frage über die passendste Bearbeitung der humoristischen Geschichte von New-York, die jetzt zum ersten Male vor das deutsche Publikum tritt, kann ich nach Durchlesung nur dahin beantworten, daß sie sich allerdings für Ihre Gesammtausgabe besonders eignet. Ich finde sie, bis auf einige Gedehntheiten, trefflich, echt humoristisch, und noch frischer als die späteren niederländischen Skizzen desselben Verfassers, deren Wiederholung oder Variirung der beste Beweis für uns ist, daß die ersten Versuche darin (eben diese Geschichte von New-York) ausgezeichnete Aufnahme fanden. Statt der 5 oder 6 Bändchen, welche das Volumen des Originals angibt, könnten wir uns jedoch füglich mit 3 bis 4 begnügen, weil doch Manches etwas fremd und zu gedehnt für unser deutsches Publikum ist, und gedrängter werden die satyrischen Scenen auf jeden Fall mehr Effekt machen. Ich finde kein Blatt in diesem Werke, wo nicht ein guter Witz, komischer Gedanke, treffender Einfall vorkäme; wie sehr der trockne, unschuldige Ton der Erzählungen Irving’s fesselt, ist bekannt, und so macht es früheren Unternehmern gleich wenig Ehre, daß sie die Bearbeitung, weil das Werk etwas zu ausführlich ist, ganz unterlassen, als Anderen, daß sie Schriften wie die Nordamerikaner von Cooper zu so hohem Preis und in der ganzen Breite dem Publikum übergeben haben.
    Ich zeichne für einen prüfenden Kenner einige Stellen im Verlaufe des Buches, die besonders witzig und charakteristisch sind, und den Ton der chronikartigen Erzählungsweise genau angeben. Diese Art der Auffassung ist in ihrer Art einzig und höchst originell, weil sie in fortlaufenden Karrikaturbildern höchst ähnlich und treu schildert, wie überhaupt echte Karrikaturen seyn müssen, eine Auffassung, die wir aber im historischen Felde, in dieser ernsthaften Verbindung der Geschichte und Poesie, nicht kennen. Wenn Shakspeare in anderer Form die hohe Poesie der Geschichte bewunderungswürdig getroffen hat, so eignet unserem Humoristen das Verdienst, die niedere Poesie der Geschichte, oder die poetische Niederländerei, in gegenwärtiger Heldenhistorie, welche mit mannichfaltigen skurrilen Bildern und Einfällen glücklich ausgestattet ist, auf eigenthümliche Weise begründet und in dieser neuen Gattung sogleich ein Muster aufgestellt zu haben.
    Der Anfang mit Erschaffung der Welt, worin Irving die Chronikenschreiber parodirt, verbirgt Resultate gelehrter Forschungen, geistreiche Ansichten und schöne Lichtblicke unter der Schalksmaske. Diese an sich ernsten Präludien haben viel mit Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte gemein und schließen sich trefflich an Irving’s Columbus an, indem sie Andeutungen zur Urgeschichte Amerika’s enthalten.

Nachricht über den Verfasser.
    Wenn ich mich recht erinnere, so war es im Herbst 1808, daß ein Fremder in’s Independent-Colnmbian-Hotel in der Mulberry-Straße kam, dessen Gastwirth ich bin, und ein Logis begehrte: ein kleiner, grämlich aussehender alter Herr in einem abgeschabten schwarzen Rock, olivenfarbenen sammtnen Beinkleidern und einem kleinen aufgekrempten Hut. Seine wenigen grauen Haare waren glatt nach hinten gestrichen und sein Bart stand in Stoppeln von circa 48 Stunden. Der einzige Staat, den er an sich hatte, waren ein Paar viereckige silberne Schuhschnallen, und sein ganzes Gepäck bestand aus einem Felleisen, das er unter’m Arm trug. Sein Aeußeres hatte etwas Außergewöhnliches, und meine Frau, welche einen geübten Blick hat, erklärte ihn auf der Stelle für einen bedeutenden Landschulmeister.
    Da wir nicht viel Platz in unserm Gasthof haben, wußte ich nicht recht, wohin mit ihm. Aber meine Frau, welcher er besonders zu gefallen schien, gab ihm sogleich unser Familienzimmer, mit unsern Silhouetten von berühmten Meistern geschmückt und mit schöner Aussicht auf die Straße, gerade dem Spital gegenüber.
    Die ganze Zeit, wo er bei uns wohnte, fanden wir einen gutmüthigen alten Mann an ihm, der aber ein wenig wunderlich war. Er blieb ganze Tage auf seinem Zimmer, und wenn in seiner Nähe eins von den Kindern schrie oder lärmte, so sprang er plötzlich mit einer Hand voll Papiere heraus, und sprach von «Confusion in seinen Ideen,» woraus meine Frau schloß, daß es bei ihm im Oberstübchen nicht richtig sey. Hierauf ließ denn Manches schließen. Denn in seinem Zimmer lag alles von Papieren und Büchern durcheinander, die Niemand
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