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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes
Autoren: LaFevers Robin L
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Mädchen stockt, als habe die Stimme Macht über sie. Mit Mühe springt sie auf das nächste Bett, ihre Bewegungen sind jetzt langsamer und unbeholfener geworden.
    »Wenn du bleibst«, fährt die wunderschöne Stimme fort, »werden wir eine Möglichkeit finden, dir dein Leben zurückzugeben.«
    Das Mädchen dreht sich um, und Ärger lodert in ihren Augen auf. »Ihr lügt!« Sie nimmt die letzten drei Betten in ebenso vielen Sprüngen und erreicht das Fenster. Ohne zu wissen, warum, habe ich Angst um sie. Ich bin mir sicher, dass ihr Wahnsinn, wenn sie durch dieses Fenster springt, sie verbrennen und nichts zurücklassen wird als bittere Asche.
    »Warte!«, stimme ich den anderen bei. Sie hält inne, und die Nonnen verharren reglos; alle halten den Atem an. »Möchtest du nicht die Künste Mortains erlernen?«, frage ich. »Wie du jene töten kannst, die dir das angetan haben?« Ich weiß nicht, warum ich mir so sicher bin, dass irgendjemand diesen Wahnsinn verursacht hat, aber ich bin es.
    Sie bleibt so lange still, dass ich befürchte, dass sie nicht antworten wird, doch dann tut sie es. »Wovon redest du?«
    »Sie hat noch nicht mit der Äbtissin gesprochen«, sagt die Nonne mit der melodischen Stimme. »Sie war zu wild, als sie hier ankam.«
    »Darf ich es ihr dann erzählen? Wenn es sie hierhalten wird?«
    Die Nonnen tauschen Blicke, ein wortloses Gespräch, in dem die verschiedenen Möglichkeiten abgewogen werden. Schließlich nickt eine der Frauen. Ich drehe mich zu dem Mädchen um. »Bist du so erpicht darauf, dorthin zurückzukehren, woher du gekommen bist? Zu deinem gnädigen Herrn Vater?«
    In der Dunkelheit des Krankenzimmers scheinen sich die Schatten auf ihrem Gesicht zu vertiefen. »Nein«, flüstert sie. »Aber ich werde mich auch nicht von einer gackernden Schar Wichtigtuerinnen gefangen halten lassen.«
    Ich sehe die Nonnen unbehaglich an, aber Sybellas Einschätzung ihrer Gemeinschaft stört sie offensichtlich nicht. »Sie meinen es gut«, versichere ich ihr.
    Ihr leises Lachen ist so voller Geringschätzung, dass es beinahe die Luft zwischen uns gerinnen lässt. »Gute Absichten sind nur Lügen, die die Schwachen sich selbst erzählen. Ich werde mich nicht in einen Käfig sperren lassen.«
    Aber wo würde sie sonst enden? »Sie haben versprochen, mir etwas über Gift beizubringen«, sage ich und hoffe, dass ich Annith nicht in Schwierigkeiten bringe, indem ich das offenbare. »Und sie wollen mich andere Möglichkeiten lehren, wie man einen Mann töten kann.« Ich teile ihr mit, was die Äbtissin mir erzählt hat; ihre Worte haben sich in mein Hirn eingebrannt. »Sie werden uns lehren zu täuschen und blitzschnell zu reagieren, Fähigkeiten, die sicherstellen, dass kein Mann jemals wieder eine Bedrohung für uns darstellen wird.«
    Sybella dreht sich zu mir um, mit einem Funken Interesse in den Augen, aber das ist alles, was ich über dieses neue Leben weiß, das mir versprochen worden ist. Ich sehe die Nonnen hilflos an.
    Annith springt mühelos in die Bresche. »Sie werden dich den Umgang mit allen möglichen Waffen lehren«, erklärt sie und tritt in den Raum vor. »Sie werden dir zeigen, wie du einen Dolch und ein Stilett benutzen musst. Wie du einen Pfeil abschießt und ein Schwert zückst.«
    »Das ist eine Lüge«, sagt Sybella. »Niemand würde eine Frau derart tödliche Dinge lehren.« Aber ich kann sehen, wie gern sie es glauben möchte.
    »Es ist keine Lüge«, schwört Annith.
    Es funktioniert. Ohne Annith aus den Augen zu lassen, steigt Sybella vom Bett. »Erzähl mir mehr«, verlangt sie.
    »Sie werden dich lehren, die Kehle eines Mannes mit einer Würgeschlinge zu liebkosen, auf dass er, wenn er deine weichen Lippen erwartet, stattdessen den tödlichen Biss von Draht spüren wird.«
    Schwester Serafina spricht als Nächste. »Wir werden dich lehren, Gifte herzustellen.« Ihre Stimme ist so einlullend wie das Murmeln eines Baches. »Gifte, die die Eingeweide packen und dazu führen, dass das Leben eines Mannes aus ihm in den Abort tröpfelt. Gifte, um das Herz anzuhalten oder um die Körpersäfte aus dem Leib zu pressen. Blutampfer, um das Blut gerinnen zu lassen, sodass es nicht länger durch die Adern fließen kann. Wir werden dir subtile Gifte zeigen, die Tage brauchen, um einen Mann zu fällen, und solche, die binnen Sekunden töten. Und das ist erst der Anfang.«
    Es folgt eine lange Pause, und wir halten alle den Atem an und fragen uns, welches Sybellas Wahl sein wird. Als sie
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