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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes
Autoren: LaFevers Robin L
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nichts Neues. Wenn du zwanzig Jahre oder länger Mortain gedient und Seine Wege studiert hast, dann darfst du dir anmaßen, mich über Seine Grundsätze zu belehren. Aber nicht vorher.« Ihre kalten blauen Augen sind voller Zorn, und sie geht zum Fenster und starrt auf den kahlen Garten des Klosters hinab. »Und was ist mit Duval? Liebst du ihn?« Der spöttische Tonfall ihrer Stimme deutet an, dass ich den Wunsch verspüren sollte, mich nackt im Schlamm mit den Schweinen zu wälzen.
    Ich schließe die Augen und greife nach dem Funken der Präsenz, die ich jetzt in mir trage, und hoffe, mir Seine Stärke leihen zu können. »Ja, das tue ich.«
    Als sie sich wieder zu mir umdreht, ist ihr Gesicht verkniffen vor Zorn. »Du würdest alles, was wir dir gegeben haben, um der Liebe eines Mannes willen wegwerfen?«
    »Nicht für die Liebe irgendeines Mannes«, sage ich leise. »Aber für die Liebe Duvals. Und ich würde einen Weg finden, sowohl meinem Gott als auch meinem Herzen zu dienen. Gewiss gibt Er uns keine Herzen, damit wir unser Leben damit verbringen, sie zu ignorieren.«
    Ihr Kopf zuckt zurück, als sei sie geschlagen worden. »Jetzt bist du also eine Expertin, was den Willen Mortains betrifft?«
    Ich sehe ihr fest in die Augen. »Ich bin Ihm auf dem Schlachtfeld vor Nantes von Angesicht zu Angesicht begegnet. Er war nicht so, wie ich es erwartet habe.«
    Sie verzieht geringschätzig die Lippen. »Du hast Mortain gesehen? Er ist in einer Vision zu dir gekommen?«
    »Nein, ehrwürdige Mutter. In Fleisch und Blut oder in solchem Fleisch und Blut, wie die Heiligen es annehmen. Er hat zu mir gesprochen und mich Tochter genannt, und ich habe Frieden bei Ihm gefunden. Ich habe den Wunsch, zu Ehren Seiner Barmherzigkeit zu arbeiten statt zu Ehren Seines Zorns.«
    Ich kann erkennen, dass sie den Wunsch hat, mich zu bestrafen. Zuerst denke ich, es liege daran, dass ich ihr getrotzt habe, und dann begreife ich, dass der Grund der ist, dass ich Mortain gesehen habe und sie nicht. »Du kannst nicht erwarten, dass du jetzt noch deine letzten Gelübde ablegen darfst.«
    »Ich will meine letzten Gelübde nicht ablegen, ehrwürdige Mutter.« In Wahrheit überrascht es mich, wie sehr ich das nicht will. Ich denke an Annith, die den Rest ihres Lebens eingeschlossen im Kloster verbringen soll und niemals seine Mauern verlassen wird. Ich denke an Sybella, gefangen in irgendeinem höllischen Auftrag, der sie vermutlich in den Wahnsinn treibt. Ist das wirklich das, was Mortain für sie wünscht?
    Außerdem, jetzt, da ich endlich eine gewisse Entscheidungsfreiheit in meinem Leben habe, verspüre ich nicht den Wunsch, alles dem Kloster zu überlassen. »Das Kloster konzentriert sich nur auf einen einzigen Aspekt von Mortains Herrlichkeit, ehrwürdige Mutter. Ich will die anderen Teile von Ihm besser verstehen, bevor ich mich für einen Weg entscheide.«
    »Ich habe mich offensichtlich geirrt, was deine Hingabe an deine Pflichten betrifft.« Die Äbtissin sieht mich an, als sei ich ein schäbiger Wurm, und ich kann nur mit Mühe an meiner neu gefundenen Stärke festhalten.
    »Ihr missversteht mich. Ich bin entschlossen, Mortain zu dienen. Ich bin mir nur unsicher, ob das Kloster der richtige Ort für mich ist.«
    Ihre Nasenflügel beben, und ihre Lippen werden weiß. Sie atmet für einen Moment schwer, dann beißt sie die Zähne zusammen, rafft ihre Röcke und stürmt aus dem Raum.
    Genau vierzehn Tage nach ihrem dreizehnten Geburtstag wird Anne, herzogliche Prinzessin der Bretagne, sorgfältig in Prunkgewänder gekleidet, die einer Herzogin geziemen. Als sie fertig ist, küsst Isabeau sie au f beide Wangen, dann dreht Anne sich um und verlässt die Abtei von St. Brigantia. Ein kleines Gefolge begleitet sie: ich selbst, Duval, Dunois und François. Die Äbtissin von St. Brigantia kommt ebenfalls mit uns, genau wie die Äbtissin von St. Mortain. Die Nacht ist angebrochen, und Fackeln erleuchten unseren Weg, während wir uns auf das Haupttor der Stadt zubewegen, dessen Zugbrücke geschlossen ist. Als sie den Graben erreicht, löst sich Anne aus unserer kleinen Gruppe und steht allein vor den Stadttoren. Sie erhebt ihre junge, klare Stimme und spricht die uralten Worte, die alle Herrscher der Bretagne gesprochen haben, und sie gelobt, die Privilegien und die Freiheit sowohl des Adels als auch des gemeinen Volkes ihres Landes zu schützen.
    Zur Antwort bricht die Menge in freudigen Jubel aus. Die Menschen brennen darauf, ihre neue Herzogin
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