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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes
Autoren: LaFevers Robin L
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Refektorium am Essen teil. Das Refektorium ist ein großer Raum mit Wänden aus rohem Stein, Rundbogentüren und langen Holztischen. Ich sehe, dass wir insgesamt weniger als ein Dutzend Mädchen sind. Mit dreizehn und vierzehn scheinen Annith und ich die Ältesten zu sein. Die Jüngsten schätze ich auf nicht älter als fünf, obwohl Annith mir versichert, dass sie die Kunst des Tötens nicht erlernen, bevor sie älter geworden sind. Sie alle besitzen ein unglaubliches Maß an Schönheit. Vielleicht zeugt Mortain nur gut aussehende Töchter.
    »Es gibt noch mehr von uns«, erzählt Annith mir. »Wir haben ein Dutzend Geweihte Mortains, aber sie sind alle unterwegs, um Seine Wünsche auszuführen.«
    Acht Nonnen kommen hereinmarschiert und gehen zu einem großen Tisch, der abseits auf einem Podest steht. Wir essen unser Abendmahl, und Annith erzählt mir von den Nonnen, die ich noch nicht kennengelernt habe. Da wären die Stallmeisterin und die Waffenmeisterin, die Meisterin der Kampfkünste, außerdem eine uralte Nonne, deren einzige Pflicht darin besteht, sich um die Krähen im Vogelhaus zu kümmern. Eine andere Nonne ist damit betraut, Geschichte und Politik zu lehren. Die Letzte, eine Frau, die einst hübsch gewesen sein mag, mich nun aber an eine Pfauenhenne erinnert, unterrichtet uns in höfischem Benehmen und Tanzen. »Und«, fügt Annith hinzu – ihre Augen leuchten hell, und ihre Wangen sind rosig – »in den weiblichen Künsten.«
    Ich starre sie überrascht an. »Weibliche Künste? Warum brauchen wir eine Unterweisung darin ?« Ich hoffe, die leichte Panik, die mich überkommt, schimmert nicht in meiner Stimme durch.
    Sie zuckt die Achseln. »Damit wir nah an unsere Opfer herankommen. Wie sonst sollen wir sehen, ob sie ein Todesmal haben? Außerdem müssen all unsere Talente und Fähigkeiten gut geschliffen sein, damit wir Mortain richtig dienen können.« Es klingt wie eine Lektion, die man sie hat auswendig lernen lassen.
    »Sind jetzt alle Nonnen hier?«, frage ich.
    »Schwester Vereda ist nicht nur alt, sondern auch blind. Sie isst nie mit uns und bleibt in ihren Räumen. Sie ist unsere Seherin und spricht nur dann mit uns, wenn sie eine Vision hatte.«
    Ich spüre, dass jemand mich beobachtet, und als ich aufschaue, stelle ich fest, dass der kühle Blick der ehrwürdigen Mutter auf mir ruht. Als unsere Blicke sich treffen, hebt sie ihren Kelch zu einem persönlichen Willkommen. In diesem Augenblick begreife ich wirklich, und mir wird schwindelig angesichts meines unerwarteten Glücks. Dies ist mein neues Leben. Mein neues Zuhause. Das, worum ich gebetet habe, seit ich alt genug war, Worte zu bilden. Ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit erfüllt mich. Ich werde das Beste aus dieser Chance machen, die man mir gegeben hat, schwöre ich und hebe zur Erwiderung meinerseits den Kelch.

F ünf
    ES VERGEHT EINE GESCHLAGENE Woche, bevor ich Sybella wiedersehe. Was sie getan haben, um sie zu beruhigen, konnte nicht einmal Annith herausfinden.
    Sie stößt zur Abendmahlzeit zu uns. Das ganze Refektorium verstummt, als Schwester Widona, die Nonne mit der melodischen Stimme, mit Sybella an ihrer Seite in der Tür erscheint.
    Als die Nonne weitergeht, um sich zu den anderen Schwestern am Haupttisch zu gesellen, steht Sybella lange da und schaut auf unseren Tisch herab, stolz und geringschätzig. Die jüngeren Mädchen sind zu eingeschüchtert von ihr, um irgendetwas anderes zu tun, als sie anzustarren, aber Annith rutscht auf der Bank zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sybella ignoriert sie und setzt sich stattdessen neben mich. Ich fühle mich höchst unbehaglich. Annith war so freundlich zu mir, dass ich es nicht ertragen kann, dass jemand sie auf diese Weise schneidet. Und doch … das neue Mädchen hat irgendetwas an sich, und es erfüllt mich mit einer dunklen Freude, dass sie sich dafür entschieden hat, sich neben mich zu setzen. Ich schaue auf meinen Teller hinab, damit Annith meine heimliche Freude nicht sieht.
    Sybella ist dünner als bei unserer letzten Begegnung, aber ihre Augen sind weniger wild und die Schatten darunter sind fast verschwunden. Ihr Hochmut ist jedoch ungebrochen. Sie sitzt mit durchgedrücktem Rücken auf der Bank und blickt nicht nach links oder rechts.
    Annith beweist ihre Gutmütigkeit und bietet ihr Frieden an, indem sie fragt: »Darf ich dir etwas Eintopf geben?«
    Sybella betrachtet geringschätzig das Essen, das vor uns steht. »Ich esse keinen Schweinebrei.«
    Ihre Worte müssen
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