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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes
Autoren: LaFevers Robin L
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dann beeile ich mich, ihr zu folgen. Sie führt mich zu einer kleinen steinernen Hütte, die auf der dem Meereswind abgewandten Seite des Klosters liegt. »Ich soll nicht hineingehen«, erklärt sie, »da ich nicht deine Gabe besitze. Aber du darfst eintreten; die gute Schwester erwartet dich.«
    »Tut sie das?«
    Annith’ Augen funkeln. »Sie hatte schon den Verdacht, dass du sofort würdest anfangen wollen.« Dann verabschiedet sie sich von mir und geht zurück zum Kloster. Allein auf der Türschwelle klopfe ich an.
    »Wer ist da?«, ruft jemand.
    »Ich bin es, Ismae«, antworte ich und frage mich, ob ich näher erklären muss, wer ich bin, da ich mir nicht sicher bin, ob sie meinen Namen kennt.
    »Komm herein!«, schallt es gutgelaunt zurück.
    Ich öffne die Tür und trete ein.
    Mädchen in meinem Dorf habe ich erzählen hören, dass sie sich auf den ersten Blick in einen Mann verliebt hätten. Das war mir immer als reine Narretei erschienen. Bis ich Schwester Serafinas Labor betrete. Es ist anders als alles, was ich je gesehen habe, voller fremdartiger Dinge und Gerüche, und ich verliebe mich bis über beide Ohren.
    Die Decke ist hoch, und der Raum hat viele Fenster. Auf dem Boden stehen zwei kleine Tonöfen, und vor dem Kamin reiht sich Kessel an Kessel – angefangen mit einem, der groß genug ist, um darin eine ganze Ziege zu kochen, bis hin zu einem Kesselchen, so klein, als würde es Zwergen gehören. Eine große hölzerne Presse beansprucht eine ganze Ecke des Raums. Zerbrechliche Glasbehälter und Kugeln lagern neben bauchigen irdenen Krügen und silbernen Flaschen. Das Auffälligste im Raum – eine verschlungene Apparatur aus Glasgefäßen und Kupferröhrchen – nimmt die gesamte Fläche eines der Arbeitstische ein. Zwei Flammen brennen darunter, und das ganze Ding dampft und blubbert und zischt wie eine große tödliche Viper, die sich zum Angriffbereitmacht.
    »Meine Destillerie«, sagt Schwester Serafina mit großem Stolz. »Ich benutze sie, um Substanzen einzukochen und auf ihre Essenz zu reduzieren, indem ich alle überflüssige Materie entferne, bis nichts als das Gift übrig bleibt.« Sie bedeutet mir, näher zu treten, und ich gehorche eifrig und ducke mich unter einem tiefhängenden Bündel Wurzeln hindurch, die zum Trocknen an den Dachsparren aufgehängt sind. Eine seltsame würzige Kombination von Gerüchen dringt mir in die Nase; vollmundige, erdige Noten, kombiniert mit einer klebrigen, übelkeiterregenden Süße; darunter lauert ein starker, beißender Geruch.
    Auf dem Tisch steht eine Schale mit getrocknetem schwarzen Saatgut, daneben liegt ein Häufchen leuchtend roter Samen. Große, runde Schoten in der Größe von Rosenkranzperlen liegen verstreut neben trocknenden Knollen, die allesamt aussehen wie das Organ des Mannes. Der Anblick dieser Knollen erinnert mich an die Frage, die Sybella am vergangenen Abend gestellt hat.
    Schwester Serafina mustert mich eingehend. »Wie fühlst du dich?«
    Ich will eigentlich sagen, dass ich meine Verletzungen kaum mehr spüren kann, dann begreife ich, dass sie wissen will, wie ich mich inmitten all der Gifte fühle. »Gut«, antworte ich. Zu meiner Überraschung lächele ich.
    »Dann lass uns an die Arbeit gehen.« Sie schiebt mir eine Schale mit runden grünen Schoten hin. Sie sind verschrumpelt und mit weichen, biegsamen Stacheln bedeckt. Schwester Serafina greift nach einem kleinen, spitzen Messer. »Schneide sie auf und hol die Samen heraus – so, siehst du?« Mit einer geschickten Drehung des Messers kratzt sie eine der Schoten aus, und drei pelzige Samen quellen hervor. Sie zwickt einen zwischen den Fingern auf und hält ihn mir hin. »Einer von diesen, und einem Mann wird so übel, dass er sich wünschen wird zu sterben. Drei davon sind tödlich.« Dann reicht sie mir das Messer, legt den Samen zurück auf den Tisch und geht wieder zu ihrem Destillierapparat.
    Der Griff des Messers ist glatt und handlich, ein wunderschönes Teil, aber die Samenschote ist zäh und faserig und meine Hand ist nicht so geschickt wie die der Nonne. Ich brauche lange, bis die Spitze des Messers durch die harte Schale dringt und sie aufbricht. Als ich aufschaue, stelle ich fest, dass Schwester Serafina mich beobachtet. Außerstande, es mir zu verkneifen, lasse ich ein siegreiches Lächeln aufblitzen.
    Sie schenkt mir ein breites Grinsen, dann wendet sie sich wieder ihrer Arbeit zu, und ich widme mich meiner.
    An diesem Abend nehme ich zusammen mit den anderen im
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