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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Ich habe nichts mehr zu verlieren. Also?«
    Ich nickte.
    Wachlin schellte.
    Nach ein paar Momenten fragte Emma Born durch die Tür: »Ja, bitte?«
    »Hier ist noch mal Grappa«, rief ich. »Ich hatte das letzte Manuskript von Berghofen in meinem Auto liegen und ich dachte, dass Sie es vielleicht doch mal lesen wollen.«
    Stille. Dann Flüstern hinter der Tür.
    »Ich sagte Ihnen doch, dass ich gekündigt habe.«
    »Da stehen aber ein paar Dinge drin, die Sie vielleicht interessieren könnten.«
    »Was sollte das sein?«
    »Müssen wir uns wirklich durch die Tür anschreien?«, fragte ich.
    »Ich wollte gerade in die Badewanne«, sagte die Lektorin. »Werfen Sie den Text doch bitte unten in den Briefkasten.«
    »Hab ich schon versucht«, log ich. »Aber er passt nicht durch den Schlitz.«
    »Dann legen Sie das Manuskript auf die Fußmatte«, sagte Emma Born. »Ich hol's mir dann später rein.«
    »Nein, dann klaut es vielleicht jemand.« Wachlin drückte mir die Waffe immer kräftiger ins Kreuz. »Okay, ich nehme es wieder mit«, meinte ich. »Sie haben ja meine Telefonnummer und können mich anrufen, falls Sie es sich anders überlegen. Einen schönen Tag noch!«
    Das half. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet und eine Hand streckte sich mir entgegen.
    Wachlin trat mit voller Wucht gegen die Tür, sie schlug gegen die Wand, ich fiel über einen dicken Teppich in den Flur und landete im Dunkel.

Zahn los
    Mein Kopf schmerzte höllisch, ich war bewegungsunfähig und das Atmen fiel mir schwer. Nach ein paar Sekunden wusste ich zwei Dinge: Ich war nicht tot und ich lebte noch.
    Nach weiteren Sekunden erinnerte ich mich wieder an die Zusammenhänge: Wachlin und ich in der Wohnung von Emma Born, in der sich auch Sabine Wunsch befand.
    Ein paar Stunden mussten seit meinem Blackout vergangen sein, denn es dämmerte draußen. Ich saß auf dem Boden, meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt und an ein Heizungsrohr gebunden worden.
    »Hallo«, rief ich. »Ist hier jemand?«
    Aus einer Ecke des Raumes kam ein Stöhnen. Das ist Frauenstöhnen, schoss es mir durch den Kopf.
    »Wenn Sie Emma Born sind, dann stöhnen Sie zweimal«, schlug ich vor. »Wenn Sie Sabine Wunsch sind, nur einmal.«
    Ein zweimaliges Stöhnen antwortete mir.
    »Machen wir so weiter: Bei Nein stöhnen Sie einmal, bei Ja zweimal. Hat Wachlin Sie geknebelt?«
    Zwei Stöhner.
    »Ist er weg?«
    Wieder zwei.
    »Hat er Sabine Wunsch mitgenommen?«
    Ein Stöhnen.
    »Ist sie noch hier?«
    Treffer: zwei.
    »Gut. Ich bin gefesselt und mein Kopf tut weh. Aber ich versuche, mich zu befreien, Sie loszubinden und Hilfe zu holen. Haben Sie das verstanden?«
    Zweimaliges Stöhnen.
    Wie eine Geisteskranke scheuerte ich an meinen Fesseln. Mir wurde zwischendurch schummrig, beim Sturz hatte ich mich verletzt. Entsetzt befühlte ich mit meiner Zunge meinen Mund. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ein Schneidezahn fehlte.
    Ich versuchte weiter, die Fesseln durch Reibung an dem Heizungsrohr mürbe zu bekommen. Nach vielen und langen Minuten konnte ich nicht mehr und hörte erschöpft auf.
    Irgendwann werden sie uns finden, dachte ich, drei gefesselte Frauen, mumifiziert oder von Maden angefressen. Und ich würde mit Abstand die hässlichste der drei sein: mit einer riesigen Zahnlücke.
    Ich dämmerte wieder weg. Mein Körper war völlig verdreht und ich hatte Muskelschmerzen. Das also ist dein Ende, dachte ich im nächsten lichten Moment und wartete darauf, dass mein Leben an mir vorbeizog, doch ich wartete vergebens.
    Stattdessen sah ich Hugin, meinen Lieblingsraben, und das kleine Mädchen mit den weißen Mäuschen, die einstmals meine Mandelhörnchen gewesen waren. Auch Hasewinkel trat als Schatten aus der Unterwelt in mein wirres Hirn – und ich unterschrieb endlich die Police der sich dynamisch an mein Lebensmodell anpassenden Lebensversicherung. Der Versicherungsvertreter wirkte glücklich und warf mir galant einen Handkuss zu.

Ausklang
    »Wenn du so weitermachst, Grappa, dann fehlt nur noch ein Kater auf deinem Buckel und du kannst als Hexe gehen.« Jansens Gesicht erschien über mir. »Du siehst so was von daneben aus mit der Lücke.«
    »Zeig mal.«
    Er reichte mir den Handspiegel, der auf dem Krankenhausnachttisch lag, und grinste mich an.
    Eigentlich sah ich aus wie immer, fand ich, nur etwas bleicher und ziemlich geschafft.
    »Lach mal«, forderte er mich auf.
    »Oweia.«
    Ich legte den Spiegel beiseite.
    »Willkommen zurück, Grappa«, sagte er mild. »An was
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