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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Namen, manche waren kaum zu lesen, doch der Hinweis, den wir uns erhofft hatten, versteckte sich nicht: Born. Emma Born.
    Sabine Wunsch wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Der Weinhändler hatte zugegeben, von ihr Geld erhalten zu haben, damit er sie bei der Gegenüberstellung nicht wiedererkannte.
    Ich fragte mich, wie mich diese Frau so sehr zum Narren hatte halten können. Die Rolle der trauernden Mutter der kleinen Luna nahm ich ihr jedoch nach wie vor ab. Was war danach passiert?
    »Und wer hat Arno Wunsch getötet, wenn Sabine tatsächlich die Giftmischerin ist?«, fragte ich die beiden Männer.
    »Ich tippe auf Schott«, sagte Brinkhoff. »Er könnte von Wunsch erpresst worden sein. Immerhin hatte der gute Arno zu viel Geld im Haus.«
    »Und was hat die Lektorin mit allem zu tun?«, fragte ich. »Warum war Sabine Wunsch bei ihr? Warum haben die beiden den armen Bluthund so zugerichtet?«
    »Sie ziehen wieder mal voreilige Schlüsse, Frau Grappa«, tadelte mich Brinkhoff. »Es ist doch möglich, dass es eine einfache Erklärung dafür gibt. Pöppelbaum kann auch einem Raub zum Opfer gefallen sein.«
    »Klar. Und die Räuber lassen die teure Kamera da. Das macht wirklich Sinn.«
    »Es macht aber auch keinen Sinn, dass die beiden Frauen die Kamera zurückgelassen haben. Immerhin hat Pöppelbaum sie observiert und sie haben es bemerkt, falls sie ihn wirklich niedergeschlagen haben.«
    »Aber sie wussten nicht, dass er fotografiert hat.«
    »Alles nur Vermutungen.«
    »Ich fahr jetzt nach Hause und lasse mir ein Schönheitsbad ein«, kündigte ich resigniert an.
    Brinkhoff musterte mich. »Viel Erfolg«, meinte er dann.
    Natürlich fuhr ich nicht nach Hause und ließ mir kein Bad ein. Mein Ziel war die Wohnung von Emma Born. Die Telefonauskunft, die ich vom Handy aus anrief, verriet mir ihre Adresse.

Nie wieder Nackenbeißer
    Heute war ein normaler Donnerstag. Vermutlich sitzt sie im Verlag und arbeitet, dachte ich, vielleicht aber auch nicht. Es kam auf einen Versuch an.
    Ich durchquerte die Stadt, blieb endlos lange vor einem beschrankten Bahnübergang stehen und erreichte eine schmale, ruhige Straße im Bierstädter Westen. Das Haus befand sich unmittelbar neben einem Park. Das Wetter war schön, Männlein und Weiblein gingen ihren Balzgeschäften nach und junge Mütter schoben ihre kleinen Lieblinge vor sich her.
    Gebalzt hätte ich auch gern mal wieder, doch der einzige Mann, dessen Interesse ich in der letzten Zeit unglücklicherweise geweckt hatte, war Hasewinkel. Dann lieber Selbstmord oder Kloster.
    Im Hochsommer werde ich auf die Jagd gehen, schwor ich mir, und mir ein Böckchen schießen.
    Ich klingelte bei Emma Born. Nichts.
    Wahrscheinlich hockt sie doch im Verlag und grübelt gerade über einer komplizierten Verwicklung in Stürmische Herzen, dachte ich. Rosalind oder eine ihrer geklonten Schwestern auf der Flucht vor dem geilen Wildhüter oder in den Armen des erhofften Grafen mit dem scharf geschnittenen Gesicht.
    »Die Born sitzt drüben im Park«, holte mich eine kratzige Frauenstimme zurück aus Nackenbeißer-Land. Die Nachbarin hatte sich ein Kissen ins Fenster im ersten Stock gelegt und sonnte sich.
    »Wenn sie schlau ist«, lächelte ich. »Und wo geht sie da immer hin?«
    »In den Biergarten.«
    »Danke. Schönen Tach noch«, sagte ich.
    »Auch so.«
    Ich schlenderte Richtung Biergarten. Lange Holztische, unbequeme Bänke und auf einer davon fand ich sie.
    »Hallo, Frau Born.« Ich setzte mich ihr gegenüber.
    »Hallo, Frau Grappa.«
    »Arbeiten Sie heute nicht?«, fragte ich und wischte mit einem Bierdeckel die Flüssigkeitsringe vom Tisch.
    »Nicht mehr. Ich habe gekündigt, bevor mir gekündigt wurde«, erklärte die Lektorin.
    »Warum das?«
    »Weil es keine Arbeit mehr für mich gibt.« Sie hob das Glas und nahm einen kräftigen Schluck. »Das letzte Manuskript ist im Druck und weitere folgen nicht, weil die Autorin tot ist.«
    »Daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Der Verlag hat keine Verwendung mehr für mich«, berichtete sie weiter. »Und – eigentlich bin ich froh, dass mir künftig diese Texte erspart bleiben. Alles Lügen, Opium für die frustrierten Tussen, die ihre eigene Unfähigkeit, etwas zu fühlen, mit dieser Kitschwelt kompensieren. Das Leben ist nicht so, wie Lilo von Berghofen es beschrieben hat.«
    »Sie meinen, es gibt kein Gut und Böse, kein Reich und Arm und kein Schwarz und Weiß?«
    »Das gibt es natürlich«, räumte die Lektorin sein. »Aber es gibt auch sehr
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