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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Kollege vom Sport, litt ebenfalls unter Kaffeesucht. Er hatte mich wohl schon eine ganze Weile beobachtet.
    »Verrat bloß keinem, dass ich so gut putzen kann.«
    »Ist doch die wahre Bestimmung der Frau: hegen und pflegen.«
    Ich lächelte. »Genau, Süßer. Möchtest du auch eine Tasse Kaffee?«
    »Gerne.« Harras war sichtlich überrascht, weil ich seinen Machosatz ungestraft ließ. Ich startete die Kaffeemaschine.
    »Ist das alles manchmal nicht ein bisschen öde für dich?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Na ja, immer nur über Sport zu schreiben.«
    Die Maschine gab gurgelnde Geräusche von sich.
    »Ich weiß doch, dass du viele Interessen hast«, fuhr ich fort. »Du liest den politischen Teil unserer Zeitung, gehst ab und zu ins Kino und mit einem Buch habe ich dich auch schon gesehen.«
    »Was willst du von mir?«
    »Nichts«, log ich. »Aber ich mach mir halt ab und zu Gedanken über meine Mitmenschen.«
    »Tatsächlich?« Harras wirkte misstrauisch. »Aber du hast ja irgendwie recht, Grappa. Immer nur Sport – mein ganzes Leben will ich das nicht machen.«
    Der Kaffee war durchgelaufen.
    »Ich finde, dass es nie zu spät ist, die Kurve zu kriegen. Und ich könnte dir helfen.«
    Der Kaffee floss über die Milch.
    »Aha. Was soll ich für dich tun?«
    Ich reichte Harras den Becher.
    »Für mich gar nichts. Für unsere Leser. Schreib ein Porträt über Lilo von Berghofen, die Bestsellerautorin.«
    »Kochbücher oder Liebesromane?«
    »Liebesromane. Schöne Menschen, spannende Landschaften und große Gefühle.«
    »Nee, danke«, gab mir der Kollege eine Abfuhr.
    »Die Schriftstellerin steht auf hübsche Männer«, behauptete ich. »Du findest bestimmt schnell Kontakt zu ihr. Das kann eine Freundschaft fürs Leben werden.«
    »Und wenn sie mir die Kleider vom Leib reißt?«
    »Aufregende Vorstellung. Ohne deine Knallkopfpullis siehst du bestimmt ganz lecker aus.«
    »Du will nur deine Arbeit auf mich abwälzen! Deshalb das Gesülze.«
    »Ich komme mit Frauen nun mal nicht so gut klar«, erinnerte ich ihn.
    »Das geht dir mit Männern auch so«, stellte Harras fest. »Und ich habe keine Lust, mich von einer alten Schachtel vernaschen zu lassen.«
    »Die ist nur fünf Jahre älter als ich«, sagte ich empört.
    »Du hast den Zucker vergessen«, jammerte er und hielt mir anklagend seinen Kaffeebecher hin.
    »Entschuldige.« Ich nahm die Tasse und schaufelte drei Löffel weißes Pulver hinein. »Ich rühre sogar für dich um«, sagte ich, tat es und hielt ihm den Becher wieder hin.
    »Du bist nicht sauer auf mich?«, fragte er.
    »Aber woher?«, antwortete ich und ging zur Tür. »Schönen Tag noch, Süßer.«
    Als ich auf dem Flur stand, hörte ich ihn laut fluchen, dann noch lauter husten. »Du verdammtes Miststück! Das war kein Zucker, sondern Salz!«
    Um den Auftrag kam ich wohl nicht herum. In meinem Zimmer schaute ich erneut in die Informationen über die Autorin.
    Von Berghofens Romane waren in viele Sprachen übersetzt worden. Der Plot war immer gleich: Junge Frau sucht und findet die große Liebe. Und die Autorin schien Rosen zu mögen, ihre Heldinnen hießen Rosalind, Rosabell, Annerose oder Rosanne.
    Die Mädels sahen aus, wie ich nie ausgesehen hatte: zart, filigran, blond, waren von »überirdischer Schönheit« und sie hatten Charaktereigenschaften, die mir ziemlich fremd waren: schüchtern, devot, nahe am Wasser gebaut und völlig humorfrei.
    Im Netz gab es zu jedem der fünfzig Bücher Leseproben und mich beschlich der leise Verdacht, dass Lilo von Berghofen lediglich Orte, Tageszeiten und Namen änderte, bevor sie einen neuen Titel auf den Markt brachte. Aus Graf Gero wurde der junge, dynamische Chefarzt Dr. Frederic Hansen und Rosalind aus dem Schloss erlebte im nächsten Schmöker als vom Schicksal gebeutelte Lernschwester Rosemary ihre Wiedergeburt.
    Ich beschloss, mich dem Werk der Autorin nicht weiter zu widmen, immerhin hatte Jansen ja eine Homestory verlangt und niemand konnte mich zwingen, mir die Lektüre anzutun.
    Über das Leben der Schriftstellerin fand ich nur karge Informationen. Zwei für eine Homestory wichtige Punkte erfuhr ich jedoch: Lilo von Berghofen hieß in Wirklichkeit Gerlinde Bomballa und hatte in Bierstadt auf dem Gymnasium Abitur gemacht. Ehemänner, Kinder und anderes bürgerliches Beiwerk suchte ich vergebens.
    Ich googelte weiter und stieß auf ein paar Fotos der Autorin. Für eine Endfünfzigerin hatte sie sich gut gehalten. Sie hatte dickes, rotbraunes Haar und
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