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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Todesmutig häufte ich eine Kelle von der Masse auf den Teller und starrte sie an.
    Der Wirt stellte eine Plastikflasche Senf neben die Blumendekoration und verschwand erneut. Oben an der Flasche war der Senf eingetrocknet und von einem appetitlichen Dunkelgelb.
    Das Töttchen dampfte und der Geruch erschien mir gar nicht mal so übel. Ich nahm einen Löffel davon und schob ihn in den Mund. Ich schmeckte Fleisch, Lorbeerblatt, Zwiebeln und sogar einen Hauch von Nelken. Nicht schlecht. Meine Anspannung löste sich und ich haute rein.
    »Und? Wie isses?«, rief der Wirt zu mir herüber.
    »Lecka!«, strahlte ich. »Gut gewürzt. Was ist denn da nun drin?«
    »Kalbskopf, Lunge und Herz, gekocht und klein geschnibbelt«, antwortete er. »Mehlschwitze mit dem Saft ablöschen, dann noch 'n paar Gewürze und fertig isses Töttchen.«
    »Alles klar«, nickte ich und schob den Teller von mir.
    Ich bezahlte und schaute auf die Uhr.
    Fast eine Stunde war seit meinem letzten Besuch auf dem Rabenhügel vergangen. Zeit, noch mal bei Lilo von Berghofen vorbeizuschauen.
    Beim Hügelhaus hatte sich nichts verändert, ich telefonierte, klopfte an die Tür und beobachtete wieder die Gardinen. Täuschte ich mich oder hatte sich der Faltenwurf inzwischen noch einmal verändert?
    Frustriert stapfte ich am Zaun entlang, vielleicht entdeckte ich irgendwo eine Tür, durch die ich aufs Gelände kam. Mein Vorhaben hieß Hausfriedensbruch, aber der Zweck heiligt die Mittel.
    Tatsächlich stieß ich auf eine Stelle im Zaun, an dem die Maschen beschädigt waren. Es war einfach, das Loch zu vergrößern, und ich drückte mich durch.
    Prompt landete ich in den Himbeeren. Die Stacheln hielten den Stoff meiner Hose fest, doch ich konnte mich mit einem kräftigen Ruck befreien.
    Beherzt stiefelte ich die Treppe zum Holzbalkon hinauf und erschrak. Im Schatten eines Lorbeerbaumes stand ein über zwei Meter langer Holzkerl, grob geschnitzt. Der Penis war übertrieben groß und auf dem Kopf saß ein Vogel mit mächtigem Schnabel, um die Unterschenkel der Skulptur ringelten sich Schlangen. Der Wächter des Hauses, dachte ich.
    Vorsichtig näherte ich mich dem Fenster und blickte in die Küche: ein Holztisch, darauf eine Obstschale, Einbauschränke, Küchengeräte und ein Weinregal. Die Tür, die in den Flur führte, war geöffnet und ich konnte von hier aus den Hauseingang sehen.
    Eine Bewegung im Flur ließ mich zurückschrecken.
    Da war jemand! Ich versuchte, mich zu verstecken, doch dann siegte meine Neugier und ich spähte umso angestrengter in das Innere. Jemand öffnete die Haustür und verschwand nach draußen.
    Die Gestalt war massig, bewegte sich flink, zog aber das Bein nach.

Ein kleines Stückchen Wahrheit
    Ich quetschte mich zurück durch das Loch im Zaun und lief wieder zur Vorderfront des Hauses. Doch es war wie verhext: Die Straße war leer. Keine Menschenseele, kein Motorengeräusch, sondern nur Stille.
    Ich schaute zurück zum Haus.
    »Krah!«
    Über mir hockte ein Rabe auf einem Ast und schaute mich an.
    »Na, du Rabe. Immer noch leicht bedeppert?«
    Der Vogel rührte sich nicht, aber ich bemerkte Spott in seinen schwarzen, glänzenden Augen.
    »Hast du jemanden weglaufen sehen?«, fragte ich.
    »Krah ...«, machte er.
    »Danke, du Huhn«, murmelte ich und griff zum Handy.
    »Ich weiß nicht mehr weiter«, sagte ich zu Peter Jansen. »Hier gehen merkwürdige Dinge vor.«
    Ich gab ihm eine Kurzversion der jüngsten Ereignisse. »Und auf dem Baum sitzt ein Rabe und bewacht das Haus. Aber auch er will niemanden gesehen haben«, schloss ich.
    »Du redest jetzt schon mit einem Vogel?«
    »Ich hab's versucht, aber er antwortet mir nicht.«
    »Bleib da, Grappa«, befahl Jansen. »Ich komme vorbei.«
    »Ruf lieber gleich die Bullen«, riet ich. »Irgendwas ist hier oberfaul.«
    Ich verzog mich in mein Auto und behielt den Rabenhügel im Auge.
    Nach zwanzig Minuten parkte Jansen seinen Wagen hinter meinem. »Lass es uns noch mal versuchen«, meinte er und wir gingen wieder zum Haus.
    »Wo ist er denn?«
    »Wer?«
    »Dein Vogel!«
    »Jetzt ist er weg.« Ich deutete zu einem Walnussbaum. »Genau da oben saß er.«
    Doch Jansen hatte längst die Tür erreicht, klingelte, klopfte, rannte auf und ab. »Da stimmt doch was nicht!«, rief er. »Und es ging wirklich ein Mann aus dem Haus?«
    »Von einem Mann hab ich nichts gesagt. Ein großer hinkender Mensch war's«, sagte ich. »Und jetzt würde ich gern mal wissen, warum du hier so einen Veitstanz
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