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Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser

Titel: Grappa 17 - Grappa und die Nackenbeisser
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Ich zeigte ihm Wunschs Auto und er versprach, sie nicht aus den Augen zu lassen und ihr durch dick und dünn zu folgen. Wir verabredeten uns für acht Uhr morgen früh im Bistro der Bäckerei Schmitz.

Der Hasewinkel ist nix
    Als ich am anderen Morgen in den Spiegel sah, blickte mich eine müde Frau an. Ich war urlaubsreif und nahm mir vor, einen ruhigen Urlaub zu machen – fernab jeder Zivilisation. Kühlschrank, Supermarkt mit großer Wein- und Käseabteilung und Internetanschluss – mehr brauchte ich nicht. Vielleicht in den Schweizer Bergen oder in der Garrigue Südfrankreichs.
    Ich verscheuchte die schönen Visionen und duschte lange. Danach fühlte ich mich wohler, die Wärme des Wassers hatte meine Muskeln entspannt. Ein bisschen mehr Make-up als gewöhnlich und fertig war ich.
    Pünktlich trudelte ich im Bistro. Der Bluthund war noch nicht da und ich musste den üblichen gepflegten Talk mit der Bäckerin beginnen.
    »Tach, wie isses?«
    »Muss. Und selbst?«
    »Muss.«
    Na, bitte. Sie lächelte mich an – die Wangen rot von der Hitze der gerade gebackenen Brötchen.
    »Was macht der Rudi?«, fragte ich.
    »Der kommt nicht mehr«, gluckste Anneliese Schmitz. »Dafür fragt der Hasewinkel immer noch nach Ihnen. Aber ich sach nix.«
    »Es gibt ja auch nichts über mich zu berichten, oder?«, testete ich.
    »Selbst wenn. Der Hasewinkel ist nix für Sie.«
    »Dann sind wir uns ja mal wieder einig«, freute ich mich. »Das nächste Mal erzählen Sie ihm, ich sei lesbisch und meine Freundin sei Versicherungsfachfrau.«
    »Mach ich. Frühstück?«
    »Ja, das volle Programm. Und für zwei. Gleich kommt noch jemand.«
    »Die Freundin?«
    »Nee, der Bluthund.«
    »Wer?«
    »Sie kennen ihn doch. Der lange Schlaks von der Séance.«
    »Ach der«, nickte sie. »Suche einen Mann mit Pferdeschwanz, die Frisur ist mir egal.«
    »Huch, Frau Schmitz!«, empörte ich mich. »So was bin ich von Ihnen gar nicht gewohnt.«
    »Seitdem Rudi bei mir war, ist mir immer so scherzhaft zumute«, kicherte die Bäckersfrau.
    Ich ließ mich im Bistro nieder, Frau Schmitz ging in den Laden zurück und bediente einige Kunden. Sie kauften vor dem Gang ins Büro Brötchen fürs Frühstück im trauten Heim. Es handelte sich meist um Ehemänner, die bei der Gelegenheit auch den Hund Gassi führen mussten. Die Köter legten den ersten Haufen in die Landschaft, während die Gattinnen zu Hause die Sechs-Minuten-Eier bewachten.
    Pöppelbaum war jetzt schon zehn Minuten überfällig. Wahrscheinlich schlief er noch. Ich drückte seine Nummer, ließ es lange klingeln – nichts, noch nicht einmal die Mailbox reagierte.
    Die Bäckerin brachte die belegten Brötchen und die erste Portion Milchkaffee.
    »Wo bleibt er denn, Ihr Bekannter?«
    »Wenn ich das mal wüsste.«
    Obwohl mich eine ungute Ahnung erfasst hatte, frühstückte ich mit großem Appetit, rief zwischendurch immer wieder beim Bluthund an – er blieb stumm.
    »Ich komm langsam in das Alter, in dem die Männer einen versetzen«, erklärte ich der Bäckerin und zahlte.
    Sie sah an mir vorbei durchs Fenster. »Gucken Sie mal da!« Anneliese Schmitz deutete mit dem Finger auf ein abgestelltes Fahrrad.
    Auf dem Lenker hatte sich Hugin, der Rabe, niedergelassen und guckte uns unverwandt an.
    »Das ist nur Hugin«, erklärte ich. »Mein Hausrabe.«
    »Verstehe.« Sie musterte mich und ich erkannte an ihrem Blick, was sie dachte.
    Ich hetzte in die Redaktion und schaute nach, ob Pöppelbaum vielleicht dort eine Nachricht hinterlassen hatte. Hatte er nicht und meine Sorge wuchs.
    Jansen war noch nicht im Haus und ich rief Brinkhoff an, erzählte ihm von dem Treff der ehemals verdächtigen Sabine Wunsch mit dem umgefallenen Zeugen.
    »Und dann hab ich den Bluthund hinterhergeschickt«, gestand ich. »Und nun ist er verschwunden.«
    »Das kann doch harmlose Gründe haben«, beschwichtigte mich der Hauptkommissar. »Vielleicht ist ihm was Wichtiges dazwischengekommen. Aber ich werde mir diesen Weinhändler noch mal vornehmen.«
    Ich ging in das Großraumbüro. Die drei Sekretärinnen saßen fröhlich schwatzend beieinander – die klingelnden Telefone souverän ignorierend.
    »Könnten die Damen mal so nett sein und ans Telefon gehen?«, blaffte ich.
    Stella warf das Zauberwort »Kaffeepause« in den Raum, Sara den Begriff »Zeitung lesen«, triumphierend die Blöd-Zeitung hochhaltend, und Susi schaute betont desinteressiert auf das tätowierte Fußkettchen rund um ihre rechte Fessel.
    Es hatte keinen
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