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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Gesicht, als habe er das gefunden, was er gesucht hatte.
    »Also doch«, sagte er leise.

Keine Leiche ohne Grappa
    Der Tote im Schutt hieß Ali Tabibi. Er wurde 55 Jahre alt und hinterließ ein millionenschweres Imperium von über 50.000 Orientteppichen. Sein Teppichhaus lag gegenüber der gesprengten Bibliothek. Aber der Reihe nach:
    Nach unserer Entdeckung hatte ich einen Polizeibeamten gerufen, der gerade dabei war, eine Straßenabsperrung wegzuräumen. Er bat mich zu bleiben, bis die Mordkommission angerückt war. Als ich zu der Lücke im Bretterzaun zurückging, war Solo verschwunden. Er hat gewusst, dass dort ein Toter liegt, dachte ich, und jetzt macht er sich aus dem Staub, ich hab die Sache am Hals, dieser verdammte Mistkerl ...
    Stimmen durchbrachen meine Fluchwelle. Hauptkommissar Anton Brinkhoff war nicht überrascht, als er mich sah. Seit Jahren verband er meinen Anblick mit Katastrophen, Mordgeschichten und HorrorStorys.
    »Sie schon wieder«, brummte Brinkhoff. »Keine Leiche ohne Grappa. Zeigen Sie mir den Fundort!«
    Stumm ging ich voran. Der Hauptkommissar und zwei seiner Kollegen folgten mir. Die Füße des Toten ragten noch immer zwischen den grauen Trümmern hervor.
    »Warum sind Sie hier eingedrungen?«, fragte Brinkhoff. »Wussten Sie, dass es hier was zu finden gab?« Es klang ziemlich genervt.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Ein Kollege wollte die Trümmer fotografieren, und ich bin mitgegangen ...«
    »Und wo ist dieser Kollege?«, tönte eine Stimme in meinem Rücken. Ich wandte mich um. Bevor ich den Mund öffnen konnte, sagte Brinkhoff: »Guten Morgen, Herr Oberstaatsanwalt. Dies ist die Zeugin, die die Leiche gefunden hat. Frau Grappa vom Bierstädter Tageblatt. «
    Der Ermittler war Mitte Vierzig, hatte einen kahl geschorenen Kopf, abstehende Ohren, dunkle Augen, volle Lippen und trug einen langen, sandfarbenen Wildledermantel. Mit Cowboyhut hätte er in dem Italo-Western Spiel mir das Lied vom Tod mitmimen können.
    »Sie sind doch diese Frau, die in allen möglichen Dingen herumschnüffelt und sich auch noch darüber verbreitet«, stellte der Oberstaatsanwalt fest. »Was – zum Teufel – haben Sie in diesem Bereich zu suchen?«
    Ich überhörte die Frage. »In zivilisierten Gegenden nennt man solche Leute Journalisten«, wehrte ich den Angriff auf meinen hehren Berufsstand ab. »Und wer sind Sie? Ich kenne einige Staatsanwälte, aber Sie sind mir noch nicht über den Weg gelaufen.«
    »Dr. Hasso Klima. Oberstaatsanwalt.« Es klang zackig. »Zuständig für Kapitalverbrechen. Seit genau vier Wochen.«
    »Hasso ist ein prima Name«, lächelte ich. »War Ihr Vater ein Schäferhund?«
    »Glauben Sie bloß nicht, dass Sie die Erste sind, die sich an einem originellen Witz über meinen Vornamen versucht«, behauptete Klima. »Und jetzt zur Sache. Wo ist der Fotograf, von dem Sie eben sprachen?«
    »Weg.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich informierte die Polizei. Als ich zurückkam, hatte sich Solo vom Acker gemacht.«
    »Solo?«
    »Sein Spitzname. Er heißt Mustafa Rotberg.«
    »Wieso Mustafa?«
    »Seine Mutter ist Libanesin.«
    »Interessant. Hat er die Leiche fotografiert?«, kam die nächste Frage.
    »Klar. Job ist Job.«
    »Sehr schön!« Klima stampfte ungehalten mit dem Fuß auf. »Für welches Blatt arbeitet er?«
    »Mal für dieses, mal für jenes. Er ist ein Freier.«
    »Wunderbar!!« Jetzt war Klima richtig schön sauer. »Kennen Sie seine Adresse? Ich werde die Bilder beschlagnahmen und ihn festsetzen lassen!«
    »Die Adresse kenn ich nicht. Und selbst wenn ... schon mal was von Pressefreiheit gehört?«, fragte ich sanft.
    »Ich brauche keine Belehrungen«, schnippte er. Klima gab die Fragerei auf und bewegte sich zum Fundort. Sein Mantel flatterte hinter ihm her wie eine Schleppe.
    Die Polizeibeamten hatten die Mauerreste und Steine vorsichtig beiseitegeräumt. Da lag er. Der Tote war nicht groß, schlank, gut gekleidet in Hemd und Krawatte. Sein Haar war voll und grauschwarz meliert. Ich hatte ihn schon mal gesehen.
    »Kennt jemand diesen Mann?«, fragte Klima in die Runde.
    »Das ist Ali Tabibi«, antwortete ich. »Ihm gehört das Teppichhaus gegenüber. Er hat pünktlich zur Sprengung der Bibliothek seine Teppichpreise um bis zu 80 Prozent gesenkt. Sonderschlussverkauf. Eine Ära geht zu Ende ... so hieß der Werbeslogan, den er sich dazu hat einfallen lassen. Irgendwie passend – so wie der jetzt da liegt.«
    »Frau Grappa hat recht«,
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