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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gehockt, irgendwann hatten wir über Persönliches geredet, über die jeweiligen Wünsche und Träume der anderen und seine eigenen.
    Solo schwankte zwischen Rührseligkeit und Realität, verdrückte Tränen und gab Hasstiraden von sich. Zwischendurch hustete er zum Gotteserbarmen, rannte aufs Klo, nachdem er aus seinem Jackett ein schwarzes Etui herausgenommen hatte. Das Teil erregte meine Neugier.
    »Lippenstift und Make-up?«, fragte ich mit einem schrägen Blick.
    Solo antwortete nicht. Als er das Etui vor sich auf dem Tresen liegen ließ und wieder mal Richtung Klo verduftete, griff ich zu. Im Inneren lagen eine Spritze und zwei Ampullen einer durchsichtigen Flüssigkeit.
    Brinkhoff hatte mich beobachtet. »Das Spritzbesteck eines Diabetikers«, erklärte er. »Jetzt verstehe ich die launischen Ausbrüche, mit denen er uns heute Abend unterhalten hat.«
    Ich schämte mich zwei Sekunden lang, so indiskret gewesen zu sein. Schnell klappte ich das Etui zu.
    Die Straße war fast menschenleer, irgendwo zog jemand die Rollläden hoch, die erste Straßenbahn des Morgens glitt quietschend durch das Schienenbett, als wir die Kaschemme verließen. Ich war beduselt, nicht vom Alkohol, sondern von der schweren Nikotinluft und der dumpfen Kneipengeräuschkulisse.
    Mein Auto, das ich am Vorabend in einer Nebenstraße geparkt hatte, war noch unversehrt. Obwohl es fast Ende Juni war, lag feuchter Morgentau auf den Scheiben. Ich startete und fuhr los.
    Zu Hause wartete niemand auf mich. Meine geliebten Katzen waren kurz hintereinander an Altersschwäche und den damit verbundenen Krankheiten gestorben. Mein Freund Nik war von seinem Arbeitgeber in die USA geschickt worden – im Zuge eines Beamtenaustausches zwischen der deutschen Polizei und dem FBI.
    Ich parkte das Auto und stieg aus. Es war kurz vor vier Uhr morgens. Auf dem Bürgersteig gegenüber meiner Wohnung bemerkte ich eine einsame männliche Gestalt, die sich in meine Richtung bewegte. Der Mann ging mit hochgezogenen Schultern, die Hände in den Taschen, in sich gekehrt, schweren Schrittes. Ich hatte ihn noch niemals gesehen.
    Wenn er jetzt eine Waffe zieht und auf dich schießt, dachte ich, dann bist du tot. Es wäre besser wegzulaufen. Doch meine Füße klebten am Boden.
    Der Mann kam noch näher, die Hände noch immer in den Taschen seines kurzen Mantels vergraben. Er sah nicht gefährlich aus, aber das war vermutlich die beste Tarnung eines Mannes, der auf rothaarige Frauen schießt, die schon zu vielen auf die Füße getreten sind. Ich musste verrückt sein. Warum rechnete ich damit, auf offener Straße von einem Unbekannten getötet zu werden?
    Ich erwachte aus meiner Erstarrung. Der Mann war längst an mir vorbeigelaufen, hatte mich mit keinem Blick gestreift.
    Minuten später hatte ich meine Wohnung erreicht. Ich checkte den Anrufbeantworter und hörte die erboste Stimme von Dr. Hasso Klima, dem Schäferhund mit Fischvorliebe. Er müsse mich dringend sprechen und ... bla-bla-bla.
    Nik hatte sich wieder nicht gemeldet. Ich war zu müde, um traurig zu sein. Ein kurzer Besuch im Bad, und ich lag in meinen Kissen.

Angst vor Fliegen?
    »Wir müssen an der Sache dranbleiben«, befahl Peter Jansen. Die Redaktionskonferenz des Bierstädter Tageblattes tagte, es galt, die kommende Woche zu besprechen, Ideen auszutauschen und Arbeit zu verteilen.
    »Irgendwie muss Tabibis Leiche in das leer gezogene Haus gelegt worden sein«, trug ich vor. »Es muss in der Nacht zum Sonntag geschehen sein. Noch am Samstag hatte die Firma eine Menge zu tun mit den Bohrlöchern und ihrer Auffüllung mit Sprengmaterial. Da hatte niemand die Chance, mit einem Toten in die Bibliothek zu marschieren.«
    »Das Gebäude war doch abgesichert«, wandte ein Kollege der Wirtschaftsredaktion ein.
    »Mit einem schwachen Holzverschlag«, entgegnete ich. »Im Zaun war eine Tür, die im Handumdrehen mit einem spitzen Gegenstand geöffnet werden konnte. Auf diese Weise bin ich gestern ja auch zum Fundort der Leiche gelangt.«
    »Interessant, dass unsere Reporter jetzt schon einbrechen, um an Storys zu kommen«, meckerte der Kollege.
    »Wer acht Stunden am Tag auf seinem Hintern sitzt und seinen PC mit langweiligen Ergüssen über Bilanzpressekonferenzen quält, kann unkonventionelle Recherchemethoden natürlich nicht nachvollziehen«, gab ich ihm eins drüber.
    »Aber, aber ...« funkte Jansen dazwischen. »Es ist doch erst Montagmorgen. Was soll aus dem Rest der Woche werden, wenn schon jetzt das
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