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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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kreative Aggressionspotenzial verschossen wird? Wir wollen doch nicht an Langeweile sterben.«
    Zehn Minuten später saß ich in meinem Büro und hatte eine Tasse Kaffee vor mir stehen.
    »Besuch für dich.« Jansen hatte die Tür kurz geöffnet und einen Mann in mein Zimmer geschoben. Es war Dr. Hasso Klima.
    »Welche Ehre«, begann ich. »Sie bemühen sich höchstselbst in meine bescheidenen Räume?«
    Ich deutete auf den Freischwinger vor meinem Schreibtisch. Der Fischfreund ließ sich fallen.
    »Sie sind schlau, Frau Grappa«, begann Klima. »Sie haben mich reingelegt.«
    »Mag sein«, räumte ich ein. »Besonders schlau braucht man dafür aber nicht zu sein.« Keine Ahnung, worüber der Mann eigentlich sprach.
    »Wollen Sie einen Kaffee?«, schwenkte ich die weiße Fahne.
    »Nein. Mein Magen«, sagte er.
    »Tut mir leid. Und? Was liegt an?«
    »Sie sollten sich da raushalten«, riet er.
    »Ach ja?« Ich betrachtete ihn. Der Oberstaatsanwalt sah etwas derangiert aus. Er trug das Hemd vom Vortag, dunkle Barthaare schoben sich durch die Gesichtshaut ans Licht, eine steile Falte an der Nasenwurzel teilte die breite Stirn.
    »Die Leiche ist obduziert worden.« Klima wollte eigentlich weiterreden, doch etwas hielt ihn zurück – vermutlich waren es meine beeindruckende Persönlichkeit und mein entschlossener Blick.
    »Ach ja?«, wiederholte ich. Ich nahm einen Löffel und rührte den Kaffee um. Das kratzende Geräusch erfüllte den Raum.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen vertrauen kann.« Jetzt zog er die Wir-ziehen-doch-alle-am-selben-Strang-Nummer ab.
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Ich will doch nur, dass Ihnen nichts passiert.« Klima quälte sich ein Lächeln ab, das ganz bestimmt nicht von Herzen kam.
    »Wo drückt Sie denn der Schuh? Ich helfe jedem, der mich darum bittet. Ich kann nicht anders. Das liegt an meiner katholischen Erziehung«, sagte ich gönnerhaft.
    »Schön, dass Sie so denken.«
    »Wollten Sie mir nicht etwas über das Obduktionsergebnis erzählen?«
    »Nur, wenn Sie es nicht veröffentlichen.«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen«, entgegnete ich. »Doch ich werde mit Ihren Informationen verantwortungsbewusst umgehen.«
    Die Show begann mich zu nerven. Er soll endlich mit Fakten rüberkommen, dachte ich.
    »Tabibi war bereits einige Zeit tot, als er in den Trümmern abgelegt wurde. Den genauen Zeitpunkt kann man nicht bestimmen. Sicher ist nur, dass er in einem vollklimatisierten Raum getötet wurde.«
    »Das ist interessant. Wie kann man so was feststellen?«
    »Die exakte Feststellung von Todeszeiten ist schwieriger, als allgemein angenommen wird«, erklärte Klima. »Bereits nach zwei Tagen liefert der Körper einer Leiche kaum noch präzise Daten. Die Gerichtsmediziner schätzen die Todeszeit in solchen Fällen nach dem Verwesungszustand der Leiche. Das bringt sehr ungenaue Angaben. Für die Staatsanwaltschaft ist eine schlüssige Beweisführung fast unmöglich.«
    »Und was hat das mit Tabibi zu tun?«
    »Könnte ich wohl doch einen Kaffee haben?«
    Ich kramte die Reservetasse aus dem Büroschrank. Warum erzählte der Mann mir das alles? Ich war wild entschlossen, jedes Wort von ihm in meinem nächsten Artikel zu verbraten.
    »Danke.« Klima schlürfte den heißen Kaffee.
    »Und weiter?«
    »Jetzt wird es etwas unappetitlich, Frau Grappa.«
    »Das macht nichts«, behauptete ich. »Ich bin hart im Nehmen.«
    »Wie Sie wollen. Ist ein Mensch tot, so bleibt er auf keinen Fall lange allein. Zahlreiche Insekten nehmen sich seiner an. Die ersten, die kommen, sind die Weibchen der blauen Schmeißfliege. Sie finden normalerweise immer einen Weg, ihre Eier in das tote Gewebe zu legen. Doch sie bleiben nicht lang, denn für sie muss eine Leiche ziemlich frisch sein.«
    Der Oberstaatsanwalt machte eine Pause, um zu sehen, wie mir seine Geschichte gefiel. Ich hoffte, dass sich das dumpfe Gefühl in meinem Magen nicht in meinem Gesichtsausdruck widerspiegelte.
    »Als Nächstes kommen die Stutzkäfer«, fuhr er fort. »Sie schätzen Leichen erst, wenn sie sich schon aufzulösen beginnen. Pelzkäfer dagegen zeigen erst Interesse, wenn der Körper nur noch aus Haut und Knochen besteht. Ist das nicht aufregend, Frau Grappa?«
    »Immer wiederkehrende Spiele der Natur«, krächzte ich. »Aus der Erde sind wir gekommen, und zu Erde werden wir.«
    »Schön gesagt!«, rief der Oberstaatsanwalt aus. Jetzt lächelte er. »Insgesamt haben Wissenschaftler an und in Leichen 522 verschiedene Tierarten
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