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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hatte gerade den Hörer aufgelegt, als sich das Faxgerät rührte. Schnelle Arbeit, dachte ich. Der Wisch trug das Logo des Bierstädter Polizeipräsidiums.
    Berichtszeitraum: 23. Juni. Gegen 7.25 Uhr wurde in den Trümmern eines gesprengten Gebäudes die Leiche des iranischen Kaufmanns Ali T., 55 Jahre, gefunden. Der Tote ist nach ersten Ermittlungen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Eine Obduktion wurde angeordnet. Weitere Auskünfte gibt die Staatsanwaltschaft OStA Dr. Hasso Klima.
    Das war alles. Mager und nichtssagend. Ich würde die Story noch etwas aufmotzen müssen. Nach fünf Minuten angestrengten Nachdenkens startete ich den PC.
    Tot in staubigen Trümmern: Iranischer Teppichkönig wurde Opfer eines brutalen Verbrechens – Eine Ära ging zu Ende
    Ich hatte gerade die Überschrift getöpfert, als der Fotograf des Tageblattes eintrudelte.
    »Hast du schon gehört, Grappa?«, fragte er. »Im Schutt lag der Teppichfritze. Mausetot. Alle sind aus dem Häuschen.«
    »Ich hab's mitbekommen. Hast du Bilder?«
    »Die Bullen haben alles abgesperrt. Ich hab den Abtransport des Sarges auf dem Film. Dazu noch den Staatsanwalt, ein paar Kripoleute und was sonst noch so rumlief. Das Porträt des Toten hole ich dir aus dem Archiv.«
    »Besser als nichts«, freute ich mich. »Für die Entfaltung der Fantasie unserer geneigten Leserschaft bin ich zuständig. Ich werd schon dafür sorgen, dass es schön gruselig wird. Dann mach dich mal an die Arbeit, Kleiner. Willst du einen Kaffee?«

Zwei Königskinder
    Irgendwann war Abend, und ich hatte noch etwas Wichtiges vor. Ich erwischte Mustafa Rotberg in seiner Stammkneipe, die nicht gerade in der feinsten Gegend lag. Er hatte mich vor Jahren öfter mal hierher, in seine ›zweite Heimat‹, geschleppt, damals, als er noch beim Bierstädter Tageblatt als Lohnknipser angestellt war.
    Heute hatte sich der Fotograf an die äußerste Ecke des Tresens gesetzt und schon einige Biere und Schnäpse vertilgt, als ich auftauchte.
    »Wie hast du mich gefunden?«, lallte er.
    »Solo, du bist ein konservativer Mensch! Unter deiner Privatnummer hab ich dich nicht erwischt. Du bist dem Alkohol genauso treu geblieben wie dieser Kaschemme. Ich versteh zwar nicht, wie du dich hier wohlfühlen kannst – noch nicht mal die Gläser sind sauber gespült, und draußen riecht's nach Männerpisse ...«
    »Ich mag die Buden nicht, wo die frisch gefickten Sonnenbanktypen herumhängen und an ihrem Daiquiri nippen. Was willst du, Grappa?«
    »Was wohl? Du haust ab, und ich hab die Bullen am Hals! Benimmt sich so ein Gentleman?«
    »Sei nicht sauer«, bat er. Seine Augen waren glasig, die Zunge schwer. Er war blau – doch da war noch etwas anderes.
    »Solo, was ist mit dir?«
    »Ich bin fertig«, sagte er ernst. »Mein Leben ist verpfuscht.«
    Ich sah Tränen auf seiner Wange. »Das geht jedem früher oder später so«, beschwichtigte ich. »Da kommt es meist auf die Uhrzeit an. Wenn ich eine halbe Pulle Chianti gekippt habe, krieg ich auch den Moralischen.«
    »Mir fehlt ein Lebensinhalt.« Solos Hand bewegte sich wieder zum Glas hin.
    »Kauf dir einen Pudel«, riet ich.
    »Du bist ein zynisches Biest, Grappa!«
    Ich nahm's als Kompliment. »Solo, bist du überhaupt noch ansprechbar?«
    »Klar. Was willst du trinken?«
    »Nichts. Ich muss mit dir reden.« Ich kletterte auf einen Barhocker. Der Wirt schlurfte heran und verwischte die feuchten Glasspuren auf dem Holz vor mir. »Ein Wasser, bitte!«, kam ich seiner Frage zuvor.
    »Wer hat dir gesagt, dass in den Trümmern eine Leiche liegt?«, begann ich.
    »Niemand«, log er. »Wie kommst du darauf?«
    »Erzähl mir nichts«, forderte ich. »Du hast ganz gezielt nach etwas gesucht. Und ich sollte die Zeugin spielen. Also binde mir keinen Bären auf.«
    »Lass mich zufrieden!«
    »Du solltest mir dankbar sein. Ich habe dir den Staatsanwalt vom Hals gehalten. Er wollte deine Filme beschlagnahmen.«
    »Das wäre auch egal«, entgegnete Solo. Er griff nach einem halbvollen Wasserglas Wodka und goss es hinunter. Er verschluckte sich und begann zu husten. Ich versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf den Rücken.
    »Lass das«, keuchte er. »Du bringst mich um.«
    »Also? Wer ist dein Auftraggeber?«
    »Niemand. Ich habe nicht vor, die Fotos zu verkaufen.«
    »Und warum warst du dann überhaupt da?« Ich verstand nichts.
    »Das ist eine komische Geschichte. Willst du sie wirklich hören?«
    »Sicher. Sonst wäre ich nicht hier. Also los – ich bin ganz
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