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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten
Autoren: Mhairi McFarlane
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    PROLOG
    V erdammter Mist, so ein Pech …«
    »Was?«, fragte ich.
    Ich schlug eine besonders aufdringliche und unbeirrbare Wespe von meiner Coladose weg. Ben versteckte sein Gesicht hinter der Hand, was ihn umso auffälliger machte.
    »Professor McDonald. Du weißt schon, Egghead McMuffin. Ich hätte schon vor einer Woche einen Aufsatz über Keats bei ihm abgeben sollen. Hat er mich gesehen?«
    Ich warf einen Blick hinüber. Auf der anderen Seite des von der Nachmittagssonne gesprenkelten Rasens war der Professor abrupt stehen geblieben, streckte wie Lord Kitchener den Zeigefinger aus und formte mit den Lippen das Wort » DU «.
    »Äh. Ja.«
    Ben schielte durch seine gespreizten Finger auf mich.
    »Ja, vielleicht? Oder eher: ja, todsicher?«
    »Ja, so sicher wie eine stattliche, tweedtragende, glatzköpfige schottische Scud-Rakete, die deine genauen Koordinaten kennt und über das Gras auf dich zugeschossen kommt, um dich zu vernichten.«
    »Verstehe. Lass mich nachdenken …«, murmelte Ben und schaute hinauf zu den Blättern des Baums, unter dem wir saßen.
    »Hast du vor, auf den Baum zu klettern? Professor McDonald sieht nämlich so aus, als würde er notfalls bis zur Abenddämmerung auf die Feuerwehr warten.«
    Ben ließ seinen Blick über die Reste des Mittagessens und unsere Taschen auf dem Boden schweifen, als könnten sie ihm die Lösung eingeben. Ich war nicht davon überzeugt, dass es ihm helfen würde, einem angesehenen Universitätsprofessor den Rucksack ins Gesicht zu schleudern. Schließlich blieb sein Blick an meiner rechten Hand hängen.
    »Kann ich mir deinen Ring ausleihen?«
    »Klar, aber er hat keine magischen Kräfte.« Ich zog ihn vom Finger und reichte ihn ihm.
    »Stehst du mal auf?«
    »Was?«
    »Steh. Auf.«
    Ich sprang auf und klopfte mir das Gras von den Jeans. Ben balancierte vor mir auf einem Knie und streckte mir den klobigen Silberring, den ich für vier Pfund auf dem Flohmarkt gekauft hatte, entgegen.
    Ich fing zu lachen an. »Oh … du Idiot.«
    Professor McDonald hatte uns erreicht. »Ben Morgan …!«
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich stecke gerade mitten in einer sehr wichtigen Angelegenheit.« Er wandte sich wieder zu mir um. »Ich weiß, wir sind erst zwanzig Jahre alt, und der Zeitpunkt dieses Heiratsantrags mag vielleicht durch … äußere Umstände ein wenig Nachdruck erfahren haben. Aber ungeachtet dessen bist du einfach großartig. Ich weiß, ich werde für keine andere Frau jemals so empfinden wie für dich. Dieses Gefühl wird immer stärker und stärker und …«
    Professor McDonald verschränkte die Arme vor der Brust, doch er lächelte. Kaum zu fassen. Bens Chuzpe hatte wieder einmal gesiegt.
    »Bist du sicher, dass dieses Gefühl nicht die Rache der Tortilla mit Mais und Dosenwürstchen ist, die du mit Kev gestern Abend gemacht hast?«, fragte ich.
    »Nein! Mein Gott – du hast mich erobert. Ich spüre es in meinem Kopf, in meinem Herzen, in meinem Bauch …«
    »Vorsicht, junger Mann, ich würde mir den Rest dieser Aufzählung sparen«, meinte Professor McDonald. »Das Gewicht der Geschichte lastet auf Ihnen. Denken Sie an das Vermächtnis. Es sollte inspirieren.«
    »Danke, Sir.«
    »Du brauchst keine Frau, du brauchst ein Durchfallmittel«, sagte ich.
    »Ich brauche
dich.
Was sagst du? Heirate mich. Eine einfache Zeremonie. Dann ziehst du zu mir. Ich besitze eine Luftmatratze und ein fleckiges Handtuch, das du zusammenrollen und als Kopfkissen benützen kannst. Und Kev arbeitet gerade an einem wunderbaren Rezept für Patatas bravas, bei dem man die Kartoffelstückchen in einer Tomatensuppe aus der Dose erhitzt.«
    »Das ist ein tolles Angebot, Ben, aber nein danke.«
    Ben wandte sich Professor McDonald zu. »Ich werde wohl Sonderurlaub wegen eines Trauerfalls brauchen.«

[home]
    1
    I ch komme ein wenig später als üblich nach Hause, und dieser spezielle Regen in Manchester, der gleichzeitig senkrecht und waagrecht fällt, schiebt mich zur Tür hinein. Ich trage so viel Wasser mit ins Haus, dass es sich anfühlt, als würde mich die Brandung wie einen Strang Seetang an den Fuß der Treppe spülen und dort hängen lassen.
    Unser Haus ist freundlich und bescheiden, finde ich. Man erkennt innerhalb von Minuten, dass wir zwei kinderlose Berufstätige Anfang dreißig sind. Gerahmte Drucke von Rhys’ musikalischen Helden. Shabby Chic mit Betonung auf Ersterem. Und glänzend dunkelblau lackierte Fußbodenleisten, die meine Mum zu der abfälligen
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