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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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antike Bildhauer ein ewiges Denkmal gesetzt haben.«
    Costas blätterte derweil in dem Herrenmagazin, das er seinem Vater entrissen hatte.
    »Wenigstens ist er nicht schwul«, sagte ich. »Das wäre schade für meine Geschlechtsgenossinnen.«
    »Haben Sie etwas gegen homosexuelle Männer?«, wollte er wissen.
    »Im Gegenteil. Sie behandeln Frauen zuvorkommend und höflich. Jeder, so wie er kann oder will oder muss.«
    »Die Liebe zwischen Männern und Knaben hat in unserem Land eine alte Tradition«, dozierte er, »erst das monotheistische Christentum hat unserem Volk die Prüderie eingeimpft. In der Antike galt die Liebe zwischen Männern als heilig, die Liebe zur Frau war notwendiges Übel, um sich fortzupflanzen. Der Knabe, der von einem berühmten oder reichen Mann zur Liebe angeleitet wurde, hatte beste Karriereaussichten.«
    »Dann ist dem armen Costas vermutlich etwas entgangen«, meinte ich, »aber er sieht nicht unglücklich dabei aus.«
    Kondis schwieg. Es schien ihm leid zu tun, so viele Worte an mich verschwendet zu haben, denn er stand plötzlich auf und verschwand im hinteren Teil des Busses.
    Der hübsche Costas fummelte in einer Zigarettenschachtel herum. Ein kurzer Satz des Vaters, und der Brennstab verschwand wieder in der Packung. Zuvor hatte Kondis die Reiseteilnehmer am Flughafen gebeten, aufs Qualmen während der Busfahrt zu verzichten.
    Doch dann erreichte mich eine Wolke aus Zigarrenrauch aus dem hinteren Teil des Busses. Irritiert drehte ich mich um. Ein dicker halsloser Mann mit einem Strohhut pustete das Gift unbekümmert in die Gegend. Neben ihm duckte sich eine dünne, verhärmte Frau mit dunkler Dauerwellenfrisur. Später erfuhr ich, dass dieser Mann Alfred Traunich hieß.
    Wir berühren die Straße nach Korinth. Es war Sonntag, die Lastwagen fehlten, und wir kamen schnell voran. Hinter dem Hafen in Piräus nahmen wir die Abfahrt nach Mandra. Das Hafengelände war weitläufig und schmutzig. Riesige Tanker lagen vor Anker. Keine Spur von Hafenromantik, von Fernweh, schmachtenden Seemannsbräuten und ferngereisten Matrosen.
    Schnell erreichten wir Natur pur. Die schmale Straße nach Mandra stieg rasch an und führte durch Kiefernwälder. Es war Anfang Juni und die Welt noch grün. Die Asphodelen waren schon verblüht, dafür strahlte der Ginster eidottergelb mit den pinkfarbenen Oleanderbüschen um die Wette.
    Die Sonne knallte durch das Busfenster und wärmte. Urlaubsgefühle ergriffen mich. Warum hatte ich mir am Flughafen kein Auto gemietet und mich allein auf den Weg gemacht? Den Auftrag einfach sausen lassen? Weg von einer mittelalterlichen Reisegesellschaft und einem missgelaunten Reiseleiter, der an einem Karriereknick zu knuspern hatte?
    Der Bus bog von der Straße ab und legte an einem Straßenrestaurant an. Es war eine einfache Holzbude, vor der ein riesiger Holzkohlengrill rauchte. Wir stiegen aus. Der Wirt hatte auf einer Wiese unter großen schattigen Kiefern Holztische und Plastikstühle angeordnet, an denen viele Leute saßen und aßen. Griechische Volksmusik wurde über zwei Boxen nach draußen geleitet.
    »Wir werden hier etwas essen«, stellte Kondis fest. »Warten Sie bitte einen Moment, ich werde mit dem Besitzer reden!«
    Wie eine brave Schafsherde blieben alle vor dem Bus stehen. Nach einer Weile durften wir uns an einen großen Tisch setzen. Drei Kellner brachten Brot, Bestecke und Wasser.
    Ich hatte mich zwischen Pater Benedikt und Frau Maus niedergelassen. Kondis saß neben Daphne, an deren anderer Seite sich der hübsche Costas postiert hatte. Das Ehepaar saß in trauter Einheit beisammen, neben den beiden eine Frau, die ohne Begleitung unterwegs war. Das musste die Sekretärin sein. Als Letzte in der Gruppe hockten Vater und Sohn am hinteren Ende des Tisches.
    »Kommen wir zur Vorstellungsrunde«, sagte die warme Stimme von Kondis. »Mein Name ist Jason Kondis, ich bin Ihr Reiseleiter. Neben mir meine Mitarbeiterin Daphne Laurenz. Unseren Busfahrer und seinen Sohn kennen Sie ja ebenfalls schon. Die Dame mit dem roten Haar ist Frau Grappa, eine Journalistin, die einen Bericht über diese Reise machen will. Für einen Radiosender. Seien Sie ihr bitte behilflich bei ihrer Arbeit, Frau Grappa ihrerseits wird Sie so wenig wie möglich belästigen.«
    Er machte eine Pause, als warte er auf eine Reaktion von mir. Ich übte ein hinreißendes Lächeln.
    »Ich möchte hoffen«, erzählte Kondis weiter, »dass diese Reise, die ja einen gewissen intellektuellen Anspruch hat,
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