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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Sommersprossen an allen möglichen Stellen, um danach wieder vollends zu erblassen.
    Jason Kondis sah ich erst am Flughafen wieder. Er stand mit Daphne Laurenz vor dem Counter, der vorher als Treffpunkt ausgemacht worden war. Neben den beiden erspähte ich eine ältere Frau, die schreiend bunt gekleidet war. Auf dem Kopf thronte ein breitkrempiger Strohhut, die Füße steckten in groben Wanderschuhen mit Profilsohle. Die weißen Söckchen schienen selbstgehäkelt.
    »Hallo!«, sagte ich schlicht. Daphne Laurenz hielt mir freundlich ihre Hand hin, während Kondis schnell beide Hände in die Taschen seiner hellen Leinenhose steckte. Er trug eine Sonnenbrille, sodass ich seine Augen nicht erkennen konnte. Um seine Lippen lag ein mürrischer Zug.
    »Lieber Herr Dr. Kondis«, flötete ich, »die Freude über mein Erscheinen steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Ich habe mir vorgenommen, Sie zu mögen. Es hat also keinen Sinn, sich zu sträuben. Wollen Sie mir die Dame nicht vorstellen?«
    Er öffnete tatsächlich den Mund und sprach: »Das ist Frau Maus.«
    Ich sagte: »Das war präzise. Klasse, wie Sie mit vier Worten ein Problem umfassend lösen können.«
    Dann wandte ich mich der alten Dame zu, die dem Dialog gelauscht hatte. »Gute Tag, Frau Maus. Mein Name ist Maria Grappa. Ich werde diese Reise beobachten, denn ich bin Journalistin. Was ich genau vorhabe, werde ich erklären, wenn alle gekommen sind. Waren Sie schon mal in Griechenland?«
    War sie nicht. Sie bot mir an, sie beim Vornamen zu nennen: Martha. Ich mochte sie.
    »Ich habe für diesen Urlaub lange gespart«, erzählte sie, »schon als Kind habe ich die Heldensagen gerne gelesen, mit diesen vielen Göttern, die auch nicht anders sind als die Menschen. Hier – ich habe das Buch dabei!«
    In ihrer Reisetasche lag ein abgegriffenes Büchlein griffbereit. Ich las: Sagen des griechischen Altertums.
    »Schön, dass Sie sich so gut vorbereitet haben«, meinte ich.
    Mein Blick fiel auf Kondis. Er hatte uns zugehört.
    »Kennen Sie dieses Buch?«, fragte Martha Maus, die sein Lauschen für Interesse hielt. Sie ging auf Kondis zu und präsentierte stolz das Werk. »Hier steht alles drin, was Sie wissen müssen. Wenn Sie wollen, dann leihe ich es Ihnen, denn ich kann es fast auswendig. Es gibt auch Bilder von den Göttern und Helden. Schauen Sie!«
    Sie hatte das Buch aufgeschlagen. »Das ist Odysseus auf seinen Irrfahrten nach dem Kampf um Troja.«
    Sie meinte es lieb. Seine Lippen zuckten. Welche Gemeinheit würde er sich rausschrauben?
    Er nahm die Sonnenbrille ab und sah die alte Frau an, die ihm noch immer das geöffnete Buch entgegenhielt. »Ein schönes Buch! Ich würde mich freuen, wenn Sie es mir leihen würden«, sagte er sanft und lächelte sie an. Es klang fast zärtlich. »Können Sie es wirklich entbehren?« Er legte seine Hand auf ihren Oberarm. Eine Geste der Freundschaft.
    Sie strahlte und reichte ihm das Buch, als sei es eine Morgengabe. Er griff danach und verstaute es in seiner Aktentasche. Er bemerkte, dass ich zugehört hatte, nahm die Brille von der Stirn und tauchte seinen Blick wieder ins Dunkel.
    »Sie können ja richtig nett sein«, zischte ich ihm wenig später zu. Martha Maus hatte sich fröhlich plappernd Daphne Laurenz zugewandt.
    »Jeder bekommt das, was er verdient!«, gab er zurück.
    »Und womit habe ich Ihren Unwillen erregt?«
    »Sie sind Reporterin und wollen herumspionieren. Persönlich habe ich überhaupt nichts gegen Sie.«
    »Danke!«, sagte ich ironisch und deutete eine devote Verbeugung an. »Haben Eure Gnaden noch ein paar Tipps auf Lager, um die Reise nicht zum Duell zwischen uns werden zu lassen?«
    Er sah mir ins Gesicht und nahm wieder die Sonnenbrille ab. Es war das erste Mal, dass er mir in die Augen schaute. Seine waren dunkelbraun, und das Weiß des Augapfels schien wie frisch getüncht. Er hatte lange dunkle Wimpern, die bei Männern manchmal weibisch wirken. Zu ihm passten sie.
    »Halten Sie sich zurück. Stören Sie den Verlauf der Reise nicht durch Ihre Recherchen und Interviews. Menschen sind nicht dazu da, gegen ein Honorar verwertet zu werden. Niemand soll Opfer einer Berichterstattung werden, die er nicht kontrollieren kann. Haben Sie verstanden, was ich meine?«
    Er hatte meinen Unterarm gepackt und drückte ihn. Ich wollte ihn wegreißen, doch er spielte Schraubstock.
    »Verdammt noch mal! Lassen Sie mich los! Ich mache nur meinen Job. Gerade Sie müssten doch wissen, wie schwer es sein kann, Geld zu
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