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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beharrte er. »Mein Bekannter ist heute Abend auch hier. Ich werde ihn herholen. Dann können Sie die Einzelheiten mit ihm absprechen.«
    Er ließ mich stehen und verschwand im Gewühl. Griechenland, dachte ich, warum nicht? Sonne und Landschaft, vielleicht baden. Es war Ende Mai. Die richtige Zeit also. Die Berge würden noch grün sein, die Oliven blühen, und die Aprikosen hätten bereits Früchte angesetzt.
    Ich schlenderte gedankenverloren durch das Menschengewühl. Eigentlich hasste ich solche Feste. Zu viele Menschen, zu viel Lärm und kaum Gelegenheit, sich wirklich gut zu unterhalten. Doch der Wein war gut, und das Kalte Büfett konnte sich auch sehen lassen. Ich goss mir ein und hoffte auf die kommunikative Wirkung des Alkohols.
    »Das ist Herr Kondis!« Es war der Wellenchef. Ich löste meinen Blick von den Lachsschnittchen und schaute auf.
    »Guten Abend!«, meinte ich lahm. Der Mann, der Kondis hieß, guckte mürrisch und musterte mich bei der Gelegenheit. Er ließ offen, ob ihn mein Anblick schreckte.
    »Ich lasse Sie beide jetzt allein«, drohte der Wellenchef, »Herr Kondis weiß, dass Sie die Gruppe begleiten werden. Also, viel Spaß noch!«
    »Sollen wir uns irgendwo hinsetzen?«, versuchte ich den Dialog anzuheizen.
    Er nickte nur kurz mit dem Kopf und hielt nach einer Lücke Ausschau. Dann stiefelte er auf eine Bank neben dem Gartenteich zu. Ich trottete hinterher. Das kann ja heiter werden, fluchte ich, der Mann ist ein geborener Entertainer.
    Ich setzte mich neben ihn auf die feuchte Bank. »Wie war Ihr Name doch gleich?« Es war mein dritter Versuch. Einen vierten würde es nicht geben.
    »Jason Kondis.« Seine Stimme war tief und samtig. Überrascht schaute ich hoch. Die Jalousie vor seinem Gesicht war noch immer herabgelassen. Er fing an, mich zu nerven.
    »Plappern Sie immer so fröhlich drauflos?«, wollte ich wissen. »Sie lassen mich ja kaum zu Wort kommen.«
    »Was wissen Sie über Griechenland?« Der Oberlehrer ließ grüßen.
    »Sonne, Meer und Schafskäse und Retsina. Reicht das?«
    Er zuckte verächtlich mit den Mundwinkeln und vertiefte sich in seine Lieblingsbeschäftigung, das Schweigen.
    Ich erhob mich. Er war sichtlich erleichtert, mich loszuwerden, denn seine Gesichtszüge entspannten sich.
    »Ich finde Sie genauso, wie Sie mich finden«, knurrte ich, »das hält mich aber nicht davon ab, Sie und Ihre Reisegruppe zu begleiten. Unser Gastgeber hat schließlich alles organisiert, und ich möchte meine Arbeit tun. Wann können wir also miteinander reden?«
    Jason Kondis erhob sich von der Gartenbank. Er war nicht viel größer als ich, hatte dunkles Haar, das sich zu lichten begann, schwarze Augenbrauen und eine scharf geschnittene Nase, die mich an die marmornen Gesichter antiker Skulpturen erinnerte. Verachtung spielte um seinen Mund, als er eine knappe Verbeugung andeutete. Dann ließ mich der Kerl einfach im Grünen stehen und verschwand.
    Ich kämpfte mich durch eine Gruppe von Gästen, die sich um einen Gartengrill versammelt hatten, auf dem das so genannte Grillgut seiner Vollendung entgegenschmorte. Der Wellenchef hatte sich brav in die Reihe der Wartenden eingereiht.
    »Dieser Kondis ist der unfreundlichste Mensch, der mir in den letzten Monaten begegnet ist«, erzählte ich ihm. »Ich glaube, wir können das Feature vergessen. Ich würde sowieso viel lieber nach Italien fahren. Florenz, Siena, Lucca und die etruskischen Gräber in der Toskana. Oder Rom. Der klassische Ort für so was. Bildungsreisen gibt's überall hin. Warum soll ich mit diesem Kondis fahren? Er hat absolut keine Lust, mit mir zusammenzuarbeiten.«
    »Lassen Sie mich nur machen!«, lächelte der Wellenchef. Sein quadratisches Sauriergesicht war neuerdings auf den Werbeplakaten des Senders abgebildet. Eine Idee der PR-Abteilung, die so neue Hörer gewinnen wollte.
    »Dieser Kondis ist arrogant bis zum Abwinken«, fuhr ich fort, »wie will der bodenständigen Bierstädtern die griechische Kultur so erklären, dass sie ihm folgen können?«
    »Die Gruppe, mit der Sie reisen werden, ist exklusiver als Sie denken«, lächelte mein Auftraggeber verschmitzt, »außerdem kann er es sich nicht aussuchen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Jason Kondis hat seine Reiseagentur erst vor Kurzem gegründet«, erzählte er, »Kondis ist promovierter Archäologe und genießt international den besten Ruf. Oder – sagen wir – er genoss den besten Ruf.«
    »Und warum tingelt er dann mit Touristen durch die Gegend?«
    Der
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