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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Straßenkarte. Nichts beeindruckt die Hörer mehr als eine genaue Kenntnis der Umgebung, über die man berichtet.
    Natürlich mussten neue Kleider her. Ich brachte die wenigen noch tragbaren Teile meiner Klamotten auf Vordermann, was stundenlanges Waschen und Bügeln bedeutete. Mitten in eine solche Glättarie schellte das Telefon. Es war Dr. Jason Kondis.
    »Ich würde mich gern mit Ihnen treffen, um mit Ihnen über Ihre Arbeit zu reden«, sagte er kühl.
    »Prima«, säuselte ich. »Ich freue mich, dass Sie Ihre Auffassung geändert haben. Und Ihr Benehmen. Ich hoffe, Sie quatschen mich nicht wieder tot. Wann und wo?«
    »Können wir zusammen essen gehen?«
    »Nein. Das kostet mich zu viel Zeit. Ich komme in Ihr Reisebüro. Welche Straße?«
    Er zögerte. »Ich habe noch keine Firmenadresse«, kam es dann.
    »Verstehe. Sie sind ein Heimarbeiter. Machen Sie einen Vorschlag!«
    »Im Café bei Ihnen um die Ecke.«
    »Dort? Woher kennen Sie meine Adresse?«
    »Zufall. Sind Sie einverstanden?«
    »Okay. In zwei Stunden. Noch etwas, Herr Kondis. Sie haben mich doch nicht freiwillig angerufen, oder?«
    Er druckste herum. »Sie haben recht. Ich bin nach wie vor gegen eine journalistische Begleitung der Reise. Aber ich will meinem Freund einen Gefallen tun.«
    »Er hat Ihnen doch auch geholfen, der Gute«, murmelte ich. »Enttäuschen Sie ihn also nicht. Es wäre doch schade, wenn er das viele Geld, das er in Ihr Unternehmen gesteckt hat, verlieren würde, oder?«
    »Sie haben recht, Frau Grappa. Ich weiß, dass Sie meine Geschichte kennen. Vermutlich verachten Sie mich deshalb.« Der letzte Satz war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Verachten? Quatsch!«
    »Hat es Sinn, Ihnen zu sagen, dass ich unschuldig bin?«
    Ich lachte auf. »Was kümmert Sie meine Meinung? Selbst wenn Sie ein Dieb wären, würden Sie es mir sagen?«
    »Nein. Sie sind eine harte Person. Sagen Sie eigentlich immer das, was Sie denken? Ohne Rücksicht auf die Gefühle Ihrer Mitmenschen?«
    In seinem Ton flackerte aggressives Feuer. Noch ein bisschen Pusten, und ein Großbrand wäre angesagt.
    »Lassen wir das doch«, versuchte ich die Situation zu entschärfen, »ich habe kein persönliches Interesse an Ihnen. Es ist mir egal, ob Sie ein Dieb sind. Jeder lebt sein eigenes Leben und ist selbst dafür verantwortlich. Bis gleich also! Ich werde pünktlich da sein.«

Baumnymphe und Lorbeerbaum
    »Sind Sie Frau Grappa?«, sprach mich die junge Frau an. Ich wartete bereits zehn Minuten auf Kondis. Als ich auf die Frage mit einem Nicken antwortete, setzte sie sich zu mir an den Tisch.
    »Herr Kondis ist leider verhindert«, entschuldigte sie ihn, »er musste zum Flughafen fahren. Ich soll alles mit Ihnen bereden.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Entschuldigen Sie. Ich bin Daphne Laurenz. Ich bin die Mitarbeiterin von Herrn Dr. Kondis.«
    »Was? Kein Büro und eine Mitarbeiterin?« Sie war Ende Zwanzig, attraktiv und hatte für eine echte Blondine entschieden zu dunkle Augen. Ihr olivgrünes Kostüm saß knapp, eine schwere goldene Kette zierte ihr Dekolleté. Die langen Haare reichten über die Schultern. Mehr konnte ich bei der ersten Überprüfung nicht erkennen.
    »Ich studiere noch. Archäologie. Ich kenne Herrn Kondis von der Uni, er hielt dort Gastvorlesungen über griechische Mythologie. Er hat mich als zweite Reiseleiterin engagiert.«
    »Daphne ist ein schöner Name«, stellte ich fest. »Er klingt so griechisch.«
    »Daphne war die Tochter eines thessalischen Flussgottes. Apollon liebte und verfolgte sie, doch sie hatte Jungfräulichkeit geschworen. Als er sie vergewaltigen wollte, verwandelte sie sich in einen Lorbeerbaum.«
    »Eine hübsche Geschichte«, stellte ich fest. »Zeugt von viel Fantasie und einem Gefühl für Dramatik. Kennen Sie Herrn Kondis schon länger? Was wissen Sie über ihn?«
    Sie zögerte mit der Antwort, hatte vermutlich Angst, einer Journalistin Auskunft zu geben. Ihre dunklen Augen prüften mich. Es schien so, als vergliche sie das Bild, das ihr Kondis von mir gegeben hatte, mit der Wirklichkeit.
    »Ich fresse nur kleine Kinder zum Frühstück«, witzelte ich, »keine ausgewachsenen Männer. Schon gar nicht welche mit Doktortitel. Also, warum ist er so schroff?«
    »Sie fragen ziemlich direkt.«
    »Ja. Berufskrankheit. Wollen Sie nicht antworten oder können Sie nicht?«
    »Ich will nicht. Fragen Sie ihn selbst.« Die Abfuhr war nicht zu überhören.
    »Wie Sie meinen. Dann lassen Sie uns zur Sache kommen.«
    Ich
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