Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Plastikstuhl setze, werde ich mich entspannen und an dich denken. Machs gut und leb wohl!«
    An diesem Abend trank ich eine Flasche Wein, kramte in meinen Erinnerungen und schlief bis zum Nachmittag des darauffolgenden Tages. Ich duschte eiskalt, ging drei Stunden spazieren und dann ins Kino. Es gab Pasolinis »Medea« mit Maria Callas in der Hauptrolle. Medea blieb bis zum bitteren Schluss die starke Siegerin, auch wenn sie dabei Mann und Kinder verlor. Das Leid machte sie unverwundbar und gab ihr historische Größe. Eine griechische Tragödie mit allem, was dazu gehörte: Blut, Tränen, Gewalt, Mord, Liebe, Leidenschaft, Hass und Rache.
    In ihr gab es keinen Part für eine Germanin, die den schlichten Namen »Maria« trug, rote Haare hatte und noch immer mit den Sommersprossen kämpfte, die sie sich in der Sonne eines hinreißenden Landes geholt hatte.