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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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»trainieren Sie schon für Ihre Verteidigung?«
    Kondis warf mir einen warnenden Blick zu. Er wollte die sanfte Tour durchziehen. Warum nicht, dachte ich, lass ihn machen und guck, was dabei herauskommt.
    »Ich sage Ihnen, was in der Nacht geschehen ist und warum. Durch das Gespräch, das ich mit Ihnen, Frau Grappa, im mykenischen Königspalast führte, kamen Gefühle ans Tageslicht, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. Vater hatte Mutter getötet. Er hat sie nach und nach vergiftet, weil er Athina Melas heiraten wollte.«
    »Er hat mir erzählt, dass er Athina erst nach dem Tod Ihrer Mutter traf«, wandte ich ein.
    »Lüge«, schrie Ajax, »alles Lüge. Ich habe einen anonymen Brief an die Polizei geschrieben, doch nichts ist geschehen. Dann habe ich es Vater ins Gesicht gesagt. Er brachte mich zum Nervenarzt, und ich wurde in eine Klinik eingewiesen. Ich kam erst frei, als ich ihm versprach, die Beschuldigungen fallen zu lassen.«
    »Und Athina? Sie haben sie doch sehr gemocht, oder?« Ich dachte daran, wie er sie mir beschrieben hatte. Sie seien wie Bruder und Schwester gewesen.
    »Ich liebte sie. Als Vater sie zugrunde richten wollte, musste ich etwas unternehmen. Doch auch hier habe ich versagt. Sie hatte die Diebstähle entdeckt und herausbekommen, dass Vater das Museum seit Jahren ausgeplündert hat. Sie hat es mir gesagt und mich gefragt, was sie machen soll.«
    Er schlug die Hände vors Gesicht. Kondis legte den Zeigefinger auf die Lippen. Ajax Unbill brauchte Zeit, um sich zu erinnern. Ich schwieg.
    Die meisten Touristen waren bereits gegangen, die blau gekleideten Wächter strichen durchs Gelände, um nach verspäteten Besuchern zu fahnden. Die Ausgrabungsstätte wurde geschlossen. Ein Mann winkte zu uns hinaus und bedeutete uns hinabzusteigen.
    »Kommen Sie!« Kondis nahm Ajax am Ellenbogen und zog ihn hoch. Schweigend stiegen wir ab.
    »Haben Sie heute schon etwas gegessen?«, fragte Kondis, als wir auf dem Parkplatz standen. Ajax antwortete nicht. »Wo schlafen Sie?« Auch diese Frage blieb unbeantwortet.
    »Wir nehmen ihn mit in unser Hotel«, raunte ich, »ich will den Rest der Story noch hören.«
    Die Pension lag nur einen Kilometer entfernt an einer Straßengabelung. Wir hatten unser Gepäck bereits vor unserem Besuch hier abgeladen. Die Pergola aus Weinranken und Palmblättern überdachte die Tische und die bekannten Plastikstühle. Ich bestellte Wasser und Wein, Brot, Käse, Joghurt und Oliven. Ajax griff gierig danach, als alles auf dem Tisch stand.
    »Athina sagte Vater auf den Kopf zu, dass er ein Dieb sei. Zwei Wochen später war sie tot. Selbstmord durch Gift.«
    »Hat er sie auch auf dem Gewissen?«, fragte ich.
    »Ich denke schon. Vater musste wissen, dass er nicht ungestraft davonkäme. Gattenmord – und das gleich zweifach. Er kannte die Strafen, die darauf stehen. Blut gegen Blut. Der Sohn rächt die Mutter, oder – wie bei Orestes – der Sohn rächt den Vater.«
    »Und Frau Vischering? Warum haben Sie sie mit Eisenhut vergiftet?«
    »Sie war seine Komplizin. Er wollte sie umbringen und überredete mich, es zu tun. Aber das war für mich nur ein Spaß, die Vorbereitung auf die wirkliche Rache.«
    »Wie haben Sie ihn in den Garten gelockt?« Kondis schüttete Ajax zum dritten Mal Wein ein. Jetzt wird es interessant, dachte ich.
    »Das war nicht schwer«, plauderte Ajax weiter, »ich behauptete, Frau Vischering wolle ihn im Garten treffen. Er war so verschlafen, dass er sich noch nicht einmal über die Uhrzeit wunderte.«
    »Und woher hatten Sie plötzlich eine Axt?«, mischte ich mich ein.
    »Ich habe sie in Dodona im Garten des Hotels gefunden. Dort, wo der Eisenhut wuchs. Leider war es keine doppelschneidige mykenische Axt. Sie hätte mir besser gefallen.«
    »Man kann eben nicht alles im Leben haben«, murmelte ich.
    »Und dann haben Sie Ihren Vater erschlagen«, setzte Kondis die Erzählung fort. »Mit der Axt, die Sie vermutlich im Garten versteckt hatten.«
    »Ja. War das nicht schlau eingefädelt?« Ajax lachte stolz wie ein Kind, das gerade eine schwierige Rechenaufgabe gelöst hat. »Leider hatte ich nicht bemerkt, dass Sie uns gefolgt waren. Als ich die ersten Schläge gegen die Beine des Gattenmörders ausführte, damit er nicht mehr weglaufen konnte, bemerkte ich, dass jemand durchs Gebüsch streifte. Ich drehte die Axt um, schlich zu Ihnen hin und versetzte Ihnen einen Schlag auf den Kopf. Dann tötete ich Vater.« Er griff nach einem Stück Brot.
    »Dieser
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