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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub)
Autoren: Tanja Pleva
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vergötterte sie heute noch wie damals. Das kannte Sam aus seinem schnelllebigen Umfeld nicht. In seinem Bekanntenkreis heiratete kaum noch einer, Beziehungen hielten maximal drei Jahre, dann war der erste Flash vorbei, und man suchte sich was Neues. »Phillippe, ich muss los. Grüß Claudette von mir.«
    Die Durchsage, dass die Maschine nach Rom zum Einsteigen bereit war, knisterte durch die Lautsprecher und ließ Sam spüren, dass er einen ziemlich nervösen Magen hatte.
    Dann schaltete er sein Handy aus, setzte seine Sonnenbrille auf und stieg in das Flugzeug nach Rom.

4
    ROM
    Pünktlich um vier landete die Lufthansa-Maschine 743 auf dem Aeroporto internazionale Leonardo da Vinci in Rom.
    Peter Brenner, ehemals beim BKA tätig, leitete seit drei Jahren eine damals neu ins Leben gerufene Abteilung bei Europol, die sich ausschließlich mit grenzüberschreitenden Mordfällen befasste. Er wartete bereits ungeduldig mit einem Schild in der Hand, auf dem, mit grünem Marker geschrieben, »Sam O’Connor« stand. Peter Brenner war mindestens einen Meter neunzig groß, dünn und schmalschultrig mit einer rot leuchtenden hohen Stirn, die wie die Spitze eines Leuchtturms aus der Menge der wartenden Italiener ragte.
    Direkt vor der Ankunftshalle stand eine schwarze Limousine. Ein Chauffeur hielt den beiden Beamten die hintere Wagentür auf, und Brenner wartete, bis Sam auf den beigefarbenen Ledersitzen durchgerutscht war, um neben ihm Platz zu nehmen.
    Nachdem sich der schwere Wagen in Bewegung gesetzt und Sam es sich auf der Rückbank einigermaßen bequem gemacht hatte, zog Brenner auch schon eine Akte aus seiner ledernen Tasche hervor.
    Â»Wie war der Flug?«
    Â»Gut. Danke«, antwortete Sam knapp. Brenner gingen seine Flugangst und der damit für ihn verbundene psychische Stress nichts an.
    Â»Hier, sehen Sie sich das an.« Sam nahm die Akte und öffnetesie. Auf die Innenseite der Mappe waren Fotos von einer Leiche und einem Tatort geheftet. Eine Hinrichtung, war Sams erster Eindruck.
    Â»Die Polizei fand sie auf einem öffentlichen Platz mitten in Rom. Wie Sie sehen, war die Leiche nackt und halb verbrannt. Dass sie nicht ganz verbrannt ist, muss wohl an dem Regenschauer in der Nacht gelegen haben. Na ja, trotzdem konnte sie das auch nicht retten.«
    Â»Wann war das?«
    Â»Vor drei Monaten, im Oktober letzten Jahres.«
    Â»Zeugen?«
    Â»Keiner hat was gesehen oder gehört. Erst später haben Anwohner etwas gerochen und die Polizei verständigt.«
    Sam hatte nichts anderes erwartet. Wie so oft hatte niemand etwas bemerkt.
    Â»Ich habe die ViCLAS-Datenbank mit den Daten gefüttert und einen ähnlichen Fall aus dem Jahr 2006 in Hamburg gefunden. Auch hier wurde eine Frau verbrannt. Ob es sich um denselben Täter handelt, ist fraglich, aber wir beziehungsweise Sie sollten das überprüfen. Ich habe die Akte bereits angefordert. Sie steht Ihnen schnellstmöglich zur Verfügung.«
    Â»Sie meinen, wir haben es mit einem Serientäter zu tun?«
    Â»Ich will es zumindest ausschließen. Die Akte liegt auf dem zuständigen Revier für Sie bereit. Der Flug nach Hamburg geht morgen Vormittag.«
    Sam war begeistert: zwei Flüge in zwei Tagen. Er sah wieder auf die Papiere auf seinem Schoß. Zwischen dem Mord in Hamburg und dem Fall hier in Rom lagen zwei Jahre. Sollte es sich tatsächlich um ein und denselben Täter handeln, konnte er davon ausgehen, auf weitere Fälle zu stoßen. Er rieb sich nachdenklich übers Kinn. »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte er.
    Â»Wir treffen uns erst einmal mit dem zuständigen Beamten, der hier den Fall bearbeitet hat, dann entscheiden Sie, wie Sie weiter vorgehen wollen.«
    Als die Limousine vor dem Gebäude der Polizia di Stato hielt,hatte Sam so gut wie gar nichts von der Stadt gesehen. Er wusste nur, dass er irgendwo in Rom war.
    Wenn man an Rom und seine Architektur denkt, hat man alte Bauwerke mit dorischen Säulen und Steinfresken vor Augen. Das Gebäude der italienischen Staatspolizei hatte damit rein gar nichts zu tun. Es war ein ockerfarben gestrichener Neubau und versprühte so wenig architektonischen Charme wie ein Maulwurfshügel.
    Brenner schob Sam an der Anmeldung vorbei, die Treppen nach oben, einen langen, nicht enden wollenden Flur entlang. Links und rechts gingen alle drei Meter Türen ab, die allesamt geschlossen waren. Kein
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