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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
Autoren: R. A. Salvatore
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Vorwort
    Der Zauberer schaute unsicher auf die junge Frau hinunter. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, und er sah ihre dicken, kastanienbraunen Locken, die ihr voll und lebensprühend auf den Schultern lagen. Aber der Zauberer hatte auch schon die Traurigkeit in ihren Augen gesehen. So jung war sie, kaum älter als ein Kind, und wunderschön und unschuldig.
    Und dieses wunderschöne Kind hatte ein Schwert in das Herz seiner geliebten Sydney gestoßen.
    Harkle Harpell streifte die quälenden Erinnerungen an seine Liebe ab und ging den Hügel hinunter. »Ein herrlicher Tag«, sagte er fröhlich, als er die junge Frau erreichte.
    »Glaubst du, daß sie es bis zum Turm geschafft haben?« fragte Catti-brie ihn und sah unverwandt auf den südlichen Horizont.
    Harkle zuckte mit den Schultern. »Falls sie noch nicht da sind, werden sie es sicher bald sein.« Er musterte Catti-brie und konnte keinen Zorn gegen sie wegen ihrer Tat verspüren. Sie hatte Sydney getötet, das stimmte wohl, aber Harkle brauchte sie nur anzusehen, um zu erkennen, daß reine Notwendigkeit und keine Böswilligkeit ihren Schwertarm geführt hatte. Und jetzt konnte er nur Mitleid mit ihr haben.
    »Wie geht es dir?« stammelte Harkle. Er war voller Bewunderung über den Mut, den sie angesichts der schrecklichen Ereignisse, die ihr und ihren Freunden widerfahren waren, bewiesen hatte.
    Catti-brie drehte sich zu dem Zauberer um. Deutlich sichtbar lag eine Spur von Kummer in ihren tiefblauen Augen, aber mehr noch glühten sie von einer hartnäckigen Entschlossenheit, die jeden Eindruck von Schwäche vertrieb. Sie hatte Bruenor verloren, jenen Zwerg, der sie in ihrer frühesten Kindheit aufgenommen und wie seine eigene Tochter aufgezogen hatte.
    Und ihre Freunde jagten gerade jetzt in einer verzweifelten Verfolgungsjagd hinter einem Meuchelmörder her durch den Süden.
    »Wie schnell sich doch alles geändert hat«, flüsterte Harkle. Er war voller Mitgefühl für die junge Frau. Er erinnerte sich an jene Tage vor nur wenigen Wochen, als Bruenor Heldenhammer und seine kleine Gruppe auf ihrer Suche nach MithrilHalle, der verlorenen Heimat des Zwerges, durch Langsattel gereist waren. Es war eine fröhliche Begegnung gewesen, bei der Geschichten ausgetauscht und künftige Freundschaften mit der Familie Harpell in Aussicht gestellt worden waren. Keiner von ihnen hatte geahnt, daß sie von einer zweiten Gruppe mit Catti-brie als Geisel, angeführt von einem bösen Meuchelmörder, und Harkles geliebter Sydney verfolgt worden waren. Bruenor hatte Mithril-Halle gefunden und war dort umgekommen.
    Und die Magierin Sydney, die Harkle so sehr geliebt hatte, hatte bei dem Tod des Zwerges eine schlimme Rolle gespielt.
    Harkle holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Bruenor wird gerächt werden«, gelobte er mit einer Grimasse.
    Catti-brie küßte ihn auf die Wange und ging den Hügel zum Efeu-Herrenhaus hinauf. Sie hatte Verständnis für seinen Schmerz und rechnete es ihm hoch an, daß er ihr seine Hilfe bei der Verwirklichung ihres Schwures zugesagt hatte, nach Mithril-Halle zurückzukehren, um die alte Zwergenheimat für die Sippe Heldenhammer zurückzuerobern.
    Aber für Harkle gab es keine andere Möglichkeit. Die Sydney, die er geliebt hatte, war eine Fassade, eine schöne Schale gewesen, unter der sich ein machthungriges, gefühlloses Ungeheuer verborgen hatte. Und er hatte in dieser Tragödie selbst auch eine Rolle gespielt, als er Sydney ahnungslos über den Verbleib von Bruenors Gruppe informierte.
    Harkle beobachtete Catti-brie beim Gehen. Die Last ihrer Sorgen verlangsamte ihren Schritt. Er konnte keinen Groll gegen sie hegen — Sydney hatte ihren Tod selber herbeigeführt, und Catti-brie war nichts anderes übriggeblieben, als ihn zu vollstrecken. Der Zauberer richtete seinen Blick gen Süden. Auch er machte sich Sorgen um den Dunkelelfen und den großen Barbaren. Erst drei Tage zuvor waren sie nach Langsattel gewankt gekommen, eine von Trauer erfüllte und erschöpfte Gruppe, die dringend der Ruhe bedurfte.
    Aber es konnte keine Ruhe geben, denn der böse Meuchelmörder hatte das letzte Mitglied ihrer Gruppe, Regis, den Halbling, in seine Gewalt bekommen und war mit ihm entkommen.
    So viel war in den vergangenen Wochen geschehen. Harkles heile Welt war von einer merkwürdigen Gruppe von Helden aus einem weit entfernten, verlassenen Land namens Eiswindtal und einer wunderschönen, jungen Frau auf den Kopf gestellt worden. Aber ihnen konnte man keine Schuld
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