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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub)
Autoren: Tanja Pleva
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Hinweis darauf, was sich dahinter verbarg. Die Wände waren weiß, und die Deckenbeleuchtung bestand aus Neonröhren. Wäre da nicht der graue Teppich gewesen, hätte man denken können, in einem Krankenhaus zu sein.
    Der Flur machte einen Knick nach rechts und endete in einer Sackgasse vor einer weiteren nichtssagenden Tür. Brenner klopfte leise an.
    Vor den beiden Männern stand plötzlich eine rassige blonde Italienerin, die eher auf die Titelseite des GQ -Männermagazins gepasst hätte als in ein kleines, stickiges Büro der italienischen Staatspolizei.
    Â»Darf ich vorstellen, Nina Vigna von der Mordkommission, Sam O’Connor, unser Sachverständiger, Tatortanalytiker und Profiler.« Nina reichte Sam eine perfekt manikürte, schmale Hand, und Sam bemerkte zu seinem Erstaunen, dass ihr Händedruck wider Erwarten kräftig war. Nina nickte Brenner zur Begrüßung nur zu, offensichtlich hatten sie heute schon das Vergnügen gehabt, und bewegte ihre kurvige Figur auf einen abgenutzten Schreibtisch zu, hinter dem sie anmutig Platz nahm.
    Â»Setzen Sie sich bitte, Signori.« Sie wies auf zwei Plastikstühle vor dem Schreibtisch und öffnete dann eine Akte.
    Â» Allora , dieser Fall ist sehr difficile  … ja, schwierig. Wir kommen nicht weiter. Es gab noch nie so etwas terrificante in Italia  …«

    Â»Wenn man von den Mafiamorden absieht, vielleicht«, warf Sam ein und erntete einen bitterbösen Blick aus Ninas tiefschwarzen Augen. Dann fuhr die Polizistin ungerührt fort.
    Â»â€¦Â was mich vermuten ließ, dass der Täter nicht von hier ist, und deshalb bat ich meinen Mann, bei Signore Brenner für mich anzurufen.« Sie lächelte Brenner an, und der lächelte zurück.
    Â»Ja, richtig. Wir haben gestern miteinander telefoniert. Ich kenne Ihren Mann noch aus BKA-Zeiten.« Brenner zog ein Stofftaschentuch mit den Initialen P. B. aus seiner grauen Anzughose und wischte sich eine Schweißperle von der inzwischen nicht mehr leuchtend roten, sondern blassrosa mit bräunlichen Pigmentflecken gesprenkelten Stirn. Sam wunderte sich, dass Brenner schwitzte, denn warm war es weiß Gott nicht in dieser kleinen Abstellkammer.
    Â»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mir zunächst einmal gerne den Tatort ansehen, Signora Vigna, und zwar ungefähr zu der Zeit, als der Täter das Opfer dort angezündet hat. Außerdem möchte ich die Wohnung des Opfers sehen.«
    Â»Tut mir leid, aber die Wohnung ist wieder vermietet. Sie hatte keine Verwandten, außer einer Mutter in einem Heim. Die Piazza anzusehen ist kein Problem. Was halten Sie von einem Rendezvous heute Nacht um eins mit mir? Ich komme zu Ihnen ins Hotel.«
    Sam schmunzelte, und Brenner, der sich gerade übers ganze Gesicht wischte, hielt sich sein Taschentuch vor den Mund und gab ein undefinierbares Geräusch von sich, das ein Hüsteln oder Glucksen sein konnte.
    Nina Vigna sah von einem zum anderen.
    Â»Ist mein Deutsch sehr schlecht?«
    Wie aus einem Munde antworteten die beiden Männer: »Nein. Es ist hervorragend.«
    Sie erhob sich von ihrem Stuhl, zog den Rock, der ihre schlanken Oberschenkel bedecken sollte, aber im Sitzen hochgerutscht war, wieder nach unten und schüttelte zuerst Brenner und dann Sam zum Abschied die Hand. Dabei sah sie ihnen nicht eine Sekunde zu lang in die Augen, und Sam verstand, dass sich diese Frau nur mit absolut kühler Professionalität ihre Kollegen vom Halse halten konnte. Zweifellos wusste sie genau, welchen Reiz sie auf das andere Geschlecht ausübte, und Sam war sich ziemlich sicher, dass sie immer bekam, was sie wollte. Er wandte sich Brenner zu, wies mit der Hand auf die Tür, um Brenner den Vortritt zu lassen, und verließ dann hinter ihm das kleine Büro der GQ -Kandidatin Nina Vigna.

5
    SALZBURG
    Frau Dileilah, die eigentlich Birgit Eschberger hieß, hatte eine außerordentlich ausladende Figur. Gesicht und Hals gingen ineinander über und saßen auf einem kugelrunden Körper. Ein Humpty Dumpty in einem geblümten Kittel. Die zwei kurzen dicken Unterarme endeten übergangslos in zehn wurstähnlichen Fingerchen, die flink ein paar Karten mischten. Wäre ihr Kittel durchsichtig gewesen, hätte man gesehen, dass der fettleibige Körper von einem engen Korsett in Form gehalten wurde. Ihre kleinen Füßchen steckten in ein paar ebenfalls geblümten
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