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Good Girls

Titel: Good Girls
Autoren: Laura Ruby
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der siebten Klasse feiert sie jedes Jahr. Nur Neulinge oder Nieten tauchen ohne Verkleidung auf. Die müssen dann eins von Joelles alten Ballettröckchen tragen, ob sie wollen oder nicht. Beim Hineingehen sehe ich einen Jungen mit einem leuchtend rosa Tutu. Er sieht absolut lächerlich aus und genau das soll er auch.
    Als Joelle uns entdeckt, läuft sie zu uns. Um ein Haar wäre sie über ihr langes, weißes Kleid gestolpert.»Wie seht ihr denn aus!«, kreischt sie. »Da kriegt man ja echt Angst!« Joelle ist als Göttin oder so was verkleidet. Sie trägt ein hauchdünnes Kleid, goldene Armreifen, Glitzerpuder auf den Wangen und lange Locken. Ash sagt, Joelle verkleidet sich immer so, dass sie trotzdem hübsch aussieht und nicht schrecklich. Joelle würde sich niemals als Mumie oder Monster verkleiden, nicht einmal als Punk. Joelle möchte wie Joelle aussehen, nur ein bisschen glamouröser.
    »Sag mal, was bist du denn?«, will Ash wissen.
    »Was heißt hier, was bist du denn?«, kreischt Joelle. Sie gehört zu der Sorte Mädchen, die gerne kreischen. Vor allem wenn viele Leute in der Nähe sind. »Antigone, natürlich! Die tragische Figur aus der griechischen Mythologie.«
    »Anti was?«, fragt Ash.
    Joelle stemmt die Hände in die Hüften und stampft mit dem Fuß auf. »Antigone!«
    »Anti-Atomkraft?«, sagt Ash.
    »Antiautoritär«, sage ich.
    »Vielleicht solltet ihr zum Theater gehen«, sagt Joelle. Joelle will Schauspielerin werden. Eigentlich ist sie schon Schauspielerin. Ihre Mutter hat sie mehrfach vom Unterricht befreien lassen, weil sie diverse Auftritte hatte: bei Werbespots, als Laienschauspielerin und sogar bei einer Fernsehserie.
    Ash zieht ihre geschwärzten Augenbrauen hoch. »Das Theaterspielen überlassen wir lieber dir. Aber wenn du Antigone bist, dann bin ich Frodo aus Herr der Ringe .«
    »Verdammtes Miststück«, sagt Joelle und boxt ihr in den Arm.
    »Wer ist verdammt?«, sagt Luke. Er steht plötzlich neben uns im Flur. Er trägt schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd mit weißem Papierkragen. Ich habe plötzlich das Gefühl, nicht mehr genug Luft zu bekommen.
    »Wie geht es Ihnen, Vater?«, erkundige ich mich.
    Er legt mir die Hand auf den Kopf. »Mein Kind, du bist eine Sünderin.«
    Ash schnaubt verächtlich. »Du musst es ja wissen!«
    »Wieso denn?«, sagt Luke. »Ich bin schließlich kein Priester, sondern Pastor. Pastoren dürfen.«
    »Dürfen was?«, frage ich. Luke grinst anzüglich und ich werde rot. Ich bin froh, dass es dunkel ist und ich weiß geschminkt bin. Luke weiß trotzdem Bescheid. Sein Grinsen wird noch breiter. Dann zieht er weiter. Die Stelle, auf der gerade eben noch seine Hand lag, fühlt sich warm an. Wie nach einer Kopfmassage. So geht es mir jedes Mal, wenn er in meiner Nähe ist. Mein Verstand rinnt aus dem Ohr. Nur mein Körper bleibt übrig. Ein Körper, den ich kaum noch beherrschen kann. Es ist ein Wunder, dass meine Beine ihm nicht einfach hinterherlaufen und mich ihm zu Füßen werfen. Das wäre nicht das erste Mal.
    »Er ist echt süß«, sagt Joelle. »Ihr zwei seid doch immer noch zusammen, oder?«
    »Kommt drauf an«, sage ich. Ich beobachte, wie Luke mit Pam Markovitz redet. Sie ist als streunende Katze verkleidet. Mit struppigen Ohren, Schnurrhaaren und allem drum und dran. Luke zieht sie an ihrem zottigen Schwanz. Mein dummer, hirnloser Körper reagiert prompt: Meine Hände ballen sich zu Fäusten und mein Magen zieht sich zusammen.
    Joelle folgt meinem Blick. »Blöde Schlampe!«
    »Ich hab gehört, Pam soll Jay Epstein im Kino einen geblasen haben«, sagt Ash.
    »Echt?«, frage ich. »Wer sagt das?«
    »Jay Epstein.«
    »Eine sehr zuverlässige Quelle«, sage ich.
    »Und wenn schon«, sagt Joelle. »Alle wissen doch, dass sie es mit jedem macht.«
    »Seht euch bloß an, wie sie ihren Hintern in dem engen Teil rausstreckt«, fügt Ash hinzu. »Das sieht doch widerlich aus!«
    »Luke scheint es jedenfalls nicht zu stören«, sagt Joelle. Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, fügt sie hastig hinzu: »Ich meine, er ist echt süß. Aber du kannst wirklich froh sein, dass er nicht dein richtiger Freund ist.«
    »Ach was. Wer braucht schon einen festen Freund?«, schnaubt Ash. »Wir wollen schließlich noch lange nicht heiraten. Außerdem hat Audrey Recht. Sie sagt immer, wir gehen ja sowieso bald aufs College.«
    Eigentlich sollte es mir nichts ausmachen, dass Luke so gerne flirtet. Alles soll ganz locker und easysein. Dummerweise scheint vor allem er
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