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Good Girls

Titel: Good Girls
Autoren: Laura Ruby
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von unserer lockeren Freundschaft zu profitieren. »Sind noch andere Typen da?«, frage ich.
    »Na, hoffentlich«, sagt Ash. »Ich hab seit Wochen keinen mehr gehabt.«
    Joelle geht weg, um uns ein Glas Wasser zu besorgen. Es gibt also Bier, das wir vor ihrem Vater verstecken müssen. Aber wahrscheinlich bleibt er wieder so lange in seinem Arbeitszimmer über der Garage, dass er sowieso nichts mitkriegt. Ash und ich folgen Joelle ins Wohnzimmer. Es ist mal wieder alles vertreten: Penner, Hexen, Teufel, als Cheerleader verkleidete Footballspieler und als Footballspieler verkleidete Cheerleader. »Wie originell!«, bemerkt Ash. Immerhin gibt es einen Jungen, der eine Schwimmweste und ein Papp-Aquarium auf dem Kopf trägt. Als wir ihn fragen, als was er sich verkleidet hat, sagt er: »Ich schwimme gegen den Strom.« Das Aquarium ist mit roten Fischen beklebt. Die weißen Zähne leuchten in seinem blau geschminkten Gesicht.
    Ash zieht mich sofort zu jedem halbwegs ansehnlichen Jungen, den wir noch nicht kennen. Joelle rennt mit ihrer Digitalkamera herum und macht schlechte Fotos. Luke zieht von Mädchen zu Mädchen, klaut Hexenhüte und geht mit einem Dreizack, den er sich vorübergehend von einem der Teufel ausgeborgt hat, auf die Jagd. Pam Markovitz und Cindy Terlizzi sitzen tuschelnd nebeneinander auf dem Sofa. Sie werfen mir böse Blicke zu undgrinsen gehässig. Als wäre ich daran schuld, dass alle Pam für eine Schlampe halten. Ich achte nicht auf sie, rede mit diesem und jenem und versuche krampfhaft, das Fest zu genießen. Trotzdem habe ich das Gefühl, überhaupt nicht anwesend zu sein. Ich fühle mich wie ein Beobachter aus weiter Ferne. Ash ist genervt, weil ich nicht gut drauf bin, und beginnt mit dem Aquariumjungen zu flirten. In der Hoffnung, dass sich etwas ergeben könnte. Hin und wieder klingelt oder brummt oder dudelt ein Handy und die Leute schreien über die Musik hinweg: »Was? WAS?«
    Ich kippe den Rest Bier hinunter und gehe zur Kühlbox, um mir ein neues zu holen. Dabei mag ich überhaupt kein Bier.
    »Ach herrje. Wer wird denn so ein trauriges Gesicht machen? Wo ist denn unser Mädchenschwarm?«
    Ich drehe mich um. Vor mir steht Chilly. Er trägt Schlabberjeans, Turnschuhe und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Doofes Kostüm bitte hier einschieben.« Joelle hat es offenbar als Verkleidung durchgehen lassen. Jedenfalls trägt er kein Tutu.
    »Wer?«, frage ich.
    »Du weißt genau, wen ich meine«, sagt er.
    »Tu ich nicht«, sage ich. Wenn ich Chilly sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Seine Augen sind leuchtend grün wie radioaktive Algen und sein Mund erinnert mich an einen glitschigen Regenwurm.
    »Ich wundere mich, dich hier zu sehen«, sagt er. »Musst du nicht noch für Tausende von Prüfungen büffeln? Oder noch eine Fremdsprache lernen?«
    »Kroatisch«, gebe ich zurück. »Aber das kann ich morgen auch noch machen.«
    »Du bist ja so ein braves Mädchen. Macht es dich nicht wahnsinnig, dass du nicht den besten Schulabschluss der Stufe machen wirst?«
    Vergangenes Jahr war ich die viertbeste in unserer Stufe und musste mich ganz schön dafür abrackern. Viele Leute halten mich für eine Art Genie, nur weil ich mal eine Klasse übersprungen habe. Ich glaube nicht, dass ich schlauer bin als die anderen. Höchstens merkwürdiger.
    »Bis zum Ende des Schuljahrs sind es noch acht Monate«, sage ich. »Bis dahin kann noch viel passieren.«
    »Vergiss es«, sagt er. Er nimmt einen Schluck aus seiner Flasche. Es ist kein Bier, sondern Ginger Ale. »Du wirst Ron niemals einholen. Der schlägt jeden. Und Kimberley würde eher Selbstmord begehen, als sich den zweiten Platz wegschnappen zu lassen. Ich weiß nicht mehr, wer Platz drei belegt, aber eins steht fest: Du wirst ihn oder sie niemals einholen.«
    »Und wenn schon? Was kümmert dich das überhaupt? Du schläfst doch sowieso nur im Unterricht.«
    »Mir ist das schnurzegal. Meine Noten werden mich genau dorthin bringen, wo ich hinwill.«
    »Ganz bestimmt«, sage ich. Ich habe das dringende Bedürfnis, ihm auf die Schuhe zu kotzen. Ichkann es einfach nicht fassen, dass ich mal mit ihm zusammen war. Am liebsten würde ich mir die Finger in die Ohren stecken und die Erinnerungen aus meinem Gehirn kratzen. Er macht einen Schritt auf mich zu. Sein Algenblick ist auf meine Brust geheftet. »Wie wär’s, wenn wir uns ein bisschen amüsieren?«
    »Nein«, sage ich.
    »Komm schon«, sagt er. »Du bist frei und ich bin auch frei.«
    Ich
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